[archimedes] Re: ArcSite

  • From: Steffen Huber <steffen@xxxxxxxxxxxx>
  • To: archimedes@xxxxxxxxxxxxx
  • Date: Mon, 24 Sep 2018 15:42:48 +0200 (CEST)

Hallo zusamen,

off-topic-Diskussionen, da fühle ich mich immer berufen...

Raik Fischer <raik_fischer@xxxxxxxx> hat am 16. September 2018
um 11:34 geschrieben:


Keine Ahnung wie es im Süden ist aber in Berlin sind die
Wohnungsprobleme selbstgemacht...

Die diversen Rahmenbedingungen, die den Wohnraum künstlich
verknappen und verteuern, sind bundsweit fast einheitlich
zu nennen und können pro Bundesland nur zusätzlich etwas
verschlechtert werden. Berlin ist dabei natürlich besonders
begabt, aber in Baden-Württemberg ist es kaum besser.

Die diversen Bauvorschriften machen preiswertes Bauen
unmöglich. Die Gemeinden verknappen seit Jahrzehnten das
Bauland. Die konsequente Verschlechterung der
Verkehrsinfrastruktur sorgt für Konzentrationseffekte.

Die Rechtssprechung in Sachen Mietrecht erlaubt
eigentlich nur noch Großinvestoren, das Wagnis des Bauens
mit nachfolgender Vermietung einzugehen, mit entsprechendem
Risikozuschlag. Beides führt zur Verteuerung.

Die künstliche Verbilligung der Kredite im Nachgang
der Euroschuldenkrise durch die Nullzinspolitik der EZB
führt zu erhöhter Nachfrage nach Wohneigentum, was
logischerweise bei knappem Angebot zu höheren Preisen
sowohl fürs Eigentum als auch fürs Mieten führt.

Die steuerliche Situation von der Erbschaftsteuer über
die Grundsteuer bis zur Grunderwerbsteuer ist auch immer
schlechter (sprich: teurer) geworden. Logischerweise
zahlt das auch der Endverbraucher.

Die Mietpreisbremse war dann der finale Sargnagel für
private Investoren. Die Politik hat überdeutlich
signalisiert: es gibt keine Rechtssicherheit, wir können
morgen beliebig teurer Maßnahmen auf Eure Kosten beschließen.

Und vermutlich haben die geschätzt 2 Millionen Neubürger
seit 2015 auch zu einem erhöhten Bedarf an Wohnraum geführt.
Bei zeitgleich nachlassender Investitionstätigkeit ist
klar, dass dann die Preise nur eine Richtung kennen.

Vor nicht allzu langer Zeit wurden "Landeswohnungen"
privatisiert um Geld zu sparen. Was haben die denn erwartet?

Dass sie dafür Geld bekommen, das sie unsinnig anderweitig
ausgeben können. Hat geklappt.

Die Idee hingegen, dass "Landeswohnungen" irgendwie
preiswerter sind als andere, wurde von der Wirklichkeit
bisher immer konterkariert.

Nun redet Rot-Rot-Grün von Enteignung gegen Entschädigung.

Das übliche Politikspiel.

Wo das Geld plötzlich herkommen soll sagt aber keiner.

Vom Steuerzahler.

Bauvorhaben des Landes werden von Grün sehr oft blockiert usw.
Nicht wirklich was tun aber zur Demo aufrufen...

Nichtstun kann man ihnen wirklich nicht vorwerfen. Sie tun
halt nur das Falsche. Oder auch das aus Ihrer Sicht
richtige, um hinterher "die anderen" zu beschuldigen dran
schuld zu sein (gerne genommen: "gierige Investoren").

Der aktuelle "Wohn- und Mietgipfel" sollte uns allen den
Angstschweiß auf die Stirn treiben. "More of the same" -
die bisherigen Rezepte haben das Gegenteil vom Erwünschten
bewirkt, also muss man mehr von den bisherigen Rezepten
anwenden.

Dem Wähler scheint's soweit aber nicht besonders zu
missfallen. Vermutlich, weil Deutschland seit Jahrzehnten
auf ökonomischen Sachverstand in der Breite verzichtet.

Gruß
Steffen

-- 
Steffen Huber LambdaComm System – Welcome to Trollinger Country
steffen@xxxxxxxxxxxx
Private homepage http://www.huber-net.de/
RISC OS Blog http://riscosblog.huber-net.de/

Other related posts: