[neuropsychologie] AW: [neuropsychologie] AW: [neuropsychologie] Re: [neuropsychologie] Re: AW: Demenzscreening / Uhrentest per App

  • From: "Praxis Seuling" <mail@xxxxxxxxxxxxxxxxx>
  • To: <neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx>
  • Date: Fri, 12 Feb 2021 17:50:11 +0100

Liebe KollegInnen und Kollegen,

 

auch ich habe die Diskussion auch gerne und interessiert verfolgt. Den sehr 
ausführlichen und fundierten Mails zu meiner Anfrage entnehme ich letztlich, 
dass zu meinen ursprünglichen Fragen zu der konkreten App:

-        Kennt jemand den Autor/die Veröffentlichung? 

-        Hat jemand Erfahrungen?

aus der Runde noch niemand mit „Ich!“ oder „Ja“ geantwortet hat ;-).

 

Ihnen allen ein schönes Wochenende!

 

Matthias Seuling

 

 

 

 

 

 

Von: neuropsychologie-bounce@xxxxxxxxxxxxx 
<neuropsychologie-bounce@xxxxxxxxxxxxx> Im Auftrag von 
Alfred.Wilbertz@xxxxxxxxxxx
Gesendet: Mittwoch, 10. Februar 2021 08:50
An: neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx
Betreff: [neuropsychologie] AW: [neuropsychologie] Re: [neuropsychologie] Re: 
AW: Demenzscreening / Uhrentest per App

 

Dem schließe ich mich gerne an! 
Vielen Dank 
Alfred Wilbertz 





  _____  

Gesendet mit der Telekom Mail App 
<https://kommunikationsdienste.t-online.de/redirects/email_app_android_sendmail_footer>
  



--- Original-Nachricht --- 
Von: Mauricio Parra 
Betreff: [neuropsychologie] Re: [neuropsychologie] Re: AW: Demenzscreening / 
Uhrentest per App 
Datum: 09. Februar 2021, 17:54 
An: neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx <mailto:neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx>  



*** neuropsychologie.freelists.org *** 

Das war eine ausgezeichnete fachliche argumentative Antwort von Herrn von 
Wedel! 
Vielen Dank! 
M. Parra 

-- 
Sent from my Android phone with WEB.DE <http://WEB.DE>  Mail. Please excuse my 
brevity. 

On 09/02/2021, 17:41 "Dr.F.K.v.Wedel" <dmarc-noreply@xxxxxxxxxxxxx 
<mailto:dmarc-noreply@xxxxxxxxxxxxx> > wrote: 

Lieber Herr Wilbertz, 

Was immer in diesem Falle ein Punktwert in der Demenzdiagnostik bedeuten soll, 
ich habe in der Tat kein Vertrauen darin. 
Die angemahnten sachlichen Argumente dürften eigentlich in der Neuropsychologie 
bekann sein: 
1. Der Uhren-"Test" ist nicht hinreichend valide, er ist unspezifisch und 
erfasst räumlich-konstruktive Störungen, kein typisches Erstsymptom von Demenz 
2. Er ist nicht hinreichend sensitiv, da die genannten räumlich-konstruktiven 
Störungen nicht zu den Kernsymptomen der Demenz im Sinne der NINCDS-ADRD 
gehören, wohingegen diese gar nicht erfasst werrden 
3. Er ist nicht hinreichend trennscharf im Sinne des 
Bandbreiten-Fidelitäts-Dilemmas, da er einen starken Ceiling Effect hat. 
Das Problem wird sichtbar im CERAD, der gesamthaft Normalverteilungs-basiert 
normiert ist, da kriegt man schon bei 27 von 30 Punkten im MMSE einen deutlich 
unterdurchschnittlichen Wert. 
4. Selbst für ein Screening ist er zu schmal und zu kurz (Ausspruch von Gustav 
Lienert: der ideale Test ist unendlich lang). 
Trotz alledem wird er so gehandelt wie ein richtiger psychologischer Test. 
Das ist in der Tat der Alltag, den ich in der ärztlichen Praxis bei den 
Arztkollegen unserer Region dauernd erlebe. 

