[pkbern] Schattengemüse und Schattenbeeren

  • From: Ueli Scheuermeier <uelischeuermeier@xxxxxxxxx>
  • To: pkbern@xxxxxxxxxxxxx
  • Date: Sun, 10 Nov 2019 15:09:30 +0100

Hoi zäme,
Merci für all die Infos zu Mischkulturen. Es scheint mir jetzt bei dieser
Diskussion sind drei Aspekte hochgekommen:
1. Am einfachsten schlicht nur, dass verschiedene Pflanzen unterschiedliche
Nischen besetzen und folglich im Gemisch die vorhandenen Resourcen einer
verfügbaren Fläche gemeinsam besser nutzen als Monokulturen aus ihren
Mischpartnern. Darum ist ja die Natur höchst selten "mono".
2. Alle die Geschichten um Allelopathie, dh. die aktive gegenseitige
Förderung oder Unterdrückung unterschiedlicher Pflanzenarten. Vermutlich
wird man da auch Pilze und Tiere mit einschliessen wollen (was mir darum in
den Sinn kommt, weil ich mal im Alentejo in Protugal die lockeren
Korkeichenwälder gesehen habe, mit ihren braunen Schweinen darunter, die
einen hochbegehrten Schinken produzieren).
3. Die Lichtumwandlungseffizienz in mehrstufigen Mischkulturen, wo es also
darum geht das Licht photosynthetisch in etwas für uns brauchbares zu
verwandeln. Und mehrstufige Mischkulturen, das beginnt schon im Maisfeld,
und endet in hochkomplexen Waldgärten.

Ich glaube die drei Aspekte greifen oft ineinander. Aber es ist vielleicht
hilfreich sie hier konzeptionell auseinanderzuhalten, um dann vor Ort in
der konkreten Umsetzung wieder gekonnt zu kombinieren?

Zu 1: Zur Nischennutzung könnten wir Beobachtungen anstellen und einander
mitteilen was funktioniert hat.
Zu 2: Über die Allelopathie gibt es eine riesige Literatur und viele
Erfahrungsberichte. Es ist allerdings schwierig die Symbiosen
wissenschaftlich wirklich belegen zu können. Wir könnten aber austauschen
welche Kombinationen bei uns jeweils wirklich besser funktioniert haben als
Monokulturen. Wobei.... Monokulturen sind in der Permakultur a priori kein
hilfreicher Ansatz. Aber beschriebene wissenschaftlich belegte
Allelopathien, da wäre es hilfreich zu wissen wer von uns solche aus
eigener Erfahrung bestätigen kann.
Zu 3: Zur Lichteffizienz finde ich haben wir ein ziemliches Loch in unserem
"Können". Und da finde ich könnten wir in relativ kurzer Zeit wichtiges
Neuland erarbeiten!!

Folglich schlage ich folgende Suchrichtung vor:
Fokus Produktion im Schatten: Was ist in unseren Gärten im Schatten oder
Halbschatten unter Bäumen, Sträuchern, Pergolas, aber auch zwischen Häusern
oder an Fassaden mit nur 2-3 Stunden direktem Sonnelicht gelungen, was dann
essbar oder sonstwie nützlich wurde? Und was ist uns abverheit? Klar wird
die Produktion oft im Schatten weniger sein, aber entscheidend ist nicht,
dass es weniger ist, sondern dass es überhaupt etwas zu ernten gab, wo sich
die Arbeit lohnte.
Das Ziel unserer Suche wäre:
Welche Gemüsearten und -sorten, auch Beeren usw. belohnen unsere Arbeit sie
im Schatten und Halbschatten oder bei begrenzter Sonnendauer anzubauen?
Welche sind ganz besonders schattentolerant? Das sind dann die Arten, auf
welche wir uns in Waldgärten und begrenzten Häuserschluchten konzentrieren,
oder?

Also konkret:
Wer hat zu "Schattengemüse und Schattenbeeren" konkrete Erfahrungen zu
teilen? Wer will was im 2020 ausprobieren?
Merci
Ueli

On Sun, Nov 10, 2019 at 8:41 AM Lis Daniel Martin <daniel.lis@xxxxxx> wrote:

Liebe alle


David und Ueli haben viele bereits vorweg genommen, dem ich mich nur
anschliessen kann.


zu a) kann ich vielleicht noch hinzufügen, dass nach Tankred Götsch es
darauf ankommt, ob man den Nussbaum zwischen Februar und Mitte Juli zurück
schneidet und so dadurch durch die ausscheidenden Wachstumshormone die
Wachstumsdynamik der umgebenden Pflanzen gefördert werden können.
Alleopathie von Nussbäumen kommt nach ihm nur dort vor, wo man alternde
Bäume hat.


