DB setzt auf Laufschriftanzeiger

  • From: "Gustav Doubrava" <gustav.doubrava@xxxxxxxxxxx>
  • To: <MobilInBayern@xxxxxxxxxxxxx>
  • Date: Thu, 2 Feb 2012 12:18:12 +0100

Hallo in die mobile Runde,

Am 31. Januar waren Grube und Ramsauer zu einer Pressekonferenz in Nürnberg.
Es ging um das inzwischen abgewickelte Konjunkturprogramm, das es der DB
ermöglichte etwa die Hälfte ihrer Stationen stufenlos erreichbar und taktil
und visuell sicherer zu machen. Grube stellte besonders den Dynamischen
Schriftanzeiger (DSA) als Fortschritt heraus, der zur Fahrgastinformation
auf Stationen ohne Lautsprecheransage eingesetzt wird. Es gibt immer wieder
Beschwerden von blinden und auch sehbehinderten Fahrgästen, die die örtlich
zuständigen Stellen nicht beheben können.

Den Text des Briefes, den ich gestern auf Briefbogen des BBSB an Herrn Grube
geschrieben habe, kopiere ich zur Information hier herein. 


Pressekonferenz in Nürnberg, hier: DSA diskriminiert Blinde und
Sehbehinderte 

 
Sehr geehrter Herr Grube, 

gestern waren Sie zur Pressekonferenz in Nürnberg. Heute konnten wir lesen,
wie der barrierefreie Ausbau von DB-Stationen, insbesondere durch den
Einsatz von Mitteln aus dem Konjunkturprogramm des Bundes, vorangekommen
ist. Im Vordergrund stand und steht der stufenlose Zugang zum Bahnsteig und
der Einbau von Leitsystemen für Blinde und Sehbehinderte, die der
Orientierung, aber auch der Sicherheit dienen. 

Zur Information der Reisenden auf Bahnsteigen untergeordneter
Stationskategorien setzt die DB ? und Sie erwähnten das ausdrücklich als
besonders fortschrittlich ? auf DSA, die dynamischen Schriftanzeiger mit
Laufschrift. Gehörlose Menschen werden das als besonders barrierefreie
Lösung begrüßen. Mit jedem DSA, diskriminieren Sie jedoch blinde und
sehbehinderte Kunden, indem Sie das in einschlägigen Normen zur Herstellung
barrierefreier Systeme zum Standard gewordene Zweisinneprinzip
vernachlässigen. 

Blinde Reisende bleiben ohne Lautsprecherdurchsagen auf der ganzen Länge des
Bahnsteigs ohne jegliche Information. Sie können auch die Fahrzielanzeigen
und die sonstigen Informationen auf einfahrenden Zügen nicht lesen. Das kann
zu Irritationen und auch zu Gefährdungen führen. 

Menschen mit Beeinträchtigungen des Sehvermögens sind nicht in der Lage,
Laufschriften zu lesen. Für sie wären Wechselschriftanzeiger, unterstützt
durch Lautsprecherwiedergabe der angezeigten Informationen vielfach die
bessere Lösung. 

Die Vertreter der Blinden- und Sehbehindertenorganisationen, die in der
begleitenden Arbeitsgruppe der DB konstruktiv an der Herstellung der
Barrierefreiheit im Sinne des Gleichstellungsgesetzes des Bundes (BGG)
mitarbeiten, fanden meines Wissens bisher gerade in diesem Fall kein Gehör.
Die örtlich zuständigen DB-Stellen, die den Ärger unzufriedener Kunden
auffangen, können nicht anders, als die Konzernentscheidungen so positiv wie
möglich zu kommunizieren, ohne das von ihnen sehr wohl erkannte Problem zu
lösen. 

Es ist bekannt, dass Sie, sehr geehrter Herr Grube, schon einmal in die
Rolle eines Ihrer Mitarbeiter schlüpfen, um deren Alltag besser zu
verstehen. Es ist wohl nicht nötig, dass Sie sich unter der Augenbinde und
mit einem Langstock auf einen Bahnsteig begeben. Nachdem Sie für eine
kundenfreundliche und menschliche Bahn stehen, könnte ein Wink genügen, um
das Unternehmen dazu zu bewegen, den eingeschlagenen Kurs zu verlassen. In
diesem Falle könnten wir verstehen, wenn Sie dabei durchaus lautlos, aber
dynamisch, dem DSA nachempfunden, vorgehen würden. 

Mit freundlichen Grüßen

i.A.

Gustav Doubrava
Landesverkehrsbeauftragter des BBSB




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