Mit aller Computer-Optimierung wird das nicht besser, und wenn das so der 
PC-basierte Arbeitsalltag junger Kolleg:innen werden soll, wäre das nicht gut, 
wofern es den Mythos dieses unzureichenden Tests vermehren würde.  

Gegen computerbasierte Testung ist im übrigen nichts einzuwenden. Im Gegensatz 
zu Herrn Parra finde ich die Verhaltensbeobachtung beim Testen nicht nötig, 
kann im Extremfall sogar Störvariable sein, ich finde eine "neutrale" Person 
bei der Testapplikation besser. Richtig ist, dass man die Bewertung nicht 
anderen Instanzen überlassen darf, das gilt nicht nur, aber natürlich besonders 
in der Neuropsychologie. - 
Dass wir mit Paper-Pencil-Tests nur eine bestimmte Arbeitsweise abtesten, wird 
bei Malen am Bildschirm etwas anders, aber für manche andere praktische 
Tätigkeit vermutlich auch nicht viel repräsentativer, obwohl ich das nicht 
wirklich beurteilen kann. Jedenfalls habe ich immer Vorbehalte, wenn ich alte 
Landwirte nach Paper-Pencil-Tests beurteilen soll, das entspricht nicht ihren 
Arbeitsgewohnheiten, und vielleicht wird das für sie mit Tablets irgendwann 
sogar vertrauter werden. 

Natürlich hat computerbasiertes Testen seine erheblichen Vorteile, aber die 
müssen in richtiger Weise realisiert werden. Ideal sind vor allem 
selbstadaptierende Verfahren, die nach den ersten Items gezielt in den 
Leistungsbereich der untersuchten Person wechseln und damit viel unnötiges 
Testen verkürzen - bei längeren Batterien ist ja immer abzuschätzen, was 
Leisrung und was Daueraufmerksamkeit ausmacht, das ist auch nicht immer mit 
Verhaltensbeobachtung auseinanderzuhalten. Mit den heutigen IT-.Möglichkeiten 
wäre das realisierbar, ist aber immer noch noch breit durchgesetzt. Wenn wir 
den Jüngeren in solchen Dingen weiterhelfen könnten, wäre das unbedingt ein 
Fortschritt. 
Gruss, 
F.v.Wedel 




-----Ursprüngliche Mitteilung----- 
Von:  <mailto:alfred.wilbertz@xxxxxxxxxxx> alfred.wilbertz@xxxxxxxxxxx < 
<mailto:Alfred.Wilbertz@xxxxxxxxxxx> Alfred.Wilbertz@xxxxxxxxxxx> 
An:  <mailto:neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx> neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx < 
<mailto:neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx> neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx> 
Verschickt: Di, 9. Feb. 2021 13:16 
Betreff: [neuropsychologie] AW: Demenzscreening / Uhrentest per App 

Hallo Herr Parra und Herr von Wedel,

 

ich finde es etwas befremdlich, mit welcher Pauschalität sie hier von 
Königsdisziplin (gemeint ist wohl die Neuropsychologie), Problemen der 
Berufspolitik, Delegation neuropsychologischer Diagnostik an die Ergotherapie,  
vom "ärztlichen Alltag" und dem Vertrauen in einen Punktwert der 
Demenzdiagnostik schreiben. Und dann schreiben Sie ".....tolle Algorithmen mit 
Einsatz von Künstlicher Intelligenz, daran kann man sich ergötzen, abere das 
sagt mehr über das Hirn des Untersuchers als des Untersuchten aus...".  


Wenn Ihnen die o.g. Sachhalte so wichtig sind, warum versuchen sie es nicht mal 
mit einer fachlichen Argumentation? 

Allerdings scheint mir das allgemein was aus der Mode gekommen zu sein. 