Bei der Akazie sehe ich seit kurzem vor allem den Nutzen den sie durch ihr
langlebiges Holz liefert. Auch macht Mollison darauf aufmerksam, dass sie
gutes Mulchmaterial mit hohem Stickstoffmaterial liefert. Ich hatte halso
meine Freude, als eine alte Akazie bei unserem Mietblock in Bern gefällt
wurde und schon nach kurzem überall ein Ausschlag von neuen Akazien
erfolgte. Dies bedeutete für mich ein reiche Ernet an Mulchmaterial. Oft
denken wir bei Ernten immer nur an Lebensmittel, dabei können Pflanzen auch
gute Produkte in Form von Futter für Tiere, Brennstoffen, Baumaterial usw.
liefern.

Allgemein bedeutet für mich wuchernde Pflanzen immer auch eine reiche
Ernte an Mulchmaterial. Wenn ich mit Mulch arbeite, kann ich eigentlich nie
genug davon haben und bin desshalb auf schnell wachsende Pflanzen
angewiesen. Invasive Neophythen eigenen sich dazu besonders gut.


Was die Neophythen Diskussion angeht, empfehle ich auch die Lektüre von
Fred Pearce's Buch "Die Neuen Wilden". Es wirft einmal einen anderen Blick
auf diese, den neuen Bedingungen gut angepassten Pflanzen.


Zu b) kann man zusätzlich zu den schattenliebenden Pflanzen auf Pilze
hinweisen die Schatten sehr gerne haben. Auch bin ich daran im Tessin die
Erfahrung zu machen, dass z.Bsp. Pfirsichbäume, Kakki, Indianerbananen,
aber auch Zwetschgenbäume besser im Schatten von grösseren Bäumen gedeihen.
Interessant finde ich auch Davids Hinweis, dass bei etwas Schatten einige
Pflanzen in ihrem Schatten grössere Blätter bilden. Das könnte vor allem
dort interessant sein, wo man Interesse an den Sprossen von Pflanzen hat,
z.Bsp. Bambus.


Lieber Gruss


Daniel
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*Von:* pkbern-bounce@xxxxxxxxxxxxx <pkbern-bounce@xxxxxxxxxxxxx> im
Auftrag von David Küpfer <dmarc-noreply@xxxxxxxxxxxxx>
*Gesendet:* Donnerstag, 7. November 2019 11:16:38
*An:* pkbern@xxxxxxxxxxxxx
*Betreff:* [pkbern] Re: Photosynthese-Effizienz im Mischkulturen

Hallo zusammen,

das Thema ist wirklich spannend. Was die Mischtheorie angeht, nehme ich
mir die Freiheit und trage mal bei, was ich zum Thema weiss.

a) Der Konkurrenzverhindernde Effekt (welcher als Allelopathie bezeichnet
wird) bei der Walnuss geht auf chemische Stoffe zurück, konkret bei der
Walnuss ist es das Juglon, das viele Pflanzen im Wuchs beeinträchtigt oder
gar ganz hindert. Es gibt allerdings auch eine Reihe von Pflanzen, welche
sich von dem Juglon nicht stören lassen sollen. Man findet solche Listen im
Internet, z.B. hier:

https://extension.psu.edu/landscaping-and-gardening-around-walnuts-and-other-juglone-producing-plants

Dieser Liste zufolge wären an Gemüse unter anderem Zwiebeln, Karotten,
Kürbisse, Bohnen, Mais... geeignet für unter den Walnussbaum. Zudem wachsen
auch eine Reihe von Kräutern wie Schafgarbe, Johanniskraut, Iris, Lobelien,
Krokusse, Phlox, Primeln, Tulpen und noch einige mehr. Da man viele
bekannte Pflanzen nicht auf der Liste findet, dürfte wahrscheinlich ein
Grossteil schon unter dem Juglon leiden.

