[sge-liste] FR: Die Gründe für den miesen Start in die neue Saison

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  • Date: Tue, 17 Aug 2021 18:22:59 +0000

Eintracht Frankfurt: Die Gründe für den miesen Start in die neue Saison
Ingo DurstewitzVonIngo Durstewitz
Eintracht Frankfurt lässt die Leidenschaft vermissen und hat zu viele
formschwache Spieler in ihren Reihen.

Frankfurt – Im VfL Wolfsburg des neuen Mentors Mark van Bommel steckt noch
eine ganze Menge des alten Trainers Oliver Glasner. Das macht es für die
Niedersachsen gerade nicht so einfach, gegen zehn aufrechte Neulinge aus
Bochum mühten sich die „Wölfe“ zu einem buckeligen 1:0-Erfolg, zeitweise
herrschten beinahe anarchische Zustände auf dem Platz, keiner wusste so
richtig, was zu tun ist. Das hängt mit der auf Ballbesitz ausgerichteten
Philosophie van Bommels zusammen. Die steht diametral zu dem Ansatz seines
Vorgängers.

Eintracht Frankfurt: Sieben Gegentore in zwei Pflichtspielen
Unter Glasner war alles anders, nach zwei Jahren unter der Ägide des
Österreichers hatte jeder Spieler jeden Laufweg verinnerlicht, ein Rädchen
griff ins andere. Hinten stand der VfL kompakt, nach vorne ging es
überfallartig. Die Wolfsburger waren einer der gefürchtetsten und am besten
strukturierten Gegner der gesamten Liga. Bis man da wieder hinkomme, räumte
Führungsspieler Maximilian Arnold nun offen ein, werde noch einige Zeit ins
Land gehen.

Oliver Glasner ist trotz Champions-League-Quali weitergezogen, er leitet nun
Eintracht Frankfurt an, und kurioserweise haben die Hessen ähnliche Probleme
wie sie jetzt der VfL am Mittellandkanal hat: Was der neue Coach wirklich
möchte, ist zwar hinterlegt und in der Theorie verstanden, aber auf dem Feld
kaum ersichtlich. Dabei liegen die Ideologien des alten Trainers Adi Hütter
und die des aktuellen Fußballlehrers gar nicht so weit auseinander. Was am
meisten überrascht, ist, dass die Eintracht auch unter dem durchaus mal
defensiv denkenden 46-Jährigen den Laden nicht dicht bekommt. Sieben
Gegentore in zwei Pflichtspielen sind eine Hausnummer, das schmeckt dem
Trainer überhaupt nicht.

Auch in der Offensive kommen die Hessen nicht so zum Zuge wie erhofft. Der
zweite Abschnitt bei der 2:5-Klatsche in Dortmund nährt zumindest in
Ansätzen die Hoffnung auf Besserung, da war mehr Zug und Zielstrebigkeit im
Spiel. Die restlichen drei Durchgänge, davon zwei gegen den in der Liga
äußerst erfolglosen Drittligisten Waldhof Mannheim – zum Vergessen. Das ist
ein Stück weit besorgniserregend, aber kein Grund zur Panik. Dazu ist die
Saison zu frisch.

Eintracht Frankfurt: Zalazar überzeugt bei Schalke 04
Der Coach wird seinen Spielern allerdings neben den spieltaktischen
Feinheiten wieder mehr Gift, Feuer und Leidenschaft einimpfen und sie zu
einer höheren Leistungsfähigkeit treiben müssen, denn der missglückte
Auftakt in die neue Runde hängt mit einer zu laxen Einstellung und der
unzureichenden Form einiger Akteure zusammen. Es gibt profane Gründe für die
momentane Schieflage.

Das fängt hinten bei Abwehrchef Martin Hinteregger an, der mit zwei
bedenklichen Vorstellungen aufwartete. Was ist nur mit Hinti los? Auch die
Nebenleute Tuta und Stefan Ilsanker überzeugten nicht. Da wird die
Sportliche Leitung ein genaues Auge darauf haben, womöglich bis zum Ende der
Transferperiode Ende August noch reagieren – im Rahmen der begrenzten
wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Auf rechts wirkt Rückkehrer Danny da Costa seltsam schwerfällig und
fehlerbehaftet – was ist eigentlich mit Erik Durm? Filip Kostic auf links
ließ sich in Dortmund von Felix Passlack abkochen, der vorher als
Schwachstelle ausgemacht worden war. In der Kreativzentrale ist Daichi
Kamada weiterhin mit Wundertüten-Potenzial unterwegs, Aymen Barkok, auf den
Glasner große Stücke hält, enttäuschte erneut auf ganzer Linie.

Im defensiven Mittelfeld war das Spiel für den 37 Jahre alten Oldie Makoto
Hasebe zu schnell, von Nebenmann Djibril Sow ist Laufarbeit und Handwerk zu
erwarten, aber auch Wegducken und Alibi, wenn es nicht so läuft. Im
defensiven Mittelfeld sind Glasner aber die Hände gebunden, weil Kapitän
Sebastian Rode arg verletzungsanfällig ist und Ajdin Hrustic zwar auf der
„Sechs“ aushelfen kann, aber eigentlich offensiver denkt. Vor diesem
Hintergrund stellt sich die Frage, weshalb die Eintracht Rodrigo Zalazar
nach Schalke abgegeben hat. Der Uruguayer war beim mageren 1:1 von S 04
gegen Aue gleich der beste Spieler seines neuen Teams.

Andererseits hätte es der dynamische, aber nicht eben schnelle und taktisch
leicht konfuse Antreiber in Frankfurt schwer gehabt, weil Glasner ihn nur
für bedingt bundesligatauglich hält. Schalke hat eine Kaufoption für den
22-Jährigen, die Eintracht besitzt aber ein Rückkaufsrecht – so ähnlich wie
einst Real Madrid bei Omar Mascarell.

Eintracht Frankfurt: Muani in einem Jahr?
Sinnvoll wäre es, würde die Eintracht im defensiven Mittelfeld noch mal
nachlegen. Da sollte es freilich kein Novize mit Entwicklungspotenzial sein,
sondern eher ein bundesligaerprobter Fahrensmann.

Auch im Sturm könnte noch etwas passieren, ein großer Zielspieler wird
gesucht. Vielleicht denken die Verantwortlichen da an ein einjähriges
Leihgeschäft. Kein Geheimnis ist nämlich, dass der Verein für die neue
Saison den einen oder anderen Angreifer im Auge hat (unter anderem Randal
Kolo Muani vom FC Nantes), den er ablösefrei verpflichten könnte. In
kniffligen Corona-Zeiten nicht unerheblich.

Und dann bleibt ja noch das Rätsel Amin Younes, den bockigen 28-Jährigen,
der sich immer mehr zu isolieren scheint. Glasner hat ihm zu verstehen
gegeben, dass er gerne auf ihn bauen würde und ihn als wichtigen Bestandteil
der Gruppe sieht – wenn er sich denn voll einbringe. Nach null Minuten
Spielzeit in Dortmund darf das getrost bezweifelt werden.

Younes, das ist bekannt, fordert eine deutliche Aufstockung seiner Bezüge.
Die Eintracht hat sogar schon ein nachgebessertes Angebot hinterlegt, obwohl
der Dribbler vor einem Jahr in vollem Bewusstsein ein von beiden Seiten
ausgehandelten Arbeitspapier mit fixem Gehalt unterschrieben hat – auch für
die Zeit nach dem im Sommer 2022 auslaufenden Leihvertrag hinaus. Intern
sorgt sein Verhalten daher für erhebliche Irritationen.


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