[archimedes] Re: RISC OS Open Source

  • From: Alexander Ausserstorfer <alexander.ausserstorfer@xxxxxxxxxx>
  • To: archimedes@xxxxxxxxxxxxx
  • Date: Tue, 30 Oct 2018 00:58:14 +0200

Steffen Huber <steffen@xxxxxxxxxxxx> wrote:

Alexander Ausserstorfer <alexander.ausserstorfer@xxxxxxxxxx>
hat am 28. Oktober 2018 um 16:47 geschrieben:

Am 28.10.2018 um 16:21 schrieb Steffen Huber:
Alexander Ausserstorfer <alexander.ausserstorfer@xxxxxxxxxx>

Von Lizenzen verstehe ich nix. Hat sich da nur die Lizenz geändert?

Ja. Steht doch dort.

Wenn man genug Englisch kann, versteht man es vielleicht.

Meines Wissens blogge ich immer noch auf Deutsch. Nachdem Du
meinen Blog-Eintrag verlinkt hast, bin ich natürlich davon
ausgegangen, dass Du genau darauf auch Bezug genommen hast.

Nein, das war ursprünglich die Meldung in comp.sys.acorn.announce. Ich
konnte damit nichts anfangen. Erst über den Artikel auf deiner Webseite
habe ich mehr zu verstehen geglaubt.

Ich weiß nicht, ob das nicht zu sehr in den Mund genommen wird. Die
praktische Bedeutung dürfte gleich null sein. RISC OS stirbt mit
seinen jetzigen Anwendern eh allmählich aus.

Ob die neue Lizenzierung frischen Wind bringt, ich wage es
zu bezweifeln. Lizenzen ändern nix. Menschen können etwas
ändern. Wenn es mehr Entwickler und mehr Nutzer gibt, wird
RISC OS nicht aussterben.

Dazu müssten die Leute erstmal mehr davon mitbekommen...

Nun, die gerade erfolgte Publicity durch den Wechsel der
Lizenz hat schon dafür gesorgt, dass es etwas mehr Infos
in der weiten Welt da draußen gibt. Und dass RISC OS zurück
in der NOOBS-Distribution ist, ist auch eine gute Sache, um
den Einstieg zu erleichtern.

Das ist schön. Deshalb wissen die Leute aber immer noch nicht, was sie
mit RISC OS machen können. Die sitzen dann halt davor und können nichts
damit anfangen.

Aber das alles wird m.E. wenig nützen, wenn sich nicht ein
paar grundsätzliche Dinge in und für RISC OS tun. Aus meiner
Sicht gibt es genau drei Dinge, die den "normalen" Anwender
von RISC OS abhalten bzw. initiales Interesse schnell abklingen
lassen:

1. keine WLAN-Unterstützung
2. kein (vernünftiger) Browser
3. keine "rundum-sorglos-Distribution" a la Ubuntu

Du meinst also im Ernst, die Leute werden sich für RISC OS
interessieren, weil dort jetzt das funktioniert, was unter anderen
Systemen schon längst funktioniert? Das gibt allein von der Logik her
schon keinen Sinn, denn du gibst ihnen damit keinen Grund. Ich
interessiere mich nicht für etwas, was ich im Prinzip schon habe.

Du musst den Leuten erklären, was für Vorteile RISC OS gegenüber anderen
Systemen hat. Und das ist schon jetzt ziemlich viel, ohne WLAN und einem
vernünftigen Browser.

Da ist zum einen die sehr logisch aufgebaute und einheitliche Oberfläche
und die extrem schnelle und logische Mausbedienung.

Ich muss immer wieder schmunzeln, wie jemand bei uns in der Arbeit unter
Windows zuerst den unteren Fensterbalken anklickt und den Fensterinhalt
zur Seite fährt. Danach macht er das gleiche mit der vertikalen Leiste.
Umständlicher geht's wohl kaum noch.

Unter RISC OS klickst du einen der beiden Fensterbalken mit der rechten
Maustaste an und verfährst beide Achsen gleichzeitig. Das geht viel
schneller. Und auf sowas kommt es an. Denn hier hat der Anwender
Vorteile.

Ein weiterer, extremer Vorteil ist die Zusammenarbeit von Dateisystem
(Filer) und Anwendungsprogrammen unter der Oberfläche. Das Laden und
Speichern geht damit viel schneller und flexibler. Aber das weißt du ja
selbst.

Beispiele aus dem CAD (weil ich beruflich viel damit zu tun habe): Wo
ich bei SolidWorks drei Mausklicks brauche, das geht bei Programmen
unter RISC OS oft nur mit einem einzigen Mausklick. Ich kann in !ProCAD
z. B. Kurven kreuzen. Unter SolidWorks geht das nicht. Ich kann in
!ProCAD+ PDFs laden. Unter SolidWorks geht das von Haus aus nicht. Ich
kann unter !ProCAD+, !Draw, !ArtWorks beliebige Objekte gruppieren.
Unter SolidWorks geht das ebenfalls nicht. Und so geht das fast endlos
weiter... Das ist es doch, worauf es für den Anwender ankommt!

Und vor allem: es (die Bedienung) funktioniert immer gleich. Dadurch
kann man von dem schon Bekannten von selbst auf das Neue schließen, ohne
dass man zusätzliches Wissen bräuchte. Genau das macht RISC OS so
verdammt intuitiv. Das hebt es noch immer eindeutig von anderen Systemen
ab - und sowas muss man den Leuten erklären.

Unter RISC OS werden immer kleine Grundbausteine miteinander kombiniert.
Das zieht sich durch das komplette System hindurch, schon angefangen bei
der Maschinensprache. Das ist für den Anwender eine extreme
Vereinfachung. Er muss weniger erlernen und kann dabei gleichzeitig und
wesentlich schneller viel mehr erreichen.

Das ist in etwa so, wie wenn man statt 40.000 Schriftzeichen für jedes
Wort nur noch 26 Buchstaben für jeden Laut verwendet. Die Bedienung ist
so. Durchdacht.

Für Software-Firmen ist das aber extrem schlecht, weil sie dem Anwender
nicht ständig neue Funktionen in ihrer Software verkaufen können. Darum
wollen die das (unter anderen Systemen) wohl auch nicht und machen das
nicht nach. Oder was wäre sonst der Grund dafür?

RISC OS zeigt, wie einfach und transparent Computer für den Anwender
auch sein könnten. Ich empfinde so gut wie alle anderen Systemen dem
gegenüber noch immer als sehr, sehr rückständig.

Das liegt aber nicht so sehr an RISC OS, sondern vielmehr an den Ideen
und Leuten dahinter.

A.

-- 
http://home.chiemgau-net.de/ausserstorfer/
Humanitas sit lex suprema.

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