Da das Juglon reichlich in den Blättern vorkommt, könnte ich mir
vorstellen, dass der Laubabwurf selbst auch zu einem guten Teil zur
pflanzenhemmenden Wirkung im Boden führen dürfte, wobei natürlich auch
möglich ist, dass auch die Wurzeln den Stoff ausscheiden können.

Die falsche Akazie (Robinia pseudoacacia) enthält zwar Giftstoffe in der
ganzen Pflanze und da es mich interessierte, habe ich mal kurz recherchiert
und es scheint tatsächlich so, dass auch die Robinie allelopathisch wirkt
auf gewissen Pflanzen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16132219

https://deepblue.lib.umich.edu/bitstream/handle/2027.42/143548/Carter_Ladd_Lough_Pamenan_Pernecky_2017.PDF?sequence=1&isAllowed=y

Der Nutzen der falschen Akazie wäre sicher noch, dass man Biomasse bekommt
zum Kompostieren und für Humusaufbau. Zudem wird das Laub von einigen
Tieren gefressen, darunter Ziegen, Schafe und Kaninchen (auch wenn es
wahrscheinlich nicht den besten Futterwert haben dürfte). Dazu sollen die
Blüten essbar sein und wurden zumindest in der Vergangenheit unter anderem
in den Karpaten von den Bewohnern dort als essbare Deko und für Tees
genutzt.

Was die Bekämpfung von Wurzelbrut angeht, als Dänu und ich letztes Jahr
bei Harald Wedig im Waldgartenkurs waren, meinte er, man müsse sie nur
häufig genug zurückschneiden, dann werden sie irgenwann keine Kraft mehr
haben und eingehen. In der Praxis kämpfe ich selbst mit Zwetschgenbäume,
die überall ihre Ausläufer machen und es scheint mir wie ein Kampf gegen
Windmühlen, da dies schon viele Jahre so geht und ich den Garten so
übernommen haben mit der weitverzweigten Brut. Kommt noch erschwerend dazu,
dass wir die Zwetschgen in absehbarer Zeit nicht austun wollen. Anders
gesagt, es steht und fällt wohl mit einem rigiden Management oder wenn man
Glück hat und der Standort für die Robinie nicht so gut ist, dann wächst
sie vielleicht auch nicht so stark, wobei darauf kann man sich wohl auch
nicht verlassen.
Und mit Pappeln sieht es ähnlich aus, da muss man immer wieder dahinter
sein. Andererseits bei den Ahornen sind es halt die Samen, die überall
keimen. Der Mechanismus ist zwar ein anderer, das Resultat ist recht
ähnlich, man wird beschäftigt, sofern nicht Weidetiere diese Aufgabe
übernehmen können.

b) Das Thema Licht ist ein zweischneidiges Schwert und sorgte in der
Permakultur in der Vergangenheit zu heftigen Debatten, gerade in Bezug auf
das Konzept der Waldgärten, welches wegen dem fehlenden Licht, so die
Meinung der Kritiker, in unseren Breitengrade nicht funktionieren könne.
Harald Wedig machte dazu auch eine ähnliche Anmerkung zum Waldgarten von
Robert Hart, er hätte in seinem Garten viel zu dicht die Bäume angebaut und
entsprechend damit auch Probleme gehabt. Daraus folgte dann die Erkenntnis,
dass man etwas Abstand brauche im Waldgarten (die Idee vom parkartigen
Waldgarten).
Aber zurück zu unseren Breitengraden und dem Nutzen der Bäume. Es gibt in
der Tat eine Reihe von Pflanzen, die machen im Sommer eine Wachstumspause,
da es ihnen zu heiss wird, wenn die Temperaturen auf 25 Grad und mehr
klettern. Ab September wird es dann meist wieder besser. Dieses Zeitfenster
ist bei uns relativ kurz, aber wenn wir es auf 2-3 Monate schätzen, so ist
es natürlich für einjährige Kulturen nicht ohne Bedeutung. Je wärmer nun
also das Klima wird, desto nützlicher können einige Bäume und ihr Schatten
sein, jedoch wirken die Blätter im Frühling und Herbst dann auch wieder
eher hinderlich, gerade wenn sie zu viel Licht wegnehmen. Möglich wäre da
noch, dass man Bäume nimmt, die viel Licht durchlassen, wie die Maulbeere.
Da spielt dann auch die generelle Besonnung der Lage eine Rolle und was man
unter den Bäumen anpflanzt. Wenn da dann benachbarte Häuser, Berge oder
Bäume Schatten werfen, kann es eng werden mit den mindestens 6 Stunden
Sonne, die für Gemüseanbau vorhanden sein sollten.
Ich denke da ist der sinnvollste Weg, dass man letztlich auch ausprobiert,
was mit wieviel Schatten gut auskommt. Je nach dem erlauben Bäume ja auch,
dass die Pflanzen am Morgen oder Nachmittag länger Schatten haben und sonst
in der Sonne stehen. Gewisse Pflanzen (teilweise Salate, Ampfer usw.)
machen auch grössere Blätter im Schatten, was erwünscht sein kann bei der
Ernte.

