[sge-liste] FR: Amin Younes verlässt Eintracht Frankfurt - SGE kassiert vier Millionen Euro Ablöse

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  • Date: Tue, 17 Aug 2021 18:19:44 +0000

SGE

Amin Younes verlässt Eintracht Frankfurt - SGE kassiert vier Millionen Euro
Ablöse
Ingo DurstewitzVonIngo Durstewitz
Der streitbare Dribbelkünstler wird nach Saudi Arabien wechseln und beendet
ein seltsames Kapitel bei Eintracht Frankfurt, bei dem Younes sich als Mann
mit zwei Gesichtern zeigte.

Frankfurt - Nach dem ersten ausführlichen Interview mit dem Berufsfußballer
Amin Younes waren die beiden Redakteure der Frankfurter Rundschau bass
erstaunt. Es kommt heutzutage nicht mehr oft vor, dass ein hochdekorierter
Profi als Gesprächspartner derart demütig und offenherzig rüberkommt. Ohne
Allüren, ohne Gehabe. Dafür reflektiert, nahbar, zuweilen nachdenklich.
„Wichtig ist, dass man so ist, wie man wirklich ist und sich nicht
verstellt“, hat der 28 Jahre alte Profispieler der Eintracht gesagt.

Und weiter: „Ich bin weit von einem Starkult entfernt. Ich möchte später in
den Spiegel schauen und sagen können: ‚Ich war nicht nur ein guter
Fußballer, sondern bin auch mit den Menschen gut umgegangen.‘“ Der
Deutsch-Libanese punktete auch auf anderem Parkett, in Gedenken an die Opfer
des Terroranschlags von Hanau hielt er nach seinem Tor gegen die Bayern ein
T-Shirt mit dem Konterfei von Fatih Sarancoglu in die Höhe. Eine große
Geste. Später besuchte er in Hanau eine Gedenkfeier. Amin Younes, der gute
Mensch mit Herz und Empathie, ein Pendler zwischen den Welten, der in
Frankfurt, wie er sagte, seinen Hafen gefunden habe. Alles in allem folgerte
der Kurzzeit-Nationalspieler in einer Art Selbstcharakterisierung: „Ich bin
kein schwieriger Typ.“

Wer sich dieser Tage bei Eintracht Frankfurt umhört, wird kaum jemanden
finden, der dem zustimmen würde. Im inneren Zirkel des Klubs ist die
anfängliche Verwunderung über die persönliche Verwandlung des 28-Jährigen
längst in pure Ablehnung umgeschlagen, da ist von einem Spaltpilz, Aufrührer
und Blender die Rede und davon, dass dieser Amin Younes die größte
menschliche Enttäuschung der jüngeren Vereinsgeschichte sei.

Das mag vielleicht übertrieben sein oder auch nicht, doch offensichtlich
ist, dass es einen anderen Amin Younes gibt, einen divenhaften Spieler, der
sich ins Schneckenhaus zurückzieht, einen, der in der letzten Saison im
Spiel in Dortmund einen handfesten Zoff mit dem Trainer hatte, sich
daraufhin weigerte, weiterzuspielen und von zwei stinksauren
Führungsspielern zur Räson gerufen werden musste.

Auf fast all seinen Stationen hatte Amin Younes, der Mann mit den zwei
Gesichtern, Stress und ist im Unfrieden geschieden. Das wird nun in
Frankfurt nicht anders sein. Denn nach nur einem Jahr am Main ist der
fußballerische Freigeist wieder auf dem Sprung, er wird sich dem Klub Al
Shabab aus Saudi-Arabien anschließen. Das ist längst keine Überraschung
mehr.

Younes hat sich in Frankfurt in eine Sackgasse manövriert, aus der es keinen
Ausweg mehr gibt und eine Umkehr ebenso wenig. Es ist das unschöne Ende
einer Geschichte, die fast so etwas wie eine Liebesbeziehung war.

