[sge-liste] FR: Schwieriger Spagat zwischen Gegenwart und Zukunft

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  • Date: Tue, 10 Aug 2021 19:27:58 +0000

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10.08.202115:47

EINTRACHT FRANKFURT

Eintracht Frankfurt: Schwieriger Spagat zwischen Gegenwart und Zukunft
Daniel SchmittVonDaniel Schmitt

Eintracht Frankfurt holt entwicklungsfähige Spieler, das ist gut. Doch für
die Herausforderungen der Gegenwart scheint der Kader noch nicht ausreichend
gerüstet, wie nicht nur das Pokal-Aus zeigte.

Es war eine Aussage, die aufhorchen ließ, die eingebettet war in das
blamable Aus im DFB-Pokal und daher nicht ganz reinpasste in die triste
Stimmung rund um die in Mannheim krachend gescheiterten Frankfurter
Eintracht. Markus Krösche, der Sportvorstand des Fußballbundesligisten,
sagte noch auf der Tribüne im Carl-Benz-Stadion: „Wir stellen die Qualität
des Kaders nicht in Frage. Im Großen und Ganzen sind wir auf einem guten
Weg.“ Krösche merkte an diesem Sonntagabend auch etliche kritische Dinge die
Leistung seiner Fußballer betreffend an, am Ende aber blieb haften: Auf
einem guten Weg, Qualität nicht in Frage gestellt. Und das nach einem 0:2
beim Drittligisten. Hat da etwa jemand die Zeichen der Zeit nicht erkannt?

Diese Suggestivfrage mit „Ja“ zu beantworten, wäre indes falsch. Für die
Erklärung will aber ausgeholt werden. Denn die Ausgangslage für Sportchef
Krösche war und ist keine ganz einfache. Na klar, da sind die positiven
Dinge, die Qualifikation für die Europa League zum Beispiel, auch der
gewachsene Kader, der eine Rekordsaison hinter sich hat, die gestiegenen
Marktwerte der Profis, auch die mit meist langfristigen Verträgen an den
Klub gebundenen Leistungsträger. Einerseits.

Andererseits ist da auch die kaum planbare Fanrückkehr in die Stadien, die
damit verbundenen begrenzten finanziellen Mittel. Auch ein Kader, in dem
Ex-Vorstand Fredi Bobic seinem Nachfolger den einen oder anderen Bankdrücker
mit lukrativem Vertrag hinterließ. Dazu ein Transfermarkt, auf dem sich
bisher fast nur Verkäufer tummeln. Und schließlich ein Klub, der sich bei
der Kaderzusammenstellung eine leichte Kursänderung erwartet, wieder weiter
weg vom Erwartbaren, von den Dominik Kohrs oder Stefan Ilsankers dieser
Welt, dafür näher ran ans Fantasievolle. „Wir müssen kreativ sein“, lautete
Krösches Credo von Beginn an, das ihm in den stundenlangen Gesprächen mit
der Vereinsspitze mit auf den Weg gegeben wurde. Krösche wusste natürlich,
worauf er sich in Frankfurt einlässt und arbeitet seitdem seine Ideen ab.

Bisher, das bleibt festzuhalten, hat er es geschafft, das Personal der
Vorsaison weitestgehend in Frankfurt zu halten - mit Ausnahme des
Topstürmers André Silva, auf dessen Verbleib es bei ehrlicher Betrachtung
aber ohnehin (fast) keine Chance gab. Den Deal wickelte der Sportchef
bereits früh in der Transferphase ab, hat seitdem Planungssicherheit.
Ansonsten sind alle Leistungsträger – Stand 11. August - noch da: Filip
Kostic, Daichi Kamada, Evan Ndicka, Martin Hinteregger, neuerdings auch
Buchautor.

Eintracht Frankfurt: Jens Petter Hauge „das nächste Puzzleteil“
Dazu erfüllten Krösche und der zum Direktor Profifußball heraufgestufte Ben
Manga die ihn sie gesetzten Erwartungen, das Team mit kreativen,
verhältnismäßig günstigen Lösungen in der Breite zu stärken und zusätzlich
im besten Fall den Kaderwert mit jungen, entwicklungsfähigen Spielern auf
Sicht zu steigern. „Transfererlöse sind und bleiben ein wesentlicher Teil
unserer Einnahme-Säule“, betonte Aufsichtsratschef Philip Holzer nicht
umsonst im Interview mit dieser Zeitung.