c) ergänzen könnte man noch Windschutz, der je nach dem aber eher bei
Hecken wirksam ist und für mehr Wachstum sorgt und zudem noch als Auffang
von erodierter Erde dient, also ähnlich wie ein Teich eine Humussenke ist
(dazu müssen die Äste wohl aber bis zum Boden reichen).

Mischen hat also sicher viele Vorteile, manchmal aber kann es auch nicht
erwünscht sein, wenn man im grösseren Stil Gemüse oder Kräuter anbaut, dann
kann es schon helfen, wenn die gleichen Pflanzen etwas beisammen wachsen
und nicht quer verstreut. Das war einer der Fehler, den man in den letzten
Jahren auf der Schweibenalp korrigierte, zuerst im Gemüsegarten und anfangs
Jahr, als die Kräuterterrassen neu angelegt wurden.

PS: die Sache mit dem Anbau von Bäumen tönt wirklich spannend. Es wäre
wirklich toll, wenn man in Permakulturkreisen so was zur Stadt und zur
Wirtschaftlichkeit unserer Arbeit beitragen könnte ;-).

Grüsse,

David

On Wednesday, 6 November 2019, 19:53:03 CET, Ueli Scheuermeier <
uelischeuermeier@xxxxxxxxx> wrote:


(neuer Betreff, abgeleitet vom Betreff zu Alleebäumen, siehe unten)
Ach so, da sind wir in der Mischkulturen-Theorie drin. Soweit ich mal
gelernt habe gibt es da:
a) Pflanzen, die darauf spezialisiert sind, im Wurzelbereich dafür zu
sorgen, die anderen chemisch weg zu drängen. Bei der Walnuss ist das
ausgesprochen bekannt. Bei der Akazie weiss ich nicht. Dänu Lis weiss das
vielleicht? Wenn das so ist wie bei Nussbäumen, dann haben nicht nur Himpi
einen schweren Stand. (Und: Was ist denn der Nutzen einer Akazie, ausser
fäulnisresistente Schwirre und Zaunpfosten? N2-Fixierung? Sowieso ein
Saucheib mit der Wurzelbrut wenn man Akazien eliminieren oder auch nur
schneiden will, ein Neophyt! Wie bekommt man wurzelbrütige Bäume wie
Akazie, Pappeln oder Schwarzdorn weg? Das ist ein anderes Thema!)

b) Die Lichtkonkurrenz, dh. was drunter wächst bekommt weniger Licht und
Wärme, und produziert so weniger Biomasse. ABER: Zur verringerten
Produktion pro m2 im Schatten darf man die Produktion der darüber liegenden
Schichten dazu rechnen. Zusammen ist das dann oft mehr produziert pro m2
als zusammengerechnet die Produktion jedes Elementes der Mischung für sich
allein im vollen Licht (10m2 Raigras und Klee zusammen produzieren mehr als
5m2 Raigras plus 5m2 Klee für sich alleine).
Man hat zB. nachweisen können, dass die meisten Pflanzen photosynthetisch
effizienter sind wenn sie nicht im vollen Sonnenlicht stehen (es gibt
Ausnahmen wie zB. der Mais, der eine effizientere Photosynthese hat als die
meisten anderen Kulturpflanzen und das pralle Sonnenlicht viel besser in
Wachstum umsetzen kann). Das heisst, dass im Halbschatten eine Pflanze
allein zwar pro m2 weniger Masse produziert, dafür aber pro Lichteinheit
mehr. Wenn wir also eine Mischkultur haben wo möglichst alle Pflanzen nicht
das volle Sonnenlicht abbekommen sondern e chli lichthungrig bleiben, dann
ist die totale Photosynthese-Effizienz von allen zusammen gesehen höher, es
wird mehr Masse produziert. Das erklärt ua. auch warum vielfältige Wiesen
bei mikrigem Boden so viel mehr produzieren können als Monokulturen auf
demselben Boden.

c) Und dann gibt es noch andere Effekte, wie zB. Frostschutz unter Bäumen,
oder Kaschierung der Signatur einer Pflanze, was deren Schädlinge verwirren
hilft.

