[sge-liste] PRESSE:HR:Fünf Dinge, die die Eintracht dringend besser machen muss

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  • Date: Thu, 21 May 2020 20:49:46 +0200

Abwehr, Zweikämpfe, Konzentration
Fünf Dinge, die die Eintracht dringend besser machen muss
Veröffentlicht am 19.05.20 um 15:39 Uhr
Hütter lehnt an der Spielerbank.
Eintracht-Trainer Adi Hütter Bild © picture-alliance/dpa
Um für den Endgegner Bayern München halbwegs gerüstet zu sein, muss
Eintracht Frankfurt dringend seine Lehren aus der Niederlage gegen
Mönchengladbach ziehen. Baustellen gibt es in fast allen Mannschaftsteilen.

1. Mehr Mut im Mittelfeld wagen
Keine Kreativität, keine Spielidee, keine Überraschungsmomente – die Liste
der Vorwürfe an das Aufbauspiel der Frankfurter Eintracht ist nach dem 1:3
gegen Borussia Mönchengladbach lang. Der Tabellendritte überzeugte zwar
trotz zweimonatiger Corona-Pause mit einer scheinbar nie verlernten
Kompaktheit, die Probleme der Frankfurter keimten aber bereits weit vor dem
gegnerischen Strafraum: In der eigenen Zentrale schafften es weder Stefan
Ilsanker (neun Fehlpässe) noch Djibril Sow (nur 23 Ballkontakte in 45
Minuten) oder der von Trainer Adi Hütter auch gerne als "Achter" gesehene
Sebastian Rode, das Spiel bei Ballbesitz in Richtung Borussia-Tor zu
verlagern. Der Eindruck, dass den Hessen in dieser Saison ein Kreativspieler
fehlt, hat sich am Samstag verfestigt.

Bleibt also zunächst nur der Blick auf die eigene Bank, wo Mijat Gacinovic
am vergangenen Wochenende 78 Minuten ausharren musste, ehe er in der
Schluss- und gleichzeitig der besten Eintracht-Phase mitwirken durfte. Der
junge Serbe steht bei vielen wegen seiner oftmals falschen Entscheidungen
beim Abschluss oder dem letzten Pass in der Kritik, zumindest bis zum
gegnerischen Sechzehner sind ihm aber Engagement und belebende Elemente
nicht abzusprechen. Vielleicht ist ein Mijat Gacinovic in der Startelf genau
das Maß an Mut, das Frankfurt im nächsten Spiel wagen sollte.

2. Personelle Möglichkeiten im Sturm ausschöpfen
Endlich vor dem Tor des Gegners angekommen, stellt sich natürlich die Frage:
Wer soll ihn reinmachen? Gegen Mönchengladbach hievte Hütter Bas Dost in die
Anfangsformation zurück, nach diversen Verletzungen und Krankheiten ist der
30-Jährige fitness- und spieltechnisch aber längst nicht dort, wo er selbst
sein möchte. Erst als Dost Unterstützung in Person von André Silva an die
Seite gestellt bekam, wurde das Angriffsspiel der Eintracht mit Beginn der
zweiten Halbzeit etwas besser. Künftig also mit zwei Spitzen?

Zumindest Kulttrainer Dragoslav Stepanovic (1991-93 und 96 bei den Hessen)
findet Gefallen an diesem Gedanken. "Mit Dosts Kopfballstärke und Silvas
Technik könnte es klappen", forderte der 71-Jährige in der Bild ein System
mit zwei Stürmern. Eine Variante, die die Eintracht in dieser Saison schon
mehrfach praktiziert hat. Die aber auch nicht ohne Risiko ist, schließlich
fällt mit Gonçalo Paciência eine weitere Alternative verletzungsbedingt
vorerst aus. Und ob ausgerechnet der Bayern-Kracher am Samstag (18.30 Uhr)
in München geeignet ist, um dieses System wiederzubeleben, darf freilich
angezweifelt werden.

