[sge-liste] HR: Das Ende einer Zweckehe

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  • Date: Sun, 4 Jul 2021 15:10:04 +0000

Silva verlässt Eintracht Frankfurt
Das Ende einer Zweckehe

Dass André Silva in der kommenden Saison nicht mehr für Eintracht Frankfurt
spielt, war fast zu erwarten. Die Trauer über den Abschied des
erfolgreichsten Frankfurter Stürmers aller Zeiten hält sich in Grenzen. Aber
warum?

Von Gerald Schäfer

Im Prinzip hatte die Geschichte von André Silva bei Eintracht Frankfurt das
Potenzial zum Heldenepos: 2017 erklärt kein geringerer als Cristiano Ronaldo
seinen portugiesischen Landsmann André Silva zu seinem legitimen Nachfolger.
2017 wechselt der hochbegabte Stürmer dann auch vom FC Porto zu AC Mailand
in die Serie A. Im Konzert der Großen schwimmt der talentierte Silva dann
aber eher mit statt voranzugehen.

Erst in Frankfurt platzt der Knoten
Weder in der Serie A (24 Spiele, 2 Tore) noch beim spanischen FC Sevilla
(27/9), wohin ihn die Italiener verleihen, gelingt ihm endgültig der
Durchbruch. Erst in Frankfurt – nachdem ihn viele Fachleute schon wieder
abgeschrieben hatten – platzt endlich der Knoten.

In der Saison 2020/21 schießt Silva 28 Tore – so viele wie kein
Eintracht-Spieler vor ihm. In der Torschützenliste der Bundesliga reicht das
für Platz zwei hinter dem alles überragenden Robert Lewandowski. Man stelle
sich nur mal kurz vor, die Eintracht wäre dank der Silva-Tore erstmals in
die Champions League eingezogen. Der Portugiese hätte Frankfurt aber
wahrscheinlich auch dann den Rücken gekehrt.

Die Eintracht als bloße Durchgangsstation
In der Königsklasse wird Silva nun ohnehin spielen. Der 25-Jährige macht
Gebrauch von einer Option in seinem Vertrag und wechselt für kolportiere 23
Millionen Euro zu RB Leipzig. "Ausgerechnet zum Dosen-Club", hört man nun
die Klagen aus der eher emotionalen Frankfurter Fan-Szene. Silva selbst
weint man aber keine richtig dicken Tränen hinterher. Und irgendwie passt
der Wechsel nach Leipzig perfekt zur doch eher rationalen Zusammenarbeit von
André Silva und Eintracht Frankfurt. Wer zu RB geht, macht das nicht mit
Blick auf die traditionsreiche Geschichte des Vereins. Auf genau die ist der
hessische Anhang aber besonders stolz.

"Ich will unbedingt auf allerhöchstem Niveau spielen und das bedeutet
Champions League. In Leipzig habe ich die Chance, dauerhaft in der
Königsklasse dabei zu sein", begründet der Angreifer seinen Wechsel zum
Liga-Konkurrenten. Der Portugiese und die Hessen waren eine bloße Zweckehe
eingegangen. Frankfurt war für Silva von Anfang an eine Durchgangsstation,
wie die Vertragsoption zeigt. Der Wechsel zu einem größeren Club war schon
bei der Vertragsunterschrift fest eingeplant. Der Ronaldo-Erbe fühlt sich zu
Höherem berufen. Und wer kann es ihm nach der vergangenen Saison verdenken?

Welches Silva-Tor bleibt in Erinnerung?
Die Eintracht hat es sich zum Geschäftsmodell gemacht, Spieler besser zu
machen. Das wusste auch Silva als er hier 2019 einen Vertrag unterschrieb.
Frankfurt ist ein Sprungbrett für junge Talente und Spieler, die in der
Vergangenheit schon einmal gescheitert sind. Man denke nur an die
Büffelherde: Ante Rebic, der zuvor weder in Leipzig noch in Italien den
Durchbruch schaffte. Luka Jovic, das Supertalent, das in Lissabon vor allem
durch Eskapaden auffiel. Oder Sébastien Haller, der den (fußballerischen)
"zweiten Bildungsweg" beim holländischen FC Utrecht einschlug, bevor die
Eintracht seine Karriere auf ein neues Level hievte.

Gemessen an seiner Vita passt André Silva perfekt in diese Aufzählung. Ein
Büffel ist er trotzdem nicht. Ob nun Rebic, Jovic oder Haller, zu jedem
dieser Spieler fällt jedem Eintracht-Fan sofort ein spektakulärer Treffer
ein. Das Spektakulärste an André Silva war die Anzahl seiner Tore. Der Platz
in den Vereinsannalen ist ihm damit sicher. Für ein Silva'sches Heldenepos
fehlen die Emotionen.


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