[sge-liste] PRESSE:HR:Die Eintracht reanimiert nur noch ihre Gegner

  • From: <frank.eckes@xxxxxxxxx>
  • To: <sge-liste@xxxxxxxxxxxxx>
  • Date: Mon, 23 Dec 2019 14:54:51 +0100

Die Frankfurter Talfahrt zum Jahresausklang endet krachend in Paderborn. Bei
der letzten Pleite der Hinrunde werden erneut alle Eintracht-Schwächen
offenbar. Änderungen müssen nun her. Die Analyse in fünf Punkten.

1. Hütter probiert's mit der Viererkette
Schon vor dem Spiel in Paderborn war klar: Eintracht-Coach Adi Hütter musste
mal wieder seine Abwehr neu formieren. Martin Hinteregger fehlte
gelbgesperrt, was in diesen Tagen in Hessen eine Schwächung der Offensive
und Defensive gleichzeitig darstellt. Anstatt den Österreicher aber einfach
durch Evan N'Dicka zu ersetzen, änderte Hütter gleich das ganze System.

So verteidigte bei den Ostwestfalen seit einer halben Ewigkeit mal wieder
eine Viererkette in der Abwehr der Hessen mit Startelf-Neuling Simon Falette
und Makoto Hasebe in der Zentrale und N'Dicka und Timothy Chandler auf den
Außen. Eine Möglichkeit, mit der Hütter schon länger geliebäugelt hatte und
mit der er in Bern einst Meister wurde, sie aber in Frankfurt schnell in die
Mottenkiste gepackt hatte. Wirklich auf ging dieser Kniff nicht. Das zeigte
sich vor allem in der ersten Hälfte.

2. Eine erste Halbzeit als Offenbarungseid
Freilich war es nicht nur die neuformierte Viererkette der Hessen, die in
Paderborn in den ersten 45 Minuten nicht funktionierte. Im Endeffekt fehlte
der Frankfurter Eintracht beim Tabellenletzten vom Anpfiff weg alles, um ein
Bundesliga-Spiel auf diesem spielerischen Preissegment zu gewinnen.
Laufbereitschaft, Zweikampfführung, Passsicherheit - nichts war vorhanden.

Besonders deutlich wurde das beim 0:1. Abdelhamid Sabiri durfte nahezu
unbehelligt durch die Frankfurter Hälfte spazieren, weit und breit kein
Gegner zu sehen. Der Paderborner nahm sich ein Herz, zog ab und traf zur
frühen Führung. Ende der Fehlerkette war Keeper Felix Wiedwald, der wie
angewurzelt auf der Torlinie stehen blieb, als der Ball über ihm im Netz
einschlug. "Das 1:0 geht in der Form überhaupt nicht", ärgerte sich Hütter
hinterher. Nur: Viel besser wurde es nach dem Tor nicht. Die erste Halbzeit
blieb ein einziger Offenbarungseid, der in der zweiten Hälfte nicht mehr gut
zu machen war.

3. Drei von fünf Kellerkindern reanimiert
So blieb am Ende die sechste Niederlage in den vergangenen sieben
Bundesliga-Spielen. Das Schlimme an dieser sowieso schon haarsträubenden
Negativ-Serie: Die Eintracht hat zum Jahresausklang gleich drei Kellerkinder
der Liga reanimiert. Die Niederlagen in Mainz (1:2), gegen Köln (2:4) und
nun in Paderborn haben direkten Konkurrenten neues Leben eingehaucht.

Selbst Hertha BSC, das in Frankfurt einen Zähler ergatterte, punktet seit
dem Auftritt in Hessen fleißig. Die Frankfurter helfen damit seit Wochen am
Boden liegenden Teams wieder auf. Nur: Nach der Negativ-Serie im November
und Dezember hätte die Hütter-Elf selbst eine Konjunktur-Hilfe bitter nötig.

4. Neustart dringend erforderlich
Das hessische Weihnachtsfest ist nach der Pleite in Paderborn endgültig
verhagelt. Nur noch drei mickrige Pünktchen Vorsprung haben die Frankfurter
auf den Relegationsrang 16. Das graue Mittelmaß, in dem sich die Eintracht
noch vor einer Woche befand, wäre aus hessischer Sicht fast schon wieder
sexy. Geht die Talfahrt im neuen Jahr weiter, droht nach Jahren des
Höhenflugs wieder Abstiegskampf.

Daher gilt: Im Januar muss ein Neustart her. Im Trainingslager in Florida
wollen Makoto Hasebe und Co. trotz all der Reisestrapazen die leeren Akkus
wieder aufladen und mit neuer Energie in die Rückrunde starten. Dazu dürfte
der eine oder andere Neuzugang die Frankfurter verstärken. Eine Rückkehr von
Ante Rebic geistert weiter durch den Stadtwald. Das alleine wird aber nicht
die Lösung sein. Zur Frischzellenkur unter der Sonne Floridas benötigt die
Eintracht auch eine tiefgehende Analyse der vergangenen Wochen.

5. Was, wenn es doch am Trainer liegt?
Diese Analyse kündigten sowohl Trainer Hütter als auch Sportvorstand Fredi
Bobic nach der Partie in Paderborn an. "Wir werden in der kurzen
Vorbereitungszeit an vielen Stellschrauben drehen müssen, um taktisch ein
anderes Gesicht zu zeigen", kündigte Hütter an. "Wir haben uns viel kaputt
gemacht. Jeder wird in sich gehen und sich hinterfragen", fügte Bobic hinzu.
Gehört dazu auch der Trainer?

Noch will der Eintracht-Sportvorstand nicht über Hütter debattieren. "Die
Trainerdiskussion braucht man bei uns gar nicht beginnen", betonte Bobic
direkt nach der Pleite. Klar ist aber: Auch der Eintracht-Coach trug seinen
Teil zum Sinkflug der vergangenen Wochen bei. Der 49-Jährige muss nun
beweisen, dass er die Krise meistern kann und Lösungen findet. Sollte ihm
das in der Rückrunde nicht gelingen, dürfte das Bobic-Statement schon bald
nicht mehr viel Aussagekraft haben.


Other related posts:

  • » [sge-liste] PRESSE:HR:Die Eintracht reanimiert nur noch ihre Gegner - frank.eckes