Liebe Kolleg:innenCave!Der unten empfohlene Experte ist in der Schweiz grad
arg in der Kritik wegen des Themenkreises "Satanic Panic". Offenbar existieren
ganze Netzwerke von "Fachpersonen", welche den krudesten
Verschwörungserzählungen aufsitzen.Beste GrüsseChristian Balzer
Am Montag, 18. September 2023 um 23:23:18 MESZ hat Irene W.
<sirenewinkler@xxxxxxxxx> Folgendes geschrieben:
Hallo Zusammennoch ergänzend zur Differentialdiagnostik sehr hilfreich: Jan
Gysi: Diagnostik von Traumafolgestörungen © 2021 Hogrefe Verlag, BernGute
Nacht!
Am Mo., 18. Sept. 2023 um 21:54 Uhr schrieb Susanne Arp <arpneuro@xxxxxx>:
*** neuropsychologie.freelists.org *** Liebe Frau Winkler,
sollte nicht nur, sondern tut es auch:
hätten Sie ein - zwei Literaturtipps zum Thema für uns?
Das wäre großartig zum Teilen und Weiterlesen,
vielen Dank!
Kollegiale Grüße aus Hamburg,
Susanne Arp
--
Diese Nachricht wurde von meinem Android Mobiltelefon mit GMX Mail gesendet.Am
18.09.23, 21:11 schrieb "Irene W." <sirenewinkler@xxxxxxxxx>:
Liebe Frau Meusel, nochmal eine ganz andere Idee von meiner Seite bei einem
NP-Gutachten für eine Unfallversicherung untersuchte ich mal eine 30 jährige
Frau, die nach einem leichten SHT , schwerste kognitive Einschränkungen
aufwies. Diese entpuppten sich als eine dissoziative neurologische Störung im
Bereich der Kognition( nach ICD 11 nun sehr schön diagnostizierbar), die quasi
durch das leichte SHT getriggert wurden. Übrigens sollten die Theorien zur
strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit (Van der Hart , Nijenhuis und
Steele) meiner Ansicht nach auch Neuropsychologen interessieren, da sich da
unsere beiden Fachgebiete direkt treffen....Aber nur eine Idee von vielen....
mit lieben Grüssen Irene Winkler
Am So., 17. Sept. 2023 um 22:46 Uhr schrieb Cornelia Meusel
<cornelia.meusel@xxxxxx>:
Hallo Herr Sahling,
leider kann ich zu dieser "alten" Hirnschädigung von 1986 wenig sagen, da er
damals noch nicht mit der aktuellen Lebensgefährtin zusammen war. Soweit ich
ihn aber verstanden habe, habe er subjektiv keine anhaltenden Folgeschäden
gehabt und sei auch wieder normal arbeiten gegangen. Ich habe unsere Radiologen
gefragt, ob man davon möglicherweise noch was im cMRT sehen kann
(Kontusionsnarben o.ä.), dies wurde aber verneint. Schließt aber natürlich
nicht aus, dass da trotzdem eine relevante Vorschädigung besteht. Zumindest ein
erhöhtes Risiko für eine dementielle Erkrankung bzw. ein früheres Auftreten
einer solchen Erkrankung könnte durch diese alte Hirnverletzung bestehen.
viele Grüße,
C. Meusel
Hallo Frau Meusel,
Könnten die Defizite aus einer Kombination einer Vorschädigung durch den
Unfall und der zunehmenden Mikroangiopathie entstanden sein, die seine bisher
erfolgreiche Kompensation ins Wanken bringt? Wie sieht’s mit Alkohol aus? Gab
es kognitive, sprachliche, emotionale oder verhaltensmässige Veränderungen nach
dem Schädel-Hirntrauma?