 

Ich selbst hatte mich da letzte Tage mal eine freie halbe Stunde dran versucht 
(anlässlich der Einschätzung des Kollegen Witt-Brummermann), und ein paar 
Sachverhalte in den Kreis zurückgeschrieben, die eine Rechner-gestützte 
Durchführung und Interpretation eines Uhrentests m.E. zumindest fragwürdig 
erscheinen lassen   (das Problem fehlender Spezifität hatten  ja auch Sie 
angesprochen).

 

In der Hoffnung auf mehr Hinschauen und sachliche Argumentation in der 
verehrten Kollegenschaft  - gerade der Jüngeren, auf die PC-gestützte 
Diagnostik so sicher zukommt wie das berühmte Amen der Kirche,,,  

Wäre das nicht auch berufspolitisch relevant?

 

A. Wilbertz

 

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [neuropsychologie] Demenzscreening / Uhrentest per App

Datum: 2021-02-08T21:38:35+0100

Von: "Dr.F.K.v.Wedel" < <mailto:dmarc-noreply@xxxxxxxxxxxxx
dmarc-noreply@xxxxxxxxxxxxx>

An: " <mailto:neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx> neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx" < 
<mailto:neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx> neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx>

 

 

 

Da muss ich Herrn Parra beipflichten. 
Wenn ich Patient:innen gut kenne, brauche ich in der Regel keinen Uhren-"Test", 
um ihre kognitive Entwicklung abzuschätzen. 
Umgekehrt hat der Uhrentest sicher eine gewisse Sensitivität, aber im 
Einzelfall fragliche Spezifität. Was für ihn zu sprecxhen scheint, ist die 
grundsätzlich positive Gewohnheit dser Ärzte, im Zweifel objektive und in der 
Regel quantifizierbare Zusatzuntersuchungen zu vernlassen, die dann von anderen 
Instanzen durchgeführt werden. Da muss man sich dann auf die Fachleute 
verlassen: Mit welchen Messmethoden die Leberwerte im Blut wirklich genau 
gemessen werden, weiss ich nicht, das verlangt auch keiner von mir, und jeder 
wird sagen, das ist so kompliziert, das kann keiner alles wissen. Aber wird man 
der Komplexität mentaler Dispositionen gerecht, wenn man das Zeichnen einer Uhr 
vom Computer beurteilen lässt? Sicher gibt es da tolle Algorithmen mit Einsatz 
von Künstlicher Intelligenz, daran kann man sich ergötzen, abere das sagt mehr 
über das Hirn des Untersuchers als des Untersuchten aus. Wobei: Als 
Scrteening-Instrument durchaus diskutabel, aber zumindest in einen Kurztest wie 
in den MoCA integriert - damit kann man ja sogar amerikanische Politiker 
testen. Aber im ärztlichen Alltag sieht es in der Tat so aus: Einmal eine Uhr 
gezeichnet, und die Diagnose steht. 
Gruss, 
F. K. von Wedel 


-----Ursprüngliche Mitteilung----- 
Von:  <mailto:mauparra@xxxxxx> mauparra@xxxxxx 
An:  <mailto:neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx> neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx 
Verschickt: So, 7. Feb. 2021 18:29 
Betreff: [neuropsychologie] Re: AW: Re: Demenzscreening / Uhrentest per App 

*** neuropsychologie.freelists.org *** 

  

  

Hallo! 

das ist was die Mediziner im Allgemein wollen und tun: einen Punktwert mit 

klassifikatorischer Interpretation zu bekommen, auch so schnell wie möglich 

führend zu einer dichotomischen Diagnostik: Demenz oder keine Demenz. 

Verhaltensbeobachtung? Anscheinen keinen Wert. Und wenn diese 

Testung ausschliesslich den Ergotherapeuten weiterhin delegiert wird, dann 

wird in der Zukunft unsere Königsdisziplin auf der Strecke bleiben. 

Hoffentlich bleiben wir in einer fernen Zukunft nicht arbeitslos...dann in 

dieser Hinsicht würden die Probleme unserer Berufpolitik wieder 

auftauchen. 

Wie gesagt, ich werde nur als Neuro-Psy gefragt, wenn der Ergo und der 

Mediziner Interpretationsprobleme haben....sonst ist der Punktwert, die auch 

eine App liefern könnte, der einfacher Weg! 

