[sge-liste] PRESSE:HR:So planlos wie vor der Corona-Pause

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  • Date: Mon, 18 May 2020 18:10:12 +0200

Eintracht in Gefahr: So planlos wie vor der Corona-Pause
Veröffentlicht am 17.05.20 um 11:18 Uhr
Dost
Der Blick der Eintracht geht nach unten. Bild © Imago Images
Eintracht Frankfurt knüpft gegen Gladbach an die erschreckenden Auftritte
aus der Vor-Corona-Zeit an und rutscht weiter in Richtung Abstiegszone. Ein
echter Plan ist nicht erkennbar. Die Analyse in fünf Punkten.

Videobeitrag
Video 07:50 Min. |16.05.20 |hr

zum VideoHütter: "Gladbach war sehr clever"[Videoseite]
Eintracht Pressekonferenz Video
Bild © hessenschau.de

Ende des Videobeitrags
Eintracht Frankfurt beendet die fußballfreie Zeit mit einer 1:3-Niederlage
gegen Borussia Mönchengladbach. Alassane Plea (1.) und Marcus Thuram (7.)
wecken die Hessen mit zwei frühen Toren aus dem Tiefschlaf, Ramy Bensebaini
macht mit einem verwandelten Foulelfmeter alles klar (73.). Für die
Eintracht, die noch fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hat,
trifft André Silva (81.).

1. Ein Spieltag im Zeichen des Coronavirus
Exakt 66 Tage und ein Pandemie-Ausbruch nach dem letzten Bundesliga-Spiel
rollte am Samstag also auch in Frankfurt wieder der Ball. Fans waren dabei
ebenso wenig zugelassen wie Maskottchen Attila, das Bilden von Jubeltrauben
stand gemeinsam mit Ausspucken oder Duschen im Stadion auf der schwarzen
Verhaltens-Liste. Abgerundet wurde das seltsame Szenario von Ersatzspielern
mit Mund-Nase-Masken, Fiebermess-Stationen an den Presseeingängen und
insgesamt zehn Einwechslungen. So sieht er also aus: der Fußball im Zeichen
von Corona.

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zur BildergalerieMasken und Umarmungen: So sah der erste Corona-Spieltag
aus[Bildergalerie]
Corona-BilderEnde der Bildergalerie
"Wir werden alles dafür tun, dass die Liga durchgespielt wird", kommentierte
Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic am Samstagabend im ZDF diesen
gleichermaßen historischen wie skurrilen Spieltag. Bobic, ein Verfechter des
Re-Starts, hofft gar auf eine Signalwirkung und eine Vorbildfunktion für
andere Ligen. "Ich habe viele Anrufe von Clubs aus ganz Europa und den USA
erhalten". Alle hätten sich nach dem Konzept erkundigt, betonte er.

Bei den Spielern, allen voran Gladbachs Keeper Yann Sommer, klang das
weniger euphorisch: "Ich hätte es lieber gehabt, die Heimkulisse hätte
Frankfurt nach vorne gepusht." Gegnerische Fans auf der Wunschliste.
Verrückte Zeiten.

Kevin Trapp und David Abraham von Eintracht Frankfurt 
Stimmen zur Eintracht-Pleite
"Wir haben den Start komplett verschlafen"
Zum Artikel
2. Gladbacher Blitzstart
Dass sich die Frankfurter Defensive auch auf dem Platz an die aus dem
Supermarkt bekannten Abstandsregeln hielt, passte da ins Bild. Plea und
Thuram nutzten die Freiräume dankbar aus und schossen Gladbach schneller mit
2:0 in Führung, als ein Ottonormal-Einkäufer in diesen Zeiten Zahnpasta und
Hautcreme besorgen kann. Nach nicht einmal sieben Minuten war das als
Topspiel angepriesene Duell entschieden und der Gladbacher Auswärtssieg, um
im Bild zu bleiben, eingetütet.

