[sge-liste] PRESSE:FR:Eintracht Frankfurt fehlen noch Prozente

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  • Date: Sat, 27 Jul 2019 08:38:21 +0200

Eintracht Frankfurt fehlen noch Prozente
vonDaniel Schmitt
Eintracht-Trainer Hütter sieht seine Jungs längst noch nicht in Topform,
dorthin zu gelangen wird ein diffiziler Spagat.

Eintracht Frankfurt trägt seine Farben bekanntlich seit rund einem Jahr
voller Stolz quer über den Alten Kontinent. Endlich mal wieder Teil des
internationalen Fußballgeschäfts zu sein, das plustert die Brust der Kicker
vom Main mächtig auf. Mal geht es nach Frankreich, mal nach Italien,
Portugal, England, und so weiter und so fort. Schwarz-Weiß-Rot sind die
dominierenden Farben der Frankfurter Tour de Europe. Ganz klar, die
Auftritte fern des Bundesligaalltags sind fußballerische Festtage. Nun ist
die vergangene Saison natürlich noch ganz fest in den Köpfen der Profis
verankert. Doch längst warten neue Aufgaben, in ihrer Komplexität nicht zu
unterschätzende.


Denn obwohl die Saison ja eigentlich noch nicht mal richtig losgegangen ist,
zumindest für die restlichen 17 Klubs der Bundesliga, befinden sich die
Frankfurter schon wieder mittendrin im Wettkampfmodus – und im Reisestress.
Nachdem das Team Anfang Juli eine erste Woche zum Formaufbau in der Schweiz
verbrachte und nun am Donnerstag das Hinspiel in der
Europa-League-Qualifikation gegen Flora Tallinn (2:1) erfolgreich bestritt,
geht es Schlag auf Schlag weiter. Gestern jetteten die Schützlinge von
Trainer Adi Hütter direkt von der estnischen Hauptstadt an der Ostsee ins an
der Donau gelegene Linz. Von dort ging es mit dem Bus weiter ins nächste
Trainingscamp im österreichischen Windischgarsten.

Eintracht Frankfurt im Trainingslager
Noch am Nachmittag stand eine erste Einheit auf dem Trainingsplatz an, auf
einem bestens gestutzten Rasen, den bis tags zuvor noch Ligakonkurrent TSG
Hoffenheim beackert hatte. Bis Mittwoch werden die Hessen inmitten einer
herrlichen Bergkulisse und wohl bei reichlich Regen – so lautet zumindest
die Wetterprognose für das kleine Dorf in Oberösterreich – dort verharren,
ehe sie wieder über Linz nach Frankfurt abheben. Das Rückspiel gegen Tallinn
am kommenden Donnerstag, die zweitägige Rückkehr ins Trainingslager nach
Österreich, Anfang August im besten Fall das nächste
Europacup-Qualifikationsduell – entweder gegen die Ungarn von Fehevar oder
die Liechtensteiner vom FC Vaduz (Fehevar gewann das Hinspiel 1:0) – da
kommen einige Reisekilometer zusammen.

Nebenbei muss Hütter dafür Sorge tragen, seine Jungs in perfektem Zustand
für die bald anstehenden Aufgaben in Liga und DFB-Pokal vorzubereiten. Er
ist zuversichtlich, diesen Spagat meistern zu können. „Wir haben noch Luft
nach oben“, sagte er nach dem knappen, aber verdienten Erfolg in Tallinn,
„wir sind vielleicht bei 75 oder 80 Prozent unseres Leistungsvermögens.“
Aber: „Nächste Woche in Frankfurt wird das schon besser aussehen.“ Jeder Tag
baut auf den zurückliegenden auf, in kleinen Schritten soll es vorangehen.
Ein ständiger Wechsel zwischen Belastung und Erholung lautet das
Allheilmittel.