FAZIT: Mischen ist a priori immer gut. Und das wäre doch voll in Dänu Lis
seiner Suchrichtung: Waldgärten??

Stimmt äch das was ich da schreibe? Kann jemand ergänzen oder korrigieren?
Ueli

On Wed, Nov 6, 2019 at 7:08 PM murat kaan <kalkanmurat@xxxxxxxxxxx> wrote:

Ach, ich muss noch viel lernen.. 😉
Wobei ich feststelle, dasss meine Himbeeren unter der Akazie
(wahrscheinlich) nicht ganz so gut wachsen, wie die vllt. 1-2m daneben?
Deshalb geht vllt. in der PK auch nicht immer ganz alles so einfach, wie
man denkt/ hofft. Aber unter dem Strich finde ich eigtl. auch genau das das
reizvolle, herauszufinden, was eben wie und wie lange geht. Ach, schade,
bin ich morgen nicht dabei. Viel Spass!


------------------------------
*Von:* pkbern-bounce@xxxxxxxxxxxxx <pkbern-bounce@xxxxxxxxxxxxx> im
Auftrag von Ueli Scheuermeier <uelischeuermeier@xxxxxxxxx>
*Gesendet:* Mittwoch, 6. November 2019 18:31
*An:* pkbern@xxxxxxxxxxxxx <pkbern@xxxxxxxxxxxxx>
*Betreff:* [pkbern] Re: [pkbern] Re: [pkbern] Alleebäume als PK-Produkt?

Quadratmeterli für eine Schul-Eiche? Ich finde der Clou bei uns PK-isten
ist, dass wir dafür kein Quadratmeterli drangeben müssen, weil wir denken
anders und handeln dann auch anders: Eine dreijährige Eiche zB. nimmt
weniger Platz ein als eine Zucchetti, und die Zucchetti könnte erst noch
grad darunter eine Handbreit neben dem Daumendicken und 100cm hohen
Eichenstämmli gesetzt werden und denselben Quadratmeter besetzen wie die
Eiche, mit wesentlich erhöhter Wertschöpfung pro m2 als wenn Eiche und
Zucchetti schön separat und "sauber" auseinanderstehen. Und bei einer
6-jährigen Eiche können die Stangenbohnen doch gleich darum herum gesteckt
werden..... usw. Und die Arbeit die Stangen für die Bohnen zu setzen und zu
stabilisieren können wir auch gleich abziehen, weil dafür gibt es ja dann
den Batzen für die Eiche. Also in der Ergonomie völlig anders argumentiert
als die klassischen Wirtschaftlichkeitsüberlegungen, usw.
Das ist es ja, was mich so an der PK fasziniert, dass wir da grundsätzlich
andere wirtschaftliche Argumentationsfenster finden als was
klassischerweise so dahergeredet und gerechnet wird. Die Synergien in
gerissenen Kombinationen sind doch die Würze der PK - und dort wo "das
Geld" steckt!

On Wed, Nov 6, 2019 at 5:14 PM murat kaan <kalkanmurat@xxxxxxxxxxx> wrote:

Klingt sehr gut, resp. profitabel. Würde ich vllt. auch ein Quadratmeterli
oder zwei für reservieren😉

Murat

Am 06.11.2019 um 17:00 schrieb Ueli Scheuermeier <
uelischeuermeier@xxxxxxxxx>:

Hoi zäme,
Kürzlich mit Thomas Mäusli diskutiert. Er ist der Chef der “Produktion”
von Stadtgrün Bern im Werkhof in der Elfenau.

Er gibt mir folgende erstaunliche Information:
1. Die Stadt setzt pro Jahr um die 200 Alleebäume an Stassen und
öffentlichen Plätzen usw. Tendenz vermutlich steigend mit den zukünftigen
Bemühungen wegen Klima und Biodiversität.

