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  • Date: Tue, 19 May 2020 16:12:24 +0200

Eintracht-Kolumne: Oooommmmm!
Veröffentlicht am 18.05.20 um 21:12 Uhr

Den Re-Start hatte sich die Eintracht anders vorgestellt Bild © Imago Images
Zum Re-Start der Bundesliga verlangt Eintracht Frankfurt seinen Fans direkt
die komplette Leidensfähigkeit ab. Reichs Resterampe weiß, wie man mit dem
ganzen Fußball-Ärger umgeht.

Von Stephan Reich

Es ist ja ein interessanter Nebeneffekt dieser eigenartigen Zeit, dass viele
Menschen, zurückgeworfen auf sich selbst und die eigenen vier Wände, Dinge
ausprobieren, die sie sonst nicht ausprobiert hätten. So sind während der
Corona-Krise etwa die Zahlen von Online-Yogakursen sprunghaft in die Höhe
geschnellt, was ja auch komplett nachvollziehbar ist. So viel Zeit, so viel
Stress und Weltangst, so wenig Bewegung: Da kommt ein Sport, der zugleich
aktivieren und beruhigen soll, gerade recht.

Es ist zu hoffen, dass auch im Großraum Frankfurt vermehrt Menschen mit Yoga
angefangen haben. Schließlich können die Effekte, die Yoga auf Körper und
Geist haben soll – Ausgeglichenheit, Gelassenheit, Stressresistenz – auch in
Zeiten der nun wieder startenden Bundesligasaison ausgesprochen hilfreich
sein. Zumindest, wenn man Fan von Eintracht Frankfurt ist.

Einatmen, ausatmen, an etwas Schönes denken
Genau 36 Sekunden dauerte es im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, da
stand es schon 0:1. Einatmen, ausatmen. An etwas Schönes denken, vielleicht
ein Räucherstäbchen anzünden. Sich vergegenwärtigen, dass wir alle auf einem
übergroßen Felsbrocken durch ein kaltes, leeres Universum fliegen, der in
zehn Milliarden Jahren sowieso von einer explodierenden Sonne geschluckt
werden wird. Was ist in diesem Kontext schon Fußball? Ein Stellungsfehler?
Ein unfassbar unnötiges 0:1? Und gilt exzessives Kopfschütteln und sich
dabei mit der flachen Hand vor die Stirn schlagen schon als Yoga?

Ach, bestimmt. Sechs Minuten später dann das 0:2. Buddha sagte: "Lerne
loszulassen, es ist der Schlüssel zum Glück", und das gilt für den Fußball
ja genauso wie für den Fernseher, den man wutentbrannt schüttelt und
anschreit. Einatmen, ausatmen. An etwas Schönes denken, vielleicht dass man
noch nie in Sandhausen oder Heidenheim war, und das könnte ja ganz nett sein
dort. Buddha sagte schließlich auch: "Auch eine Reise über tausend Meilen
beginnt mit einem Schritt“, und wenn die Reise, die nach Sandhausen führt,
mit diversen falschen Schritten der Frankfurter Abwehrspieler beginnt, dann
ist das eben so. Ommmmm!

Die "Schlafstellung des Yogi"
Wobei die Dinge ja vielleicht auch so gelagert sind, dass möglicherweise der
ein oder andere Eintracht-Spieler in der Isolation einen Yoga-Kurs zu viel
angesehen hat und sich im mucksmäuschenstillen Waldstadion zurück auf der
heimischen Yogamatte sah. Schließlich gibt es Yoga-Übungen mit Namen wie die
"Schlafstellung des Yogi", die "Totenstellung" oder den "Clown", die
allesamt irgendwie auf die Darbietung der Eintracht in den ersten zehn
Minuten zu passen scheinen. Stattdessen hätte man sich von der Offensive mal
den "Pflug" gewünscht, den "Krieger" oder wenigstens den "liegenden Spagat",
vielleicht als dreckig über die Torlinie gegrätschten Anschlusstreffer. Aber
das sind freilich Yoga-Figuren für Fortgeschrittene, und so lang war die
Corona-Pause ja nun auch nicht.

Am Samstag geht es für die Eintracht bei Bayern München weiter. Da bleibt
für den geneigten Fan kaum Zeit für einen Yoga-Anfängerkurs. Übrigens:
Während der Corona-Isolation sind auch die Absatzzahlen alkoholischer
Getränke stark gestiegen. Nur so als Tipp für kommenden Samstag, 18.30 Uhr.


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