3. Zweikämpfe gewinnen
Zugegeben: Wenn virusbedingte Kontaktbeschränkungen Auswirkungen auf
klassische Kontaktsportaten wie eben Fußball haben, ist das mit Zweikämpfen
so eine Sache. Im Training waren sie wochenlang verboten, im Wettkampf
monatelang nicht möglich. Und es ist auch nicht so, als würden die
Frankfurter gar keine Zweikämpfe gewinnen: Gegen die Fohlen waren sie in
dieser Statistik sogar leicht besser (52 Prozent).

Dass es aber darum geht, die entscheidenden und nicht die meisten Zweikämpfe
zu gewinnen, hat vor allem die Anfangsphase des jüngsten Eintracht-Auftritts
gezeigt. Beim 0:1 schalteten mit Rode, Martin Hinteregger und Evan N'Dicka
entscheidende Spieler wenig bis gar nicht in den Abwehrmodus, beim 0:2 war
es Almamy Touré. "So kann man sich in den Zweikämpfen nicht verhalten, auf
diesem Niveau wird das einfach bestraft", sagte Hütter hinterher. Und hat
damit völlig recht.

4. Die Geister-Atmosphäre annehmen
0:1 nach 36 Sekunden, 0:2 nach nicht einmal sieben Minuten, die erste eigene
Chance eine halbe Ewigkeit später – zugespitzt formuliert könnte man meinen,
die Profis der Eintracht hätten den Anpfiff der Partie gegen Mönchengladbach
gar nicht gehört. Oder um es mit den Worten von Torwart Kevin Trapp zu
sagen: "Das war ein schlechter Start von uns. Wir haben die ersten zehn
Minuten komplett verschlafen." Ob es auch an der speziellen Atmosphäre eines
Geisterspiels lag? Dass sich das Fehlen der Fans unmittelbar auf ein
Fußballspiel auswirken kann, darf zwar keine Ausrede sein – von der Hand zu
weisen ist der Effekt aber auch nicht. Gladbach kam ganz offensichtlich
schneller mit den neuen Umständen zurecht, Frankfurt nicht.

In Karlsruhe etwa gaben die Zweitliga-Spieler von Darmstadt 98 offen zu, mit
der besonderen Stimmung zu fremdeln. Und auch bei den Bildern aus dem
Fußball-Tempel in Dortmund drängte sich der Eindruck auf, dass sich mit dem
BVB eine der beiden Mannschaften wesentlich schneller aufs Kicken
konzentrieren konnte als die andere. Das Gute ist: In der jüngeren
Vergangenheit hat Eintracht Frankfurt nun bereits drei Geisterspiele
absolviert, das Team weiß mit den Bedingungen prinzipiell umzugehen. In
Marseille hatten es die Hessen im September 2018 sogar geschafft, einen
Rückstand in Unterzahl in einen Sieg zu drehen. Eine Erinnerung, ein
Kraftspender, der in den kommenden Wochen helfen könnte.

5. Safety first: Sicher in der Abwehr stehen
Klingt nach banalem Fußball-Einmaleins, ist aber sicherlich eine der
wichtigsten Lehren, die Hütter und Co. aus dem Gladbach- und fürs
Bayern-Spiel ziehen sollten. Die frühen Gegentore offenbarten nicht nur
Konzentrationsschwierigkeiten, sondern auch Stellungsfehler und
Abstimmungsprobleme. So leicht wie gegen die Borussia darf es die Eintracht
keinem Gegner mehr machen, will sie in der Schlussphase dieser Corona-Saison
nicht noch weiter in den Abstiegsstrudel geraten.

Allerdings: Am kommenden Samstag heißen die Gegenspieler nicht mehr Alassane
Pléa, Ramy Bensebaini oder Marcus Thuram – und die haben es Abraham und Co.
schon schwer genug gemacht – sondern Serge Gnabry, Thomas Müller und
natürlich Robert Lewandowski. Der Ausnahme-Torjäger kommt nach dem 2:0 der
Bayern bei Union Berlin am vergangenen Sonntag auf mittlerweile 26
Saisontreffer. Eine stabile Defensive aufseiten der Frankfurter Eintracht
ist da unabdingbar.


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