[sge-liste] Presse: Kicker.de: Frankfurt: Zugriff über Leipziger Account ein Einzelfall

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  • Date: Wed, 10 Jul 2019 14:12:10 +0000 (UTC)

Ein Jugendtrainer von Eintracht Frankfurt hat in der Vergangenheit mit einem 
Login von RB Leipzig Informationen aus einer kommerziellen Fußball-Datenbank 
abgerufen. Die Betreiber dieser Datenbank haben nun eine Klage eingereicht und 
fordern Schadensersatz. Am Mittwoch bezogen Verantwortliche für die Eintracht 
Stellung und erläuterten ihre "intensivste und schonungslose Aufklärungsarbeit".




Dieter Burkert, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des betroffenen e.V., und 
Anwalt Christoph Schickhardt, der die Eintracht in diesem Fall als Berater für 
die Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, erläuterten den Fall aus Sicht des 
Vereins. Im März dieses Jahres hatten Verantwortliche von RB Leipzig Philipp 
Reschke, den Justitiar der ausgelagerten Profi-AG, kontaktiert, nachdem 
Auswertungen der kommerziellen Fußballspieler-Datenbank International Soccer 
Bank (ISB) ergeben hatten, dass von einem Dienstrechner der Eintracht aus über 
ein Nutzerprofil von RB Daten abgerufen wurden. Insgesamt geht es um rund 6000 
Zugriffe bei etwa 170 Logins.





Ein brisanter Vorwurf der Datenspionage steht seitdem im Raum. Schnell wurde 
anhand der Computer-Auswertungen klar, dass es sich nicht um einen Zugriff 
durch AG-Angestellte, sondern um einen Mitarbeiter des 
Nachwuchsleistungszentrums handelt - den damaligen Trainer der U17, Frank L. 
Bei einem Gespräch am 25. März gab der Mitarbeiter die Vorwürfe "weitgehend" 
zu, wie Burkert sagt, der den Coach zusammen mit Präsident Peter Fischer zur 
Rede stellte: "Der Trainer wurde umgehend suspendiert, sein Handy und sein 
Laptop wurden eingezogen und einen Tag später ein Auflösungsvertrag 
unterschrieben." Durch die forensische Rekonstruktion gelöschter Daten auf 
seinem Laptop konnte in der Folge nachgewiesen werden, dass L. diesen Login 
benutzt hatte.





In einer aufwändigen Untersuchung und in Einzelgesprächen stellte die Eintracht 
in den seitdem vergangenen Monaten sicher, dass L. diesen Login als einziger 
Mitarbeiter nutzte. "Unser IT-Leiter hat dabei keine weiteren Zugriffe aus dem 
Haus auf die Datenbank erkannt", sagt Burkert. Während mit RB in einem 
"Gentlemen's Agreement" vereinbart wurde, dass Frankfurt den Leipzigern 
transparent und umfangreich Bericht erstatten wird, kommt auf den Verein mit 
den Betreibern nun wohl ein juristisches Nachspiel zu, weil die Datenbank ohne 
Zahlung genutzt wurde.





Die Klageforderung beläuft sich auf 43.303,76 Euro





Am 1. Juli erreichte die Eintracht die Klageschrift der ISB-Anwälte. Von den 
auf dem ersten Blick eindrucksvollen 530 Seiten Klageschrift seien aber "nur 
sechs Seiten der substanzielle Teil", wie Burkert sagt. Die restlichen Seiten 
bestünden aus dem Verlauf der Zugriffe in der Datenbank, "die Zeilengröße wurde 
aber vervierfacht, deswegen ist sie so dick". Die Klageforderung beläuft sich 
auf 43.303,76 Euro, bestehend aus 16.993 Euro Jahres-Nutzungsgebühr über den 
Zeitraum von 22 Monaten und der Geltungmachung von Arbeitsstunden zur 
Aufklärung des Sachverhalts.





Für die Eintracht stellt sich nun die Frage, inwiefern der e.V. juristisch für 
das Fehlverhalten eines einzelnen Mitarbeiters verantwortlich ist. Denn im 
Gegensatz zu den Vermutungen der ISB ist sich die Eintracht aufgrund der 
umfangreichen internen Untersuchungen sicher, dass alleine L. Zugriff auf die 
Datenbank hatte und diesen nutzte - wohl aus der intrinsischen Motivation, sich 
selbst als Fachmann und Scout zu profilieren. "Gibt es im Verein einen 
Systemfehler, dass er es machen muss? Da gibt es keinen Anknüpfungspunkt", 
befindet Schickhardt. "Es wird der Eindruck erweckt, es wäre eine ganze Schar 
über die Datenbank hergefallen, das stimmt aber nicht", betont Burkert: "Aus 
der Anzahl der Zugriffe zu schließen, dass es mehrere Leute waren, ist schlicht 
falsch." Sollte der Verein also Zahlungen an die ISB leisten müssen, ist es gut 
möglich, dass er versucht, L. dafür in Haftung zu nehmen, die Kosten also 
weiterzugeben.





Burkert: "Es gibt keinen Zusammenhang mit einer Verpflichtung"





Sportlich habe der Zugriff des Mitarbeiters ohnehin keine Bedeutung gehabt, 
sagt Burkert: "Es gibt keinen Zusammenhang mit einer Verpflichtung." Zwar habe 
L. beispielsweise ein Spiel des Profi-Neuzugangs Rodrigo Zalazar aufgerufen, 
sich aber nur 18 Sekunden davon angeschaut. Selbst auf Verpflichtungen für 
seine U17 habe L. "keinen Einfluss" gehabt. 





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