[sge-liste] FR: Mehrere Neuzugänge trotz angespannter Finanzlage

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  • Date: Thu, 19 Aug 2021 20:47:18 +0000

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Eintracht Frankfurt: Mehrere Neuzugänge trotz angespannter Finanzlage
Ingo DurstewitzVonIngo Durstewitz
Eintracht Frankfurt steht vor der Verpflichtung eines Mittelfeldakteurs und
eines Stürmers – muss aber auch Spieler abgeben.

Frankfurt - Am Mittwochvormittag wuselte der abtrünnige Amin Younes noch
munter über den Trainingsplatz am Frankfurter Stadion; fast so, als sei
nichts gewesen, fast so, als stünde er nicht vor einer Übersiedlung ins
Morgenland. Doch ein Dauerzustand wird der Präsenzunterricht nicht sein,
Amin Younes, 28, vor einigen Monaten noch mal kurz deutscher
Nationalspieler, sitzt auf gepackten Koffern. Sein Wechsel nach
Saudi-Arabien zu Al Shabab ist ausverhandelt, aber noch nicht abgeschlossen.
Lange wird die Finalisierung freilich nicht mehr auf sich warten lassen.


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Eintracht Frankfurt wird einen Gewinn von rund zwei Millionen Euro machen
und die Gehaltskosten (zwei Millionen per annum) sparen. Das ist in
Anbetracht der völlig verfahrenen Situation um den auf eine Veränderung
drängenden Spieler ein annehmbares Geschäft – alternativlos sowieso. Das
Tischtuch zwischen dem Offensivakteur und den Verantwortlichen ist
zerschnitten.


Ging es nach der Sportlichen Führung würde der Younes-Abgang aber kein
singulärer bleiben, denn es ist kein Geheimnis, dass der Verein gerne noch
den einen oder anderen Akteur abgeben würde. Steven Zuber, EM-Assist-König,
oder Goncalo Paciencia, der schalkegeschädigte Mittelstürmer, sind solche
Kandidaten. Beide standen beim Bundesligaauftakt in Dortmund nicht im Kader,
und sie werden bei Trainer Oliver Glasner auch keine große Rolle mehr
spielen.

Eintracht Frankfurt: Steven Zuber will weg, aber wohin?
Interessant daher, dass Zubers Berater Milos Malenovic nun im Schweizer
„Blick“ frank und frei mitteilte: „Steven wird die Eintracht verlassen.“
Wohin es den 30-Jährigen ziehen wird, ließ der Agent jedoch offen. Vor
einigen Wochen wurden als mögliche Abnehmer schon mal Norwich City,
Olympique Marseille und Dynamo Moskau gehandelt. Doch konkret wurde nichts.
Nun soll der FC Venedig seine Fühler ausgestreckt haben. „Die geflügelten
Löwen“ sind nach 19 Jahren Abstinenz in die Serie A aufgestiegen. Angeblich
sollen sie bereit sein, 2,5 Millionen Euro Ablöse für den Nationalspieler zu
bezahlen. Das Seltsame: In Frankfurt wissen sie von gar nichts, es gibt
weder ein Angebot noch eine Anfrage. Das kann aber noch kommen. Es ist Usus,
dass Vereine erst einmal das Interesse und die Bedingungen des Spielers (und
dessen Agentur) ausloten und dann an den Klub herantreten. Die Eintracht
wäre gewiss gesprächsbereit, denn Zuber gehört zu den Besserverdienern im
Kader. Die Eintracht wäre froh, den Schweizer abgeben und die Kosten drücken
zu können.

Auch Angreifer Paciencia sitzt auf einem gut dotierten Vertrag, der vor den
Corona-Einschnitten abgeschlossen wurde. In Zeiten wie diesen gibt es
aufgrund des vergleichsweise hohen Verdiensts für Spieler dieses mittleren
Niveaus kaum einen Markt, weil zu viele Vereine zu viele dieser Profis
beschäftigen. Für die Fußballer ist das noch eine vergleichsweise
komfortable Situation, weil sie, so lange sie vertraglich gebunden sind,
sich zumindest wirtschaftlich abgesichert sehen.