Erstes Pflichtspiel nur teilweise gut
Neben der körperlichen Verfassung muss Hütter aber vor allem auch die
spielerische verbessern.Beim ersten echten Härtetest in Tallinn sah das nur
zeitweise ordentlich aus, häufiger als gewohnt stockte das Frankfurter
Aufbauspiel aufgrund unnötiger Leichtsinnsfehler. Selbst die Verlässlichkeit
in Person, Abwehrchef Makoto Hasebe, konnte sich davon nicht freimachen.
Zudem hakte es noch gewaltig im Torabschluss. „Die Chancenverwertung stört
mich nicht mal unbedingt“, sagte Hütter hinterher gelassen, „mir hat eher
noch die Konzentration beim letzten Pass gefehlt.“

Als Adressat dieser Kritik darf sich zuvorderst Mijat Gacinovic verstehen.
Der Serbe, ohnehin ja ein Wackelkandidat, befindet sich in einer absoluten
Nicht-Form, er fabriziert leichte Fehler und macht nicht den Eindruck, diese
mit hoher Laufbereitschaft wieder ausbügeln zu wollen. Seltsam, ist
Gacinovic doch eigentlich ein angenehmer Zeitgenosse, ein kluger, junger
Mann, der in der Vergangenheit selten durch solch fehlenden Einsatzwillen
aufgefallen war. Eher umgekehrt. Wenn Daichi Kamada, Dominik Kohr oder Dejan
Joveljic so etwas wie Gewinner des ersten Pflichtspiels sind, dann ist
Gacinovic gewiss der Verlierer.

Allzu viel Kredit hat der 24-Jährige nicht mehr bei Coach Hütter, spätestens
wenn die nötigen Verstärkungen für die Offensive tatsächlich da sind, dürfte
er es schwer haben, auf regelmäßige Startelfeinsätze zu kommen. Zumal sich
eine baldige Einigung mit Borussia Dortmund in der Causa Sebastian Rode
anbahnt. „Wir sind in sehr guten Gesprächen mit dem BVB“, sagte der
Frankfurter Sportvorstand Fredi Bobic: „Wir hoffen, dass wir das zeitnah
zubekommen.“ Der in der vergangenen Rückrunde ausgeliehen Rode, der mit
seiner Bissigkeit, aber auch Spielintelligenz vollends überzeugte, soll die
Eintracht dem Vernehmen nach zwischen drei und vier Millionen Euro Ablöse
kosten. Akzeptabel.

Adi Hütter will das System anpassen
Ein ähnliches Schicksal wie das von Gacinovic, also das eines
Ergänzungsmannes, könnte Goncalo Paciencia blühen. Der Portugiese kann
kicken, köpfen sowieso, er wird nach den Abgängen von Luka Jovic und
Sebastien Haller auch auf Einsatzzeiten kommen. Für regelmäßige
Startelfnominierungen müsste er aber doch zulegen – am Tempo auf den Beinen
und vor allem an seiner Handlungsschnelligkeit im Kopf.

Neben der Entwicklung einzelner Profis steht Trainer Hütter vor allem die
diffizile Aufgabe bevor, sein komplettes System im laufenden Betrieb zu
verfeinern. Der Fußballlehrer möchte gerne auch mal mit einer Viererkette
spielen lassen, aktuell aber fehlt dafür jedoch Zeit und Personal. So werden
die Frankfurter vorerst weiter auf ihre Dreierkette samt zwei
Außenbahnrennern (Danny da Costa, Filip Kostic) setzen, wenngleich der eine
oder andere Bundesligakonkurrent dies in der vergangenen Saison teils
entschlüsselt hatte. Nicht ideal.

Lesen Sie auch: Eintracht Frankfurt in der Euopaleague - die Einzelkritik

Gerade die wenigen Tage in Österreich werden für den 49-Jährigen wichtig,
dort kann er mal Neues probieren und Altes verbessern. Hütter vereint seinen
kompletten Kader in Windischgarsten, auch die nicht mit nach Estland
gereisten Profis stießen gestern wieder zur Mannschaft. Neben quasi
aussortierten Profis wie Jetro Willems, Marc Stendera oder Nicolai Müller
ist auch Simon Falette nach seinem Sonderurlaub wegen des Afrika-Cups wieder
dabei. Am Sonntag (18 Uhr) testen die Frankfurter gegen den österreichischen
Drittligaverein FC Wels.

Selbst der an der Schulter verletzte Frederik Rönnow reiste mit nach
Österreich. Er wird seine Reha im Kreis des Teams absolvieren – wenngleich
er diese lediglich als seine ganz persönliche Tour de Europe wahrnehmen
dürfte. Auf dem Ergometer mitten in den Bergen.


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