Freundliche Grüße, Jochen Sahling
Gesendet von Yahoo Mail für iPhone
Am Sonntag, September 17, 2023, 14:33 schrieb Lange, Claudia <clange@xxxxxxx>:
Hallo Frau Meusel,
Es gibt immer auch Angehörige, die eine Demenz nicht sehen wollen. Ich würde
nochmal nachfragen, was der Patient wirklich im Alltag alleine und richtig
macht. Vielleicht läuft er überall nur mit und der Rest der Familie macht
Überweisungen bzw. Den Haushalt. Da hab ich wirklich schon alles erlebt und
gerade junge Patienten haben teilweise eine hervorragende Fassade. Die
Demenzmarker klären es auch leider nicht eindeutig, da ca. 50% der Patienten
mit DLB ein Alzheimer-Liquorprofil haben. Ich drücke Ihnen die Daumen!
Beste Grüße Claudia Lange
Am 17.09.2023 um 14:15 schrieb Cornelia Meusel <cornelia.meusel@xxxxxx>:
Hallo Frau Lange,
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort! Das Irritierende an dem Fall ist für
mich ja, dass dieser Patient so ganz und gar nicht wie ein Patient mit einem
MMST von 16 wirkt und insbesondere auch die Angehörigen einen deutlichen
kognitiven Abbau verneinen ("dement ist er nicht"). Eine präsensile DAT mit
fronto-parietalem Beginn würde sicher aktuell das Störungsbild am besten
erklären, mal schauen, was die Demenzmarker ergeben. Vergessen habe ich zu
erwähnen, dass der Patient neurologisch (bis auf die kognitiven Defizite
natürlich) komplett unauffällig ist. Insbesondere besteht auch keinerlei
Bewegungsstörung. Ein PET-Scan ist wohl angedacht.
viele Grüße,
C. Meusel
Hallo Frau Meusel,
bei einem MMST von 16 erlaubt die NPT kaum noch eine ätiologische Zuordnung.
Bei im Vordergrund stehenden visuell-räumlichen Defiziten kommt eine DLB in
Frage, bei zusätzlichen Sprachstörungen käme auch eine FTLD und hier
insbesondere eine komplexere CBD-PSP-PPA-Variante in Betracht. Eine
Alzheimer-Demenz mit FRÜHEM Beginn kann ebenfalls mit im Vordergrund stehenden
fronto-parietalen Defiziten einhergehen. Eine weitere diagnostische Einordnung
wäre mittels Datscan und FDG-PET möglich, zusätzlich sollte der Patient
neurologisch auf Symptome einer Bewegungsstörung untersucht werden.
Viele Grüße Claudia Lange
Am 17.09.2023 um 12:53 schrieb Cornelia Meusel <cornelia.meusel@xxxxxx>:
Liebe Kollegen & Kolleginnen,
ich "knabbere" gerade an einem Fall und würde diesen gern (mit Einverständnis
des Patienten) hier im Forum vorstellen.
Es handelt sich um einen Mann (60 Jahre alt, Abschluss der 10.Klasse, gelernter
KFZ-Schlosser, zuletzt aber seit 30 Jahren als LKW-Fahrer tätig), der zur
Abklärung einer unklaren Demenz zu zu uns überwiesen wurde. Herr X hat im Mai
diesen Jahres einen Verkehrsunfall mit seinem LKW verursacht (ohne eigene
Verletzungsfolgen) und wurde daraufhin von seinem Arbeitgeber zu einer
Abklärung seiner Fahreignung zu einem verkehrsmedizinischen Gutachten
geschickt. Dies erfolgte durch einen Neurologen, der in seinem Befund schreibt,
dass die Durchführung des WTS nicht möglich gewesen sei, da Herr X stark
verlangsamt reagiert habe. Vor dem Hintergrund eines cMRT, welches
mikrovaskuläre Veränderungen zeigte, wurde dann eine "vaskuläre Demenz"
diagnostiziert und die Fahrtauglichkeit verneint. Herr X ist seitdem krank
geschrieben.
In meinem Aufnahmegespräch fiel vor allem ein leicht verlangsamtes, etwas
stockendes und sprachlich verarmtes Sprechen auf. Zudem auch leichte
Wortfindungsstörungen. Seinen Krankenweg konnte er adäquat schildern, er war
zur Person, Situation und Ort vollständig und sicher orientiert. Die zeitliche
Orientierung machte ihm hingegen etwas Probleme, er konnte Wochentag und Monat
korrekt benennen, nicht aber das aktuelle Datum und auch nicht das aktuelle
Jahr. Er schien mit der Zahlenverarbeitung Schwierigkeiten zu haben, probierte
verschiedene Jahreszahlen durch. Antrieb und Stimmungslage des Patienten
wirkten unauffällig. Keine Verhaltensauffälligkeiten im Gespräch und der
Testsituation. Herr X berichtete über subjektive Wortfindungsstörungen und gab
auf Nachfrage auch Konzentrations-und Gedächtnisprobleme an.