In dieser schwierigen Phase, da die Pandemie viele Klubs an den Rand des
Abgrunds gedrückt hat, würden „normale“ Bundesligaspieler bei neuen Vereinen
nicht mehr diese Konditionen aushandeln können. Daher ist der Wunsch nach
Veränderung bei ihnen oftmals nicht besonders ausgeprägt. Im Fall Paciencia
hat Werder Bremen Interesse bekundet, doch ob der absolut klamme Absteiger
die wirtschaftlichen Voraussetzungen schaffen kann, ist zweifelhaft.

Ein klassischer Mittelstürmer soll noch zu Eintracht Frankfurt kommen
Zudem ist Eintracht Frankfurt dafür bekannt, ihre Angestellten gut zu
behandeln, es herrscht im Team und um das Team herum ein gutes Klima, gerade
erst ist der topmoderne Proficampus bezogen worden – da fehlt es an nichts.
Und: In Frankfurt, der internationalen Stadt im Herzen von Europa, lässt es
sich gut leben.

Eintracht Frankfurt wird ungeachtet möglicher Abgänge ihrerseits noch mal
auf dem Transfermarkt zuschlagen, mit einem defensiven Mittelfeldspieler ist
Einigkeit erzielt worden, der Neue wird dieser Tage vorgestellt. Eine
notwendige Verpflichtung, weil dort das Personal sowohl nominell als auch
qualitativ zu dünn besetzt ist. Verschärft wird die Situation durch die
Knieblessur von Kapitän Sebastian Rode. Die Verletzungshistorie des
30-Jährigen ist bekannt und besorgniserregend.

Auch ein klassischer Mittelstürmer soll kommen. Mit dem 26 Jahre alten
Brasilianer Carlos Vinicius von Benfica Lissabon ist die Eintracht recht
weit, da geht es um eine Leihe mit anschließender Kaufoption. Und womöglich
soll auch noch ein gestandener Mann für die Abwehr anheuern. Das ist eine
Frage der Alternativen und des Geldes.

Eintracht Frankfurt erhält deutlich weniger TV-Geld
Ein gewisser Spielraum ist vorhanden, der soll ausgereizt werden, um die
sportlichen Ambitionen nicht zu untergraben. Es ist ja nicht so, dass
Finanzvorstand Oliver Frankenbach und der Aufsichtsrat auf Teufel komm raus
einen rigiden Sparkurs fahren würden, aber Corona hat den Verein in die
Defensive gedrängt und zu einem satten Verlust in Höhe von 45 Millionen Euro
geführt. Da ist seriöses Wirtschaften und eine kaufmännische
Betrachtungsweise angeraten und richtig. Die erfahrenen Funktionäre müssen
abwägen, wie viel Risiko vertretbar und was möglich ist.

Reserven sind aufgebaut, das Eigenkapital ist durch eine Kapitalmaßnahme um
22 Millionen auf rund 30 Millionen aufgestockt sowie Transfererlöse für
Spieler und Trainer erzielt worden.

Erschwert wird das Ganze aber durch die fehlende Planbarkeit der Einnahmen:
Niemand kann vorhersagen, inwieweit die Stadien in dieser Saison ausgelastet
werden dürfen. Damit steht und fällt aber eine klare Budgetierung. Es ist
ein Spiel mit Unwägbarkeiten. Auch der neue, durch Corona geschrumpfte
Fernsehvertrag ist für die Vereine eine Herausforderung. Die Eintracht etwa
hat in der TV-Tabelle einen Platz gut gemacht und liegt auf Rang sechs. Das
ist das beste Ergebnis aller Zeiten, doch sie wird nicht, wie zuletzt, knapp
80 Millionen Euro einstreichen, sondern deutlich weniger – weit mehr als
zehn Millionen Euro. (Ingo Durstewitz)


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