Als „Dortmunder Weg“, wenngleich einige Preiskategorien darunter, betitelte
die FR vor kurzem jene Ideen von Krösche, talentierte Spieler wie Jesper
Lindström, Fabio Blanco oder nun Jens Petter Hauge in die Stadt am Main zu
lotsen. Die norwegische Offensivkraft wird vorerst für eine Saison vom AC
Milan ausgeliehen, zudem sicherte sich die Eintracht eine Kaufoption in Höhe
von sieben Millionen Euro. Hauge trainierte am Dienstagvormittag das erste
Mal mit den neuen Kollegen.

„Mit Jens Petter Hauge fügen wir unserem Kader das nächste wichtige
Puzzleteil hinzu“, so Krösche: „Unser Ziel ist es, den Kader so
auszurichten, dass wir noch mehr Variabilität haben und weniger berechenbar
sind.“ Hauge verfüge über eine starkes Eins-gegen-eins-Spiel und strahle aus
allen offensiven Positionen Torgefahr aus. „Er ist ein junger,
entwicklungsfähiger Spieler, der bereits seine ersten Schritte bei einem
absoluten Topklub gemacht hat.“ Hauge selbst „kann es kaum erwarten, ab
sofort das Eintracht-Trikot zu tragen.“ Am Donnerstag wird er auf einer
Pressekonferenz vorgestellt.

Eintracht Frankfurt: Neue Saison, alte Probleme
Lindström, Blanco, Hauge, auch Rafael Borré - es sind keine total
spektakulären Transfers, dafür welche mit Fantasie. All das sind also
nachvollziehbare Gründe, auf denen Krösches Aussagen von Mannheim basieren.

Aber, und jetzt wird’s nicht ganz unwichtig: Neben dem wieder vermehrt auf
die Zukunft ausgerichteten Eintracht-Weg gibt es eben auch die Aktualität,
die nicht außer Acht gelassen werden sollte. Und da hat das Spiel beim SV
Waldhof gezeigt, dass der Kader längst noch nicht ideal austariert ist, dass
es hinten weiterhin wacklig ist, dass vorne zu viele Vorbereiter und zu
wenige Abschlussspieler vorhanden sind, dass auf den Flügeln immer noch ein
krasser Ungleichgewicht herrscht.

Um diese Schwachstellen auszumerzen, bleiben der Eintracht noch 21 Tage. Bis
zum 31. August muss dem Team auf einigen Positionen, vor allem im
Sturmzentrum noch Personal zugeführt werden, das mehr oder weniger auf
Anhieb funktioniert und nicht wie manch anderer Profi im Kader noch einige
Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre zur Bundesligareife benötigt.

Eintracht Frankfurt: Gianluca Scamacca wird gehandelt
Für die Besetzung des Stürmerposten tauchen seit einiger Zeit immer mal
wieder Kandidaten auf. Randal Kolo Muani (FC Nantes) war der erste, später
folgte Carlos Vinicius (Benfica Lissabon), aktuell soll Gianluca Scamacca
(US Sassuolo) das Interesse der Hessen geweckt haben. Der 22-Jährige ist
1,95 Meter groß und würde damit ins gesuchte Profil passen. Der Römer, der
bisher erst drei Pflichtspiele für seinem Stammverein aus der Emilia-Romagna
absolvierte und ansonsten an etliche Klubs verliehen war (Cremonsese, PEC
Zwolle, Ascoli Calcio, Genua CFC), überzeugte vergangene Saison. Zu den acht
Toren in 26 Ligaeinsätzen gesellte sich vor allem einige Fleißarbeit fürs
Team.

So wird bis zum Ende des Monats weiterhin Geduld gefragt sein beim Blick auf
den Frankfurter Kader. Aber das kennt Eintracht-Umfeld ja bereits aus Zeiten
des liebend gerne erst auf den letzten Drücker einkaufenden Fredi Bobic.


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