2. Das müssen selbstverständlich “geschulte” Bäume sein, dh:
-    spätestens jedes zweite Jahr ausgraben und an anderem Ort neu
pflanzen. Weil: Damit entwickelt sich ein Wurzelballen, wo dann genug
frische neue Wurzeln verfügbar sind, womit sich der Baum ernähren kann wenn
er dann ins Loch in der Allee gesetzt wird. Würde man einen 8-jährigen Baum
aus dem Wald einfach so ausgraben und versetzen würde man zuviele grosse
Wurzeln abhauen, und es sind dann zuwenige da um den Baum am Leben zu
erhalten.
-    erzogen, dh. gerader Stamm bis auf ca. 2m, und dann anständige
Astverteilung für eine anständige Krone.

3. Solche Bäume sind meistens 8-jährig bevor sie an den endgültigen
Standort kommen.

4. Die Stadt produziert nur etwa die Hälfte der Bäume die sie jedes Jahr
braucht. Sie produziert selbst nicht mehr, weil zu aufwändig und zu wenig
Platz. Also muss sie im Schnitt 100 Alleebäume pro Jahr einkaufen.

5. Jetzt der Hammer: Sie finden keine Baumschulen in der Region, die
ihnen genug geeignete Bäume verkaufen. Geeignet heisst: Sie möchten wo
immer möglich lokale Baumarten, und davon auch die lokalen Typen - aber
leider bekommen sie dann Eichen aus Polen oder Ahorne aus Holland, usw.

6. Den hiesigen Baumschulen ist es offenbar zu aufwändig für die Stadt
Alleebäume zu produzieren, folglich der zweite Hammer: Die hiesigen
Baumschulen importieren die Bäume eben aus Polen oder Holland, schlagen sie
3 Wochen bei sich ein - worauf sie die Bäume schon als “Schweizerware”
verkaufen dürfen. Der SGB ist das nicht Recht, aber sie haben keine Wahl.
Es werden schlicht zu wenig lokale Bäume angeboten.

7. Auf die Frage ob die Stadt zertifiziert lokale Bäume kaufen würde,
kam klar die Antwort von Thomas: Ja. Und pro Baum gibt es 800 Franken
(Stand 2019).

GOPF!
Was mir nicht in den Kopf will ist, warum das so aufwändig sein soll.
Klar, eine Eiche 8 Jahre lang so zu pflegen, dass sie dann tauglich ist,
das ist nicht ganz ohne, und da braucht es auch Fachwissen, resp.
Fachkönnen. Und das kann man lernen. Also, abgesehen davon, ist mir immer
noch nicht klar was da so aufwändig sein soll. Der lange Schnauf bis man an
Geld kommt? Das teure Land, welches man so lange dafür hergeben muss?

PK ahoi:
Wenn wir das mal aus PK-Sicht anschauen, dann kann ich mir folgendes
vorstellen:
A. Die Produktion solcher Alleebäume müsste sich doch ideal mit
intensiven Kulturen auf derselben Fläche kombinieren lassen, wenn man schon
alle Jahre ausgraben und neu einlochen muss. Die Bäume haben kleine Kronen,
und die Stämme selbst wie auch die notwendigen Stützpfosten wären ideale
Kletterhilfen für rankendes Zeugs.
B. Schon nur jedes Jahr einen neuen Baum in einem Garten, ergibt 8 Bäume
unterschiedlicher Grösse im Garten verteilt. Und dafür gibt es jedes Jahr
800.- aufs Konto. Bei 2 Bäumen pro Jahr 16 Bäume und 1'600 auf Konto… usw.
C. Die Stadt will nicht einzelne Bäume zusammensuchen. Na und?: Die
PK-Gärtner in und um Bern könnten sich zusammentun und gemeinsam der Stadt
pro Jahr zB. 20 Eichen verkaufen. Das wird man auch lange zum voraus planen
und zusichern können!
D. Und dafür müsste man sich mal bei SGB ausbilden lassen, was es
braucht, damit ein Baum entsteht, den sie kaufen können.
E. Und somit ein Dienst von uns PK-isten und der SGB an die
Stadtbevölkerung: Biodiversität steigern mit einheimischen Bäumen im
Stadtgebiet - einheimisch nicht nur in der Spezies, sondern auch genetisch
aus der Region stammend, womit erhöhte Resilienz und Biodiversität.

Was meint ihr? Mich würde das reizen. Vielleicht auch in der Hostet…..
Ueli Scheuermeier


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