  

Mit Sonntagsgrüßen, 

Mauricio Parra 

  

  

On 4 Feb 2021 at 11:50, Dr. Witt-Brummermann Matthias wrote: 

  

*** neuropsychologie.freelists.org *** 





Hallo, 



"Machine-Learning" mag in Zukunft vielleicht stärker sein. Bei der 
vorgeschlagenen Variante des "Uhren-Test" (Abfotografieren und automatisierte 
Auswertung über eine App) bleibt allerdings eine "Königsdisziplin" der 
Neuropsychologie auf der Strecke: die Verhaltensbeobachtung. In diesem Fall 
sehe ich am Ende nur das Produkt und versehe es mit einem Punktwert, habe 
aber keinerlei Information über dessen "Entstehungsgeschichte". Da gehen mir 
als Diagnostiker mit Sicherheit in vielen Fällen wichtige Hinweise zu 
räumlichen-visuellen Störungen oder Problemen in der Handlungsplanung 
verloren. Da ist der Nutzen der App geringer als der Preis, den ich dann in 
der Diagnostik dafür zahle. 



Es grüßt 



Dr. Matthias Witt-Brummermann 

Aatalklinik Wünnenberg 



-----Ursprüngliche Nachricht----- 

Von:  <mailto:neuropsychologie-bounce@xxxxxxxxxxxxx
neuropsychologie-bounce@xxxxxxxxxxxxx [mailto: ;
<mailto:neuropsychologie-bounce@xxxxxxxxxxxxx
neuropsychologie-bounce@xxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von  
<mailto:mauparra@xxxxxx> mauparra@xxxxxx 

Gesendet: Mittwoch, 3. Februar 2021 19:03 

An:  <mailto:neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx> neuropsychologie@xxxxxxxxxxxxx 

Betreff: [neuropsychologie] Re: Demenzscreening / Uhrentest per App 



*** neuropsychologie.freelists.org *** 





Hallo, 



wir sollten diese Techniken (ML) nutzen (die klinische Zukunft wird mit mehr 
Machine-Learning kommen) und dass die Interpretation in unseren Händen 
bleibt. Bislang in der Geriatrie wird der Uhren-Test von den Ergos gemacht 
und automatiziert, und von den Ärzten nach festen Schemata interpretiert. 

Manchmal werde ich als Neuropsycho gefragt, nicht immer, wenn die Ergos 
unsicher sind..... 



Frau Kühne, vielen Dank für den Nature-Link! 



Mit freundlichen Grüßen, 

Mauricio Parra 



On 3 Feb 2021 at 12:24, ekaterina.kuehne wrote: 





Hallo! 



 <https://www.nature.com/articles/s41598-020-74710-9
https://www.nature.com/articles/s41598-020-74710-9 ;



Mit freundlichen Grüßen 



Katharina Kühne 



Am Mi., 3. Feb. 2021 um 12:13 Uhr schrieb Praxis Seuling < 
<mailto:mail@xxxxxxxxxxxxxxxxx> mail@xxxxxxxxxxxxxxxxx>: 

   Liebe KollegInnen, liebe Kollegen, 



   ist mir über den Weg gestolpert, meine Frage in die geschätzte Runde: 



   Kennt jemand den Autor/die Veröffentlichung? Hat jemand Erfahrungen? 



    <https://www.gelbe-liste.de/neurologie/app-demenz-diagnose
https://www.gelbe-liste.de/neurologie/app-demenz-diagnose ;

      
<https://www.fau.de/2020/12/news/wissenschaft/eine-app-soll-den-uhrentest-durchfuehren-u>
 
https://www.fau.de/2020/12/news/wissenschaft/eine-app-soll-den-uhrentest-durchfuehren-u
 

   nd-kuenftig-demenzen-erkennen/ 



   Fröhlich aus dem etwas trüben Oberfranken 



   Matthias Seuling 

   DP/NP/PP in Bamberg 



-- 

Mit freundlichen Grüßen 



Katharina Kühne 







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