In der orientierenden Testung zeigten sich dann erhebliche Defizite in
verschiedensten Bereichen, testpsychologisch schon als leichte bis mittelgradig
ausgeprägte dementielle Symptomatik einzuordnen. Im einzelnen:
- Verlangsamung im TMT-A (PR<2), TMT-B nicht durchführbar
- Abzeichnen geometrischer Figuren (z.B. Würfel) unmöglich, ganzheitliche
Wahrnehmung erscheint schwer beeinträchtigt
- Uhrentest massiv auffällig (5 nach Shulman)
- MMST 16/30; SISCO 27/55
- Merkspanne für Zahlen, Zahlen rückwärts nachsprechen defizitär
- Lernen einer Wortliste (CERAD); Lernverlauf: 3,5,5; freier Abruf: 3,
Wiedererkennen 7/10, 1 falsch Positives
- konfrontatives Benennen: leichte Wortfindungsstörung
- Lesen: leicht verlangsamt, aber möglich, Lesesinnverständnis vorhanden
- Schreiben: viele Fehler, z.T. apraktisch wirkend
- Rechnen: erschwert, fehlerhaft
- Luria- Probe auffällig
- BADS, Schlüsselsuche: auffällig
- sprachliches Abstraktionsvermögen (Sprichworte erklären, Unterschied
Fluss/See) intakt
- AAT, Token Test 9 Fehlerpunkte, massive Schwierigkeiten im Teil 5
Fremdanamnestisch (Lebensgefährtin, Tochter, Sohn) wird über "Schweigsamkeit"
(bei aber einem wohl prämorbid auch nicht so redefreudigem Mann) und zunehmende
Wortfindungsstörungen berichtet. Sonstige alltagsrelevante Einbußen (z.B.
auffallende Vergesslichkeit, Desorganisiertheit, Fehlhandlungen,
Orientierungsprobleme u.ä) werden von der Familie verneint. Ebenso bestünde
keine Wesensänderung und/oder Verhaltensauffälligkeiten. Im Stationsalltag
ebenso keine Auffälligkeiten, Herr X verhält sich situationsangepasst, ist
selbständig und findet sich auch problemlos räumlich zurecht. Im cMRT zeigen
sich deutliche mikroangiopathische Läsionen, aber keine relevante
Hirnvolumenminderung. In der Vorgeschichte hat Herr X 1986 eine schwere
Kopfverletzung erlitten mit einer Schädelfraktur links temporal, im cMRT seien
davon aber keine Folgeschäden sichtbar. Erste Liquorbefunde unauffällig,
Demenzmarker stehen aus.
Als erstes hatte ich (aufgrund des Eindrucks im Aufnahmegespräch) an eine PPA
gedacht, doch dafür erscheint mir das Benennen nicht schwer genug gestört und
ich hätte auch nicht diese massiven Defizite im Bereich
visuell-perzeptiver/visuell-konstruktiver Leistungen erwartet. Für eine DAT
finde ich die Gedächtnisstörung nicht ausgeprägt genug und auch nicht so im
Vordergrund stehend und ich hätte mehr Atrophie im cMRT erwartet. Die
subkortikale vaskuläre Schädigung erscheint mir alleinig nicht ausreichend, um
den Befund zu erklären. Insgesamt stört mich außerdem die erhebliche Diskrepanz
zwischen seinen Alltagsleistungen (eigene Beobachtung auf Station/
Fremdanamnese) und den doch erheblich gestörten Leistungen in der Testung.
Hinweise auf eine psychische Erkrankung (Depression) oder nicht-authentisches
Testverhalten habe ich nicht.
Freue mich auf Ihre Ideen und Anregungen!
lG Cornelia Meusel
--
Irene Winkler
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