"Wir haben die ersten Minuten komplett verschlafen", fasste Innenverteidiger
Martin Hinteregger passend zusammen. "Gladbach ist ein Top-Team. Wenn du da
mit 0:2 hinten liegst, wird es halt schwer." Doch das ist nur die Hälfte der
Wahrheit.

3. Der Eintracht fehlt ein Plan
Denn auch die Gladbacher Abwehr stand im ersten Spiel nach der
Corona-Zwangspause, das belegen die zwölf zugelassenen Frankfurter
Torschüsse, nicht immer sattelfest. Das Problem: Der Eintracht fehlte wieder
einmal ein Plan. Wie schon in den vergangenen drei Bundesliga-Partien, die
zeitlich zwar lange her, fußballerisch aber noch lange nicht überwunden
sind, krankt es im Spiel nach vorne doch sehr.

Stefan Ilsanker ist ein ordentlicher Abräumer, als alleiniger Dirigent aber
überfordert. Die zu Außenverteidigern umfunktionierten Innenverteidiger Evan
N’Dicka und Almamy Touré geben ihr Bestes, die Halbfeld-Flanken sind in den
meisten Fällen jedoch nicht zu gebrauchen. Und das Kreativloch im Mittelfeld
ist nicht erst seit diesem Spiel deutlich erkennbar. Lange Bälle in die
Sturmspitze und kollektives Hoffen auf einen Geistesblitz des losbüffelnden
Filip Kostic sind auf Dauer zu wenig. Die Eintracht ist zu berechenbar.

4. Problemzone Sturm
Besonders dramatisch ist die Lage im Sturm. Der ehemalige
Vorzeige-Mannschaftsteil, der im Mai 2019 selbst internationale
Top-Verteidiger in Chelsea-Trikots ins Wanken brachte, ist im Mai 2020 nur
noch ein Schatten seiner selbst. Bas Dost, der nach mehreren Verletzungen
und Krankheiten gegen Gladbach sein Startelf-Comeback feierte, wirkt weiter
wie ein Fremdkörper. Hin und wieder verlängert der Holländer zwar einen Ball
und gewinnt einen Luft-Zweikampf, Präsenz im Strafraum und Torgefahr strahlt
der 30-Jährige aber nicht aus. Zugegeben: Dost braucht Zulieferer und
Unterstützung, beides hat er nicht. In diesem System hilft er der Eintracht
jedoch nur bedingt weiter.

Problem: Ein System mit zwei Spitzen ist aufgrund der Verletzung von Goncalo
Paciencia derzeit nicht möglich. "Ich brauche noch eine Option auf der
Bank", unterstrich Hütter nach der Partie. Heißt: Da es im Frankfurt Kader,
dessen Planung nach wie vor Fragen aufwirft, mit André Silva nur noch einen
weiteren gelernten Torjäger gibt, wird es weiter nur Dost oder Silva geben.
Der Portugiese wäre die bessere Wahl.

5. Beginnt jetzt der Abstiegskampf?
Der zweite Teil dieser merkwürdigen Saison ist gerade einmal einen Spieltag
alt, da kämpft die Eintracht schon wieder mit alten Problemen. Die
Abstiegszone, die nach einem kurzen Hoch zu Beginn der Rückrunde schon in
weiter Ferne schien, ist nur noch fünf Punkte entfernt. Nach vier
Bundesliga-Niederlagen mit 2:13-Toren in Folge ist die Abstiegsgefahr
allgegenwärtig.

"Wir sind uns der Situation bewusst, das ist sehr unangenehm", gab Trainer
Hütter zu, erinnerte in seinem Statement aber auch an die kurze
Vorbereitungszeit und das Zusatz-Nachholspiel in Bremen. "Wir müssen jetzt
einfach besser werden." Dass das schon beim kommenden Spiel in München
passieren wird, wollte selbst Hütter nicht so recht glauben. "Aber unsere
Spiele kommen noch." Allzu lange sollte das aber möglichst nicht mehr
dauern.


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