[sw-ooe-aktiv] Fwd: Welttag für menschenwürdige Arbeit: Großes Leid für billige Schokolade

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  • Date: Wed, 09 Oct 2013 17:05:57 +0200

 

Liebe Leute, 

Hier leite ich euch eine traurig-interessante Presseaussendung weiter: 

Lg, Bettina 

Presseaussendung 

WELTTAG FÜR MENSCHENWÜRDIGE ARBEIT:  GROßES LEID FÜR BILLIGE SCHOKOLADE 
 Südwind und die Gewerkschaft PRO-GE machen anlässlich des Welttages für
menschenwürdige Arbeit am 7. Oktober auf die Missstände in der
Schokoladeindustrie aufmerksam und fordern von den Unternehmen
Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der Schokoladeproduktion 

Wien, 04.10.2013 - Schon Anfang Oktober füllen sich wieder die Regale in
den Supermärkten mit (vor)weihnachtlichen Schokoladeprodukten zu
teilweise sehr billigen Preisen. Der Kakaopreis am Weltmarkt ist günstig
und der Schokoladekonsum hierzulande hoch: Österreich rangiert mit rund
9 Kilogramm pro Kopf auf Platz sechs weltweit. 

 Bis zu 14 Millionen ArbeiterInnen sind auf Kakaoplantagen und -farmen
weltweit damit beschäftigt, Kakaoschoten von den Bäumen zu pflücken und
sie anschließend mühselig aufzuhacken, um die Bohnen für die
Fermentierung und Trocknung freizulegen. Trotz der arbeitsintensiven
Pflege und Ernte der Kakaobohne, erhalten Kakaobäuerinnen und -bauern
aktuell nur mehr 6% am Anteil des Verkaufspreises einer Tafel
Schokolade. Im Vergleich dazu, waren es 1980 noch 16%. 
 Die seit den 1980er Jahren fast real um die Hälfte gefallenen Preise,
haben sukzessive zu einer Verarmung von Kakaobäuerinnen und -bauern und
einen Anstieg von ausbeuterischer Kinderarbeit geführt. Zudem fehlt es
nun an Kapital, um in die Vitalität und Produktivität der Kakaoplantagen
zu investieren. Diese Missstände können nun letztendlich der
Schokoladeindustrie selbst zum Verhängnis werden. 

 „Viele Jahrzehnte war es für Industriestaaten und multinationale
Konzerne ganz einfach, Menschen aus dem Süden auszubeuten. Die
Strukturen in den Erzeugerländern haben auch dazu beigetragen, dass sich
wenig politisch verändert. Wir stehen nun vor einer völlig neuen
Situation - Sinkende Erträge, Perspektivlosigkeit und Abwanderung in die
Städte führen dazu, dass der steigende Bedarf der Industrie an
Kakaobohnen bald nicht mehr gedeckt werden kann", erklärt Gerhard Riess
von der Gewerkschaft PRO-GE. 

 Laut Einschätzung des größten Kakaoverarbeiters Barry Callebaut aus der
Schweiz wird bis 2020 ein Kakao-Versorgungsengpass von einer Million
Tonnen erwartet. Um diesen zu verhindern, müsste der weltweite Ertrag um
ca. 100.000 Tonnen pro Jahr steigen. Derzeit werden jährlich 3,5 Mio.
Tonnen weltweit produziert. Viele Schokoladekonzerne reagieren auf die
zu erwartenden Lieferengpässe, indem Sie sogenannte Förderprogramme zur
Steigerung der Produktivität der Kakaoplantagen ins Leben rufen. Viele
dieser Programme zielten darauf ab, den Bäuerinnen und Bauern die
Verwendung von hochgiftigen Pestiziden und Düngemittel nahezulegen und
sie dabei auch finanziell zu unterstützen. 

 Assoz.-Prof DI Dr. Hans-Peter Hutter, Facharzt für Hygiene und
Mikrobiologie sowie Landschaftsökologe an der Medizinischen Universität
Wien, hat diesbezüglich auf Kakaoplantagen in Westafrika und der
Dominikanischen Republik im Zuge der Vorbereitung einer medizinischen
Studie recherchiert. 

 Seine Augenzeugenberichte sind schockierend: „Ich fand es sehr schlimm,
wie sorglos mit hochgradig gesundheitsschädlichen Chemikalien umgegangen
wird. Chemikalien, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit in der EU schon
längst verboten sind, stehen dort noch tagtäglich am Einsatzplan.
Erschreckend ist vor allem, dass die Pestizide ohne jeglichen Schutz für
die ArbeiterInnen ausgebracht werden, oft auch im Beisein ihrer Kinder.
Viele von ihnen können weder lesen und schreiben und sind oftmals völlig
im Unklaren darüber, welchen Gesundheitsrisiken sie sich aussetzen.
Trotz der schlechten Arbeitsbedingungen sind diese Menschen auf diese
Arbeit angewiesen, um ihre Familien versorgen zu können." 
 ArbeiterInnen beklagen in erster Linie akute Symptome wie Augen- und
Hautreizungen oder Übelkeit. „An Langzeitfolgen wie Schäden der Atemwege
und des Nervensystems, Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit wird
hingegen überhaupt nicht gedacht", so Hutter. 