Denn als ihn die Eintracht von der Ersatzbank aus Neapel holte, da kam ein
Spieler, der heiß war, der sich beweisen und zeigen wollte, dass er in den
falschen Schubladen steckte. Da kam einer, der sich einbrachte, sich
kümmerte, freundlich, aufgeschlossen, klug und weltmännisch. Einer, der
einfach Bock auf Fußball hatte – und dafür auf viel Geld verzichtete. In
Frankfurt strich Younes rund zwei Millionen Euro pro Jahr ein, das ist die
Hälfte dessen, was er in Italien verdiente. Für den Dribbelkünstler kein
Problem, wie er sagte: „Es macht für mich keinen Sinn, woanders viel Geld zu
verdienen, dort aber unglücklich zu sein. Dafür bin ich nicht der Typ.“

Younes startete durch, mit etwas Verzögerung, doch dann umso fulminanter.
Höhepunkt war seine Gala in der ersten Hälfte im Spiel gegen die Bayern
(2:1), als er nicht nur ein Traumtor schoss, sondern eine Weltklasseleistung
zeigte, die ihm das Tor zur Nationalmannschaft öffnete: Im März wurde er
erstmals wieder in die DFB-Auswahl eingeladen – nach dreieinhalb Jahren
Abstinenz. Doch der Höhenflug hielt nicht lange an.

Irgendetwas im Binnenklima muss zerbrochen sein an jenem Samstag im April in
Dortmund, seitdem ist nichts mehr, wie es war. Erst zwickte die Leiste, dann
drohte die Ersatzbank, und plötzlich fehlte dem Kreativkopf die
Wertschätzung, die er sich durch eine gewaltige Gehaltszulage zusichern
lassen wollte. Die Eintracht bot eine Aufbesserung an, Younes Agenten
forderten eine Verdopplung seines Salärs. Utopisch.

Längst spürte die Eintracht-Führungsriege, dass da einer auf Abwegen war,
kaum mehr einzufangen, irgendwie verdreht. Younes stellte seine
Unzufriedenheit zur Schau, im Training rüffelte ihn Coach Oliver Glasner
einmal lautstark. Für die Sportliche Leitung stand fest, dass eine Trennung
das Beste sei, weil ein Spieler nicht permanent Unruhe stifte dürfe und das
Gemeinwohl der Gruppe zu schützen sei. Es müsse da jetzt dringend und
schnell etwas passieren, ehe die Situation eskaliere.

Mit dem SSC Neapel ist daher Einigkeit darüber erzielt worden, dass die
Eintracht den Spieler schon jetzt kauft, für knapp zwei Millionen Euro und
nicht wie vereinbart in einem Jahr für 2,5 Millionen. Aus Riad werden rund
vier Millionen Euro nach Frankfurt fließen. Das ist nicht die Welt, aber zum
einen eilt Younes eben der Ruf eines streitbaren Spielers voraus, zum
anderen wollte er unbedingt nach Saudi-Arabien. Zudem stand für die
Sportführung fest, dass man – von den persönlichen Vorbehalten mal abgesehen
– nicht auf einen Spieler bauen könne, der erst 28 Jahre alt ist, vor
wenigen Monaten noch Nationalspieler war und sich dann dazu entscheidet,
seine Karriere in einer völlig unbedeutenden Liga fortzusetzen und seine
Ambitionen als Hochleistungssportler damit quasi beerdigt. Auf diesem Niveau
gehe man mit solch einer Einstellung unter. Ergo: Das Kapitel wird
geschlossen.

Dass Amin Younes auch anders kann, deutete er damals im FR-Interview
übrigens auch an. „Wenn der Verein und der Spieler andere Erwartungen haben,
die nicht erfüllt werden, kann es schon mal kriseln und unangenehm werden“,
sagte er. „So ist das Geschäft, es ist nicht immer alles lieb und nett.“


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