[sge-liste] PRESSE:FAZ:Signal in beide Richtungen

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  • Date: Wed, 27 May 2020 21:54:42 +0200

EINTRACHT FRANKFURT:
Signal in beide Richtungen
VON PETER HES-AKTUALISIERT AM 27.05.2020-20:38
Die Wende zum Guten? Timothy Chandler (rechts) trifft zum 3:3.
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Frankfurt und Freiburg liefern sich ein verrücktes, seltsames, skurriles
Fußballspiel. Das 3:3 kann für die Eintracht Zeichen zum Aufbruch oder
Anfang vom Ende sein. Wie geht es nun weiter?

Richtungweisend sei das Spiel, das hatte Eintracht-Trainer Adi Hütter vor
dem Anpfiff der Begegnung mit dem SC Freiburg am Dienstagabend behauptet.
Nach dem 3:3 in einem verrückten, seltsamen, skurrilen Fußballspiel mochte
der Österreicher jedoch keine Richtungskompetenz übernehmen: „Es ging nicht
nach oben, es ging nicht nach unten, es ist gleich geblieben.“ Eine
Festlegung mochte Hütter dann doch treffen: „Wir haben den Befreiungsschlag
nicht gelandet, den wir verdient hätten.“
Erst die Zukunft wird zeigen, wie dieses 3:3 zu bewerten ist. Im Nachhinein
kann es als Aufbruchsignal herangezogen werden, weil die Eintracht erstmals
nach Monaten spielerisch überzeugte und einen Gegner dominierte. Aber es
kann auch als vorentscheidender Sargnagel angesehen werden, weil die
Frankfurter in diesem Match in typischer Absteiger-Manier all ihre Chancen
verballerten. Je nachdem wie sich die Saison im Endspurt noch entwickelt.

Es war ein Abend der Rekorde gewesen: 35 Torschüsse, von denen 16 auf das
Ziel kamen, produzierte die Eintracht-Offensive. Seit Beginn der
statistischen Aufzeichnungen im Jahr 2004 hatten allein die Bayern diese
Werte zu bieten. 2016 gelangen ihnen gegen Darmstadt 98 sogar 37 Torschüsse,
von denen auch 16 auf das Tor gekommen waren. Dost, Kamada und Silva
vergaben die meisten Gelegenheiten, aber auch Hinteregger, Kostic und
Gacinovic hätten durchaus einen Treffer erzielen können. „Die glasklaren
Chancen hätten gereicht, um mehrere Bundesligaspiele zu gewinnen“, sagte
Trainer Hütter, der jedoch milde mit seinen Schützen ins Gericht ging. Die
unzureichende Ausbeute sei kein Mangel an Qualität gewesen. „Uns hat das
Pech an den Stiefeln geklebt, und Torwart Schwolow hat eine internationale
Topleistung geboten.“

Innenverteidiger Ilsanker, der beim 1:0 des Freiburgers Grifo keine
glückliche Figur abgegeben hatte und der wegen seiner fünften Gelben Karte
am kommenden Samstag in Wolfsburg gesperrt sein wird, urteilte in seiner
Enttäuschung härter gegenüber den Kollegen aus der Abteilung Attacke: „Wir
hatten sieben oder acht hundertprozentige Torchancen, die die Stürmer mit
unserer Qualität eigentlich verwerten müssen. Im Gegenzug bekommen wir drei
leichtfertige Gegentore. Wenn wir aber immer drei, vier oder fünf
Gegentreffer bekommen und vorne die Chancen nicht verwerten, dann kommt am
Ende nicht viel bei raus.“

Das ist keine gewagte These des Österreichers. Obwohl das Ergebnis dagegen
spricht, die Balance zwischen Angriff und Abwehr stimmte jedoch durchaus.
Denn die Frankfurter Abwehr ließ bei all der Offensivpower nur vier
gegnerische Chancen zu. Dass drei zu Gegentoren führten, gehört zum
Phänomen, das abstiegsbedrohte Mannschaften kennen. Einmal in den
Tabellenkeller hineingerutscht, läuft vieles ungünstig.

Grundsätzlich stimmte aber die Statik des Eintracht-Spiels bei der Rückkehr
zur Dreierkette. Libero Hasebes Passsicherheit wirkte sich positiv auf den
Spielaufbau aus, die „Doppelsechs“ mit Rode und Torró (erste Halbzeit) sowie
Kohr (zweite Halbzeit) machte das zentrale Mittelfeld dicht. Und im Sturm
bildeten Kamada, Dost und Silva ein sich ständig verschiebendes Trio, das
Druck entwickelte. Da fiel gar nicht auf, dass Kostic lange blass blieb.

Am beeindruckendsten war allerdings der Durchsetzungswillen der Eintracht.
Selbst nach dem 1:3-Rückstand nach 69 Minuten durch den Doppelschlag von
Petersen und Höler (Grifo und Silva hatten für den Halbzeitstand von 1:1
gesorgt), blieben die Hessen positiv. Kamada und Chandler (bei seiner ersten
Ballberührung) schafften den verdienen Ausgleich.

Ein Blick auf den Terminkalender macht allerdings skeptisch, ob solch eine
Aufholjagd beliebig wiederholbar ist. Die Eintracht befindet sich in der
ersten von vier englischen Wochen nacheinander. Die meisten Konkurrenten
haben nur zwei, die Bayern, Werder und Leverkusen drei auf dem Programm. Die
Belastung wird wieder ein Thema werden. Gut, dass Hütter fünf Spieler
einwechseln kann und dass er dazu übergeht, bisher kaum berücksichtigte
Profis wie Torró und de Guzmán einzusetzen. Beide bewiesen am Dienstag ihren
Wert für die Mannschaft.


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