[sge-liste] PRESSE:Wiesbadener Kurier:Abwehr löchrig, Mittelfeld langweilig, Sturm erfolglos

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  • Date: Sun, 8 Dec 2019 16:19:36 +0100

Eintracht: Abwehr löchrig, Mittelfeld langweilig, Sturm erfolglos
Im Tor läuft es bei Eintracht Frankfurt, ansonsten hakt es an vielen
Stellen. Nach dem 2:2 gegen Hertha ist die SGE national nur noch Mittelmaß.
Was läuft schief? Eine Analyse.

Von Peppi Schmitt
Frankfurts Goncalo Paciencia (l.) und Berlins Eduard Löwen kämpfen um den
Ball.  Foto: dpa
Frankfurts Goncalo Paciencia (l.) und Berlins Eduard Löwen kämpfen um den
Ball. (Foto: dpa)


FRANKFURT - Martin Hinteregger hat gegen Hertha BSC sein fünftes Tor in
dieser Saison erzielt. Und dazu noch per Kopf den 2:2-Ausgleichstreffer von
Sebastian Rode vorbereitet. Das ist schön für die Frankfurter Eintracht.
Aber es ist auch Ausdruck der aktuellen Probleme der Eintracht, denn mit
fünf Treffern steht der Verteidiger Hinteregger an zweiter Stelle der
internen Torjägerliste, knapp hinter Goncalo Paciencia (sechs), aber vor den
Stürmern Bas Dost und André Silva (jeweils drei). Das macht deutlich, wo der
Schuh in diesen Tagen und Wochen drückt. Das Spiel der Eintracht ist aus der
Balance geraten. Es ist kein Totalabsturz, weil die Mannschaft dafür mit
großem Willen und Einsatz immer noch und immer wieder zu guten Leistungen
fähig ist. So wie jetzt bei der Aufholjagd gegen die allerdings sehr
schwachen Berliner nach einem 0:2-Rückstand. Aber es ist durchaus auch ein
Alarmzeichen, wenn Erfolge nur noch mit Kraft, Moral und Mentalität errungen
werden. Es klemmt im Frankfurter Spiel an vielen Ecken und Ende. Eine
Analyse.
Reibungslos läuft es nur im Tor. Frederik Rönnow hält gut oder sehr gut.
Über Kevin Trapps Qualitäten gibt es sowieso keine zwei Meinungen. Stark,
und das ist bei den Belastungen erstaunlich und spricht für
Trainingsbelastung und Trainingssteuerung, ist auch die körperliche
Verfassung der Mannschaft. „Es war sensationell wie wir bis zum Schluss
gefightet haben, wir hatten zwei Tage weniger Regenerationszeit als Hertha
und wir haben zehn Spiele mehr in den Knochen“, sagte Trainer Adi Hütter zu
Recht. „Wir sind in einer Top-Verfassung, deshalb bin stolz auf die
Mannschaft.“ Kondition und Moral und Mentalität also stimmen.

Dass Abraham fehlt, macht sich bemerkbar
Vieles andere nicht. Die Abwehr ist nicht stabil. Denn wer über die zu wenig
erzielten Tore meckert, muss einräumen, dass zwei Tore gegen Berlin
eigentlich zum Sieg hätten reichen müssen. Zumal die Hertha im ganzen Spiel
ja nur dreimal wirklich gefährlich über die Mittellinie gekommen ist. Beim
ersten Gegentor reichte ein Fehlpass von Silva an der Mittellinie (!) und
eine schneller Pass nach vorne, um das gesamte Konstrukt ins Wanken und
schließlich zu Fall zu bringen. Das Fehlen von David Abraham macht sich da
durchaus bemerkbar, Almamy Touré ist in seinem Defensivverhalten bei allen
technischen Möglichkeiten noch viel zu leichtfertig. Makoto Hasebe ist mehr
der spielende „Libero“ als der Zerstörer und in dieser Rolle unverzichtbar
fürs Frankfurter Spiel. Und Martin Hinteregger kann nicht alles machen.
Zuletzt wurden den Gegnern das Toreschießen einfach zu leicht gemacht.
Erinnert sei da nur an letzte Woche in Mainz, als sich Dominik Kohr nach
einem Konter nur mit einem Foul, das mit „Rot“ bestraft wurde, helfen konnte
und danach das Spiel kippte.

Im Mittelfeld hat die Eintracht viel Durchschnitt teuer eingekauft. Knapp
zwanzig Millionen Euro an Ablöse für Dominik Kohr und Djibril Sow haben das
Team in der Breite, auch in der Mentalität vielleicht ein wenig nach vorne
gebracht. Aber spielerisch eben nicht. Sebastian Rode muss ab und zu Pausen
bekommen und fehlt er dann wie gegen Hertha eine Stunde lang, geht dem Team
jede Kreativität ab. Am ehesten ist dazu Daichi Kamada in der Lage. Aber der
Japaner ist (noch) ein Lernender.
Seit dem Bayern-Spiel hat kein Stürmer mehr getroffen
Und vorne? Da darf sich doch niemand ernsthaft wundern, dass nach dem
Verkauf der Torgaranten Haller, Jovic und Rebic ein Vakuum entstanden ist.
Zumal wenn deren Nachfolger Bas Dost und André Silva nicht selten wegen
Verletzungen nicht im Vollbesitz ihrer körperlichen Kräfte sind oder gleich
ganz ausfallen. Seit dem Bayern-Spiel am 2. November hat kein Stürmer mehr
getroffen, damals war es Goncalo Paciencia zum 5:1. „Uns fehlt vorne die
Durchschlagskraft“, sagt der Trainer, „unsere Stürmer müssen wieder zum
Abschluss kommen und versuchen wieder zu treffen“. Für Ersatz-Torjäger
Hinteregger fehlt vorne aktuell das „gewisse Etwas“. Das hatte die „Büffel“
letztes Jahr, das haben die Angreifer dieses Jahr nicht. Allerdings gebietet
es die Fairness, neuen Spielern auch Geduld einzuräumen. Jovic und Haller
waren in ihrer ersten Saison auch noch keine „Überflieger“. Vielleicht
brauchen Dost und Silva neben Fitness auch einfach nur ein wenig Zeit.

Die Eintracht ist national aktuell Mittelmaß. Sie muss sich in der Liga in
die die Winterpause retten. Und sie hat im Europacup am Donnerstag gegen
Guimaraes die Chance noch für ein Highlight zu sorgen. Der Trainer steht in
unerschütterlichem Optimismus zu seiner Mannschaft. „Mit den letzten
Ergebnissen sind wir nicht zufrieden, aber die Mannschaft zeigt fast immer
eine gute Leistung“, sagte Hütter. „Uns fehlt auch ein wenig Glück, aber wir
werden aber zurück in die Spur finden.“


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