[sge-liste] FR: Das sind die Lehren aus der Pokal-Blamage in Mannheim

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  • Date: Mon, 9 Aug 2021 20:48:53 +0000

SGE STARTET SCHLECHT

Eintracht Frankfurt: Das sind die Lehren aus der Pokal-Blamage in Mannheim
Daniel SchmittVonDaniel Schmitt

Nach der Pokal-Blamage bei Waldhof Mannheim sollte Eintracht Frankfurt jetzt
nicht in Panik verfallen, aber an einigen Stellen nachbessern.

Mannheim/Frankfurt – In seiner Analyse des blamablen Pokal-Ausscheidens bei
Waldhof Mannheim war Oliver Glasner sehr klar. Der Trainer von Eintracht
Frankfurt kritisierte seine Mannschaft deutlich und inhaltlich treffend,
ohne sie zu diesem sehr, sehr frühen Zeitpunkt der Zusammenarbeit, da die
Bundesligarunde ja erst in den Startlöchern steht, gleich auszuzählen. Das
wäre aus Sicht des Fußballlehrers trotz des bitteren 0:2 auch unsinnig
gewesen. Glasner traf den richtigen Ton und fand ein vernünftiges Maß.

Ein paar Auszüge der vorgetragenen Mängelliste: „Wir hatten anfangs im Spiel
zu viel Kontrolle, zu viele Kontakte mit dem Ball am Fuß, dafür aber zu
wenig Dynamik und zu wenige Spieler im Strafraum.“ Und weiter: „Später nach
dem Rückstand wollten wir mit dem Kopf durch die Wand.“ Gerade bei den
Gegentoren habe sich seine Elf „zu billig abkochen“ lassen vom Außenseiter.
Alles in allem aber schränkte der 46-Jährige ein, „hat solch ein Spiel im
Pokal wohl fast jeder Trainer schon einmal erlebt.“ Sprich: Einen
Außenseiter, der alles reinwirft und sich in einen Rausch rackert und einen
Favoriten, der nicht ans Optimum geht und irgendwann die Geduld verliert.
Sollte nicht passieren, gibt’s in der Tat aber immer wieder. Sorgen, so
Glasner, mache er sich mit Blick auf die ganze Saison deshalb keine.

Aus neutraler Sicht hätte die Pflichtspielpremiere des Nachfolgers von Adi
Hütter dagegen kaum mieser verlaufen können. Die Eintracht verteidigte
schlecht und griff ebenso schlecht an. Die Neuzugänge blieben vieles,
teilweise fast alles schuldig, und manch arrivierter Profi offenbarte
ähnliche Probleme wie beim Absturz in den schwachen Wochen direkt vor der
Sommerpause.

Vor allem die löchrige Defensive erstaunte, legte Glasner doch zeit seiner
Ankunft auf die Abwehrarbeit den Fokus. Die Fülle an Gegentoren wollte und
will er nach unten schrauben. Mit zehn Gegentreffer in bisher sechs
Glasner-Spielen ist das noch nicht gelungen, nur im Testkick gegen
Sandhausen hielt die Eintracht hinten die Null. Und in Mannheim waren die
Frankfurter mit dem 0:2 im Grunde noch gut bedient. „Das darf nicht
passieren – vor allem nicht auf diese Art und Weise. Das weiß jeder“, sagte
Torwart Kevin Trapp. Er war damit auf einer Linie mit seinem Chef. Glasner
fand zwar, dass die Restverteidigung, also die Absicherung bei eigenen
Angriffen, die größter Trainingsschwerpunkt war, eigentlich gut gewesen sei,
die Umsetzung stufte er aber als „mangelhaft“ ein. Gemeint ist die
Zweikampfführung, die Basics, wie es der Trainer nannte. Der sonst meist
stabile Martin Hinteregger erwischte eine Larifari-Start in die Runde,
ebenso der schon in den vorherigen Testspielen mitunter schwächelnde Tuta.

