[sge-liste] PRESSE:FR:Nach Haller-Abgang: Wer wird der neue Eintracht-Torjäger?

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  • Date: Tue, 16 Jul 2019 21:12:25 +0200

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Nach Haller-Abgang: Wer wird der neue Eintracht-Torjäger?
vonDaniel Schmitt
Sebastien Haller verlässt die Eintracht, die für den Stürmer zwar mehr als
50 Millionen Euro bekommt, nun aber einen neuen Angreifer der Extraklasse
braucht.

Frankfurt - Einen Tag voller Gerüchte wollte sich bei Eintracht Frankfurt
lieber niemand antun. Kurzerhand entschieden sich die Chefs des
Fußball-Bundesligisten daher am Dienstagmorgen, selbst in die Offensive zu
gehen. Ihre Nachricht an die Außenwelt: Sebastien Haller wird den Verein
verlassen und künftig für den Londoner Klub West Ham United spielen. Just in
dem Moment, als Trainer Adi Hütter mit seiner Mannschaft um 10.30 Uhr den
Trainingsplatz betrat, drückte ein eifriger Mitarbeiter auf den Senden-Knopf
des Mailverteilers. „Die Vereine haben sich am Montag über die
Transfermodalitäten geeinigt“, stand in der Mitteilung, „infolgedessen
erhielt der 25-jährige Franzose die Freigabe, um die medizinischen Tests in
London zu absolvieren.“ Das tat Haller denn auch, er flog nach London, kurz
nachdem er sich noch vor der Trainingseinheit von seinen nun ehemaligen
Kollegen in der Kabine verabschiedet hatte.


Mit dem unüblichen Vorgehen, den Transfer selbst bekannt zu geben, anstatt
dies dem aufnehmenden Verein zu überlassen, ersparten sich die Frankfurter
zwar Fragen zum Aufenthaltsort von Haller, die Schlagzeilen gehörten dem
Franzosen aber dennoch. Denn nach dem Verkauf von Luka Jovic zu Real Madrid
muss die Eintracht nun auch ohne den zweiten Part ihres so gefürchteten
Stürmerdreizacks auskommen – am Main hat es sich endgültig ausgebüffelt.

Eintracht Frankfurt: Das Konto ist gut gefüllt
Dafür ist das Konto des hessischen Bundesligisten ordentlich gefüllt.
Nachdem West Ham mit dem Anfangsgebot von 40 Millionen Euro noch schmerzhaft
gegen die zugeschlagene Tür von Sportvorstand Fredi Bobic gedonnert war,
blättern die Londoner nun etwas mehr als 50 Millionen für Haller hin – für
die Engländer ist er der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte. Im
Gegensatz zum Jovic-Deal, bei dem der Eintracht von den ursprünglich 70
Millionen wegen hoher Abgaben an Ex-Vereine „nur“ rund 45 Millionen bleiben,
streichen die Frankfurter bei Haller 90 Prozent der Summe ein. Heißt: knapp
45 Millionen brutto. Der Rest geht an dessen ehemaligen Klub, den FC
Utrecht. Auch wird das Geld in weite Teilen, etwa 75 Prozent, sofort – und
nicht wie bei Jovic gesplittet – auf das Frankfurter Konto überwiesen. Ein
Aspekt, auf den Fredi Bobic bei den Verhandlungen Wert gelegt hatte. Und der
nach seinem Gusto erfüllt wird.

Denn, ganz klar, für den vor zwei Jahren für rund sechs Millionen Euro
verpflichteten Haller braucht die Eintracht hochqualifizierten Ersatz. Der
Franzose reifte nicht nur vom etwas hüftsteifen Angreifer im ersten Jahr zum
gefürchteten Torjäger (20 Treffer in 41 Pflichtspielen) im zweiten, er war
gleichzeitig auch ein starker Vorlagengeber und der beste Zweikämpfer der
Bundesliga. Vor allem aber war er im Hütterschen System die letzte
Exit-Strategie. Wussten die Kollegen nicht, wohin mit dem Ball, hauten sie
ihn einfach lang zum 1,90-Meter-Brocken. Oft mit Erfolg.