 „Es ist keineswegs nachhaltig den Bäuerinnen und Bauern günstige
Pestizide zur Verfügung zu stellen, nur um kurzfristig deren Erträge zu
steigern, sondern menschenverachtend und auch in ökologischer Sicht
höchst problematisch", kritisiert Zeilinger von der
entwicklungspolitischen NGO Südwind. „All die heutigen Missstände im
Kakaoanbau sind bereits Folgen der jahrzehntelangen Niedrigpreispolitik
der Schokoladenkonzerne. Wir fordern daher die Schokoladenunternehmen
auf, Verantwortung zu übernehmen und unseren Forderungen nach einer
nachhaltigen Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen für
Millionen von ArbeiterInnen nachzukommen" verweist Zeilinger auf eine
Petition von Südwind, PRO-GE, Weltumspannend Arbeiten, Dreikönigsaktion
sowie Nichtregierungsorganisationen aus insgesamt 16 EU-Ländern. 

 In der gemeinsamen Petition treten diese ein für: faire Preise für
Kakaobäuerinnen und Kakaobauern; die Zahlung existenzsichernder Löhne
und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für ArbeiterInnen; die
bedingungslose Einhaltung des Verbots von ausbeuterischer Kinderarbeit;
die Unterstützung für eine ökologisch nachhaltige und diversifizierte
Landwirtschaft und eine unabhängige Kontrolle der Zulieferkette. Die
Petition kann auf www.makechocolatefair.org unterschrieben werden. 
 Das FAIRTRADE-System kann dabei als gutes Vorbild dienen. So bietet
FAIRTRADE ihren Kontraktbauern und -bäuerinnen einen existenzsichernden
Mindestlohn, umfangreiche Schulungsprogramme im Bereich Biolandbau und
Produktqualität sowie Vorfinanzierungen bei Investitionen zur
Verbesserung der Arbeitsbedingungen und in die Gesundheit der
Kakaobäume. 

ZUM DOWNLOADEN: 
Druckfähiges Fotomaterial [1] 
Factsheet "Die bittere Wahrheit über Schokolade" [2] 
 Kampagnen-Website: www.makechocolatefair.org [3] 

RÜCKFRAGEHINWEIS: 
 Bernhard Zeilinger 
 Südwind - Kampagnenleiter "Make Chocolate Fair!" 
 Mobil: 0650 8947 777 
 Tel: 01 405 55 15 328 
 E-Mail: bernhard.zeilinger@xxxxxxxxxxx 
www.suedwind-agentur.at [4] 

 Gerhard Riess 
 Branchensekretär der Gewerkschaft PRO-GE 
 Mobil: 0664 16 10 114 
 Tel.: 01 53444 69 590 
 E-Mail: gerhard.riess@xxxxxxxx 
www.proge.at [5] 

 Assoz.-Prof. DI Dr. Hans-Peter Hutter 
 Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie 
 Vorsitzender von 'Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt' 
 Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien 
 Tel.: 01/40160-34930 
 E-Mail: Hans-Peter.Hutter@xxxxxxxxxxxxxxxx 
www.meduniwien.ac.at/umwelthygiene/ [6] 

Die Kampagne "Make Chocolate Fair!" setzt sich für fairen Handel in der
Schokoladeproduktion ein. Gemeinsam mit drei Organisationen in
Deutschland, Tschechien und Estland koordiniert Südwind die europaweite
Kampagne in 16 EU-Ländern und wird dabei von zahlreichen
gewerkschaftlichen, kirchlichen und entwicklungspolitischen
Organisationen unterstützt. 
 "Make Chocolate Fair!" wird von der Europäischen Union und der
Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, sowie der Dreikönigsaktion
gefördert. Die darin vertretenen Standpunkte stellen in keiner Weise die
offizielle Meinung der Fördergeber dar. 

Links:
------
[1] http://www.suedwind-agentur.at/start.asp?gal=PA_MCF_131004&amp;b=442
[2] http://doku.cac.at/factsheet_mcf_1310.pdf
[3] http://www.makechocolatefair.org
[4] http://www.suedwind-agentur.at
[5] http://www.proge.at
[6] http://www.meduniwien.ac.at/umwelthygiene/

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