Eintracht Frankfurt: Bundesligastart bei Borussia Dortmund
Gerade der Brasilianer muss sich schnell steigern, will er seinen Stammplatz
nicht verlieren. Bereits für das Samstagsspiel bei Borussia Dortmund (18.30
Uhr) mutet der erfahrene Stefan Ilsanker als sicherere Lösung für diesen
Posten an. Wohlgemerkt: Auch Ilsanker verkörpert auf Dauer keine gehobene
Bundesliga-Qualität, ebenso wie die anderen Alternativen Timothy Chandler
und Almamy Touré. Grundsätzlich, das ist klar, bringt Tuta die besten
Fähigkeiten dieses Quartetts mit. Sollte die Eintracht also hinten noch mal
personell nachbessern? Ganz abwegig ist der Gedanke nicht. Einerseits.
Andererseits ist das alles auch eine Frage des Geldes und der
Prioritätsetzung bei der weiteren Kaderzusammenstellung. Glasner stützt den
jungen Tuta - nachvollziehbar und sinnvoll: „Wir werden den Spielern
Möglichkeiten aufzeigen, wie sie es besser machen können. Von daher wird das
bei Tuta genauso sein.“

Was zur nächsten Problemzone führt, der Besetzung des offensiveren Parts auf
der rechten Seite. Dort konnte Rückkehrer Danny da Costa nicht an seine
stabilen Form im Trikot von Mainz 05 anknüpfen. Er rannte sich zu oft fest,
verlor zu viele Bälle, wirkte in der Rückwärtsbewegung unsicher.
Selbstverständlich: Da Costa kann mehr, viel mehr, er steht bei Glasner
ohnehin hoch im Kurs, sollte dieses Vertrauen aber alsbald zurückzahlen. Die
letztjährige Stammkraft Erik Durm, diesmal Ersatzmann, ist natürlich eine
weitere Option auf rechts, im ligaweiten Vergleich aber gibt es ebenfalls
gewiss bessere Leute.

Eintracht Frankfurt: Jens Petter Hauge soll helfen
Heißt im Umkehrschluss: Noch immer ist kein adäquater Gegenpart zum
herausragenden Linksaußen Filip Kostic, dessen Pokalvertreter Christopher
Lenz vollends enttäuschte, gefunden worden. Oder könnte tatsächlich Jens
Petter Hauge diese Rolle einnehmen? Über genügend Offensivpotenzial für den
rechten Flügel verfügt der 21-Jährige allemal. Bei der Eintracht sind sie
sich sicher, mit dem stürmenden Norweger einen Klassemann für sich gewonnen
zu haben.

Aber ist dieser auch dafür geeignet, die defensiven Aufgaben auf dem Flügel
alleine zu erfüllen? Und wären nicht zwei stürmisch ausgerichtete
Flankenspieler, also Kostic und Hauge, des Guten einer zu viel? Vermutlich,
solch eine Ausrichtung wäre zumindest sehr gewagt, überaus angriffsfreudig,
was eher nicht zu den bisher geäußerten Ideen von Trainer Glasner passt.

Eintracht Frankfurt: Kommt noch ein Stoßstürmer?
Stichwort Angriff: Während der Coach im offensiven Mittelfeld aus einer
Reihe von Spielern wählen kann (Lindström, Younes, Kamada, Barkok, bald
Hauge) fehlen Alternativen im Sturmzentrum. Wenn der Eindruck von Mannheim
nicht täuscht, wird Rafael Borré die durch den Abgang von André Silva
entstandene Riesenlücke nicht alleine schließen können - was auch zu viel
von ihm erwartet wäre. Der kleine Mann als Solist gegen die großen
Hünenverteidiger der Liga, puh, das wird schwer. Derzeit herrscht in der
Offensive eine offensichtliche Unwucht im Kader, es gibt viele Wirbler,
Dribbler und Sprinter, aber wenige Abschlussspieler. Goncalo Paciencia und
Ragnar Ache, neben Borré die weiteren Zentrumsstürmer, genügen kaum den
allerhöchsten Ansprüchen. Ein neuer Mittelstürmer stünde der Eintracht gut
zu Gesicht.

Es wäre natürlich Unsinn, nach nur einer Niederlage nun jedwede
Überzeugungen über den Haufen zu werfen, ebenso wie die Alarmsignale von
Mannheim zu überhören. Keine Panik, aber Vorsicht. „Wir wissen, was wir
verbessern müssen“, sagte Sportvorstand Markus Krösche und sprach auch von
einem „Entwicklungsprozess“. Diesen muss Oliver Glasner möglichst schnell
voranbringen. Den auf ihm und dem Team lastenden Druck hat die Eintracht
jedenfalls schon mal selbstverschuldet und völlig unnötig in die Höhe
getrieben. (Daniel Schmitt


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