[archimedes] Re: RISC OS Open Source

  • From: Thomas Milius <Thomas-Milius@xxxxxxxxxxx>
  • To: archimedes@xxxxxxxxxxxxx
  • Date: Sun, 28 Oct 2018 09:54:07 +0100

In message <d61ed74d57.Eclipso@xxxxxxxxxx>
          Alexander Ausserstorfer <alexander.ausserstorfer@xxxxxxxxxx> wrote:

Ich dachte immer, RISC OS wäre schon längst Open Source. Wie hätte man
es sonst 32-bit-fähig und an die ganzen neuen Maschinen anpassen sollen?

RISC OS 5 gehörte Castle. Der Code war offen zugänglich, aber Du hättest ihn
nicht ohne Zustimmung von Castle für kommerzielle Projekte verwenden dürfen.
Wenn Du also irgendeiner deutschen Behörde ein Programm von Dir
aufgeschwatzt hättest, daß unter RISC OS läuft, hätte diese Behörde für ihre
sagen wir mal 100 Anwender Deines Programms neben Deinem Programm 100 RISC OS
Lizenzen erwerben müssen. Als Privatanwender durftest Du RISC OS frei nutzen.
Wie hoch der Preis für eine kommerzielle Lizenz war, ist mir nicht bekannt,
es soll sich aber um einen durchaus ahnsehnlichen Betrag gehandelt haben. Zur
Verteidigung von Castle muß man sagen, daß sie eher Speziallösungen als
Kunden im Auge hatten, als normale Desktop User.

Castle behielt sich überdies vor als ordnende Hand bei der Entwicklung des
OS zu agieren, was ich gut fand, denn dem Gewurste von RISC OS 6, wo es
teilweise alle 5 Minuten eine neue Modulversion gab, weil der eine
verbliebene Entwickler mal wieder einen schlechten Tag hatte, konnte ich
nie was abgewinnen. Im professionellen Bereich ist sowas auch absolut
tödlich.

Und was ist mit dem anderen Entwicklungszweig von RISC OS? 

Das Ganze hat sich ja bekanntlich getrennt und es sind Prozesse darüber
geführt worden. Persönlich habe ich der Argumentation von ROL nie was
abgewinnen können, sondern habe immer Castle/ROOL bevorzugt, zumal ich die
Vorschläge von Castle/ROOL bzgl. der Arbeitsteilung sehr sinnvoll fand. RISC
OS 6 von ROL war immer kommerziell und die Sourcen nicht offen.

Wichtig: Man muß immer penibel zwischen OS und darauf laufenden Anwendungen
unterscheiden. Auch zu dem, was ausgeliefert wird, gehören u.U. kommerzielle
Anwendungen, so daß der Ausliefernde gezwungen ist, Geld für "seine" OS
Variante zu nehmen.

Ich weiß nicht, ob das nicht zu sehr in den Mund genommen wird. Die
praktische Bedeutung dürfte gleich null sein.

Grundsätzlich teile ich Deine Meinung, insbesondere sind mir die ganzen
großen Worte, die da geführt wurden zuwider. Es hat sich allerdings im
Moment in allen Bereichen des Lebens der Trend ausgebreitet, massiv anzugeben
bzw. hemmungslos zu übertreiben. Für unseren Kulturkreis (womit ich die
USA schon seit langem ausdrücklich auschliesse ;-) ) herrschte in den
letzten Jahrzehnten eher Sachlichkeit vor, und es ging nicht zu, wie auf
einem orientalischen Bazar, wo jeder Stand seine Datteln als die besten der
ganzen Stadt anpries, umgeben von einem Dutzend weiterer Stände, die genau
das gleiche taten, wobei logisch gesehen nur eine Aussage, wenn überhaupt,
davon stimmen konnte. Als Verbraucher hat man davon garnichts, sondern nur
Geschrei.

Im "modernen" Management gibt es im Moment leider den Trend zu hemmungsloser
Selbstbeweihräucherung. Ich kenne noch den Spruch, daß Eigenlob stinkt. So
gesehen, dürfte man sich nur noch mit schwerem Atemschutzgerät durch die Welt
bewegen :-(.

RISC OS stirbt mit seinen jetzigen Anwendern eh allmählich aus.

Ich denke, daß wollte man mit der jetzt getroffenen Regelung versuchen, zu
vermeiden. Ob es klappt, muß man sehen. Auch andere Betriebssysteme haben
Nachteile und es hängt letztlich am Engagement jedes Einzelnen, was draus
wird, auch wenn einzelne sehr viel kaputt machen können.

 ob ich nicht auswandern und irgendwo anders ein ganz normales Leben bis
zum Ableben führen soll. Auf einer Bananenplantage.

Das würde ich mir nochmal gründlich überlegen. Mach Dich erstmal schlau, wie
eine Banane in unseren Breitengraden gelb (gemacht) wird ;-).

Thomas Milius

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