Wie wichtig Haller für das Spiel der Eintracht war, zeigte sich dann, als er
nicht mehr spielte. In der Endphase der Saison hatte Haller mit einer
Bauchmuskelzerrung zu kämpfen, die Punkteausbeute wurde weniger, die
Leistungen schwächer. Haller kehrte erst im Europa-League-Halbfinale beim FC
Chelsea wieder zurück und verpasste dort mit zwei vergebenen Großchancen in
der Nachspielzeit den möglichen Einzug ins Finale. Es waren die letzten
auffälligen Aktionen des Franzosen, an den Fredi Bobic noch im Winter mit
dem Wunsch einer Vertragsverlängerung herangetreten war. Doch Haller und
dessen Berater wollten nicht. Sie ahnten schon damals, dass trotz des bis
2021 gültigen Vertrags im Sommer finanziell lukrative Angebote anderer Klubs
reinflattern würden. In London wird Haller zwischen sechs und sieben
Millionen per annum einstreichen, bei der Eintracht waren es zuletzt etwas
mehr als zwei. Grund genug, den Tabellenzehnten der Premier League dem
Europa-League-Qualifikanten aus der Bundesliga vorzuziehen – zumindest für
Sebastien Haller.

Eintracht Frankfurt: England reizte Haller schon länger
Schon vergangenen Oktober hatte er im FR-Interview keinen Hehl daraus
gemacht, dass ihn die Insel reizt. „Klar, England ist schon interessant,
eine attraktive Liga, auf die viele Leute schauen“, sagte er. Auch
vergangene Woche im Trainingslager in der Schweiz deutet sich bei den Worten
des klugen Kopfes mit der Lockenpracht ein baldiger Arbeitgeberwechsel an:
„Im Leben geht es um Gelegenheiten. Ich fühle mich wohl in Frankfurt. Ich
werde nicht wechseln, nur um zu wechseln. Aber man weiß nie, was die Zukunft
bringt.“ Und die Eintracht? Die sucht nun mindestens einen neuen Stürmer,
eher zwei. Denn nicht ganz unwahrscheinlich ist, dass auch Ante Rebic noch
in diesem Sommer geht. Dem oft launischen Kroaten, der ja vergangenen Sommer
der begehrteste Profi der Eintracht war und nur wegen einer saftigen
Gehaltsaufstockung blieb, wird nachgesagt, nicht mehr die allergrößte Lust
auf Frankfurt zu verspüren. Gestern stand er immerhin noch auf dem
Trainingsplatz.

Die Eintracht wird in dieser Transferperiode gewiss noch viel Geld in die
Hand nehmen müssen. Dabei haben die Frankfurter bisher schon rund 25
Millionen Euro in ihre Neuen Djibril Sow (10), Dominik Kohr (10) und Dejan
Joveljic (5) investiert, dazu sollen ja noch die zuletzt ausgeliehenen Kevin
Trapp, Sebastian Rode und Martin Hinteregger fest verpflichtet werden –
sicher auch ein Gesamtvolumen von locker 20 Millionen. Obendrauf kommt nun
ein ganz schöner Batzen Scheine, der für einen oder zwei neue Stürmer
ausgegeben wird.

Gedankenspiele, so ist zu hören, soll es um den Dortmunder André Schürrle
geben, der seine Karriere einst ja beim Nachbarn in Mainz begann und beim
BVB derzeit vom Training freigestellt ist. Nach seiner beendeten Leihe zum
FC Fulham sucht Schürrle einen neuen Verein. Beim Premier-League-Klub war er
zwar Stammspieler, schoss auch sechs Saisontore, Fulham stieg aber als
Vorletzter ab. Der Weltmeister von 2014 ist schnell, erfahren und kann im
Sturmzentrum sowie auf Außen spielen. Vor allem will er sich noch mal neu
beweisen, das würde passen. Gehaltsmäßig aber müsste er in Frankfurt
deutlich Abstriche machen. Die Gerüchteküche rund um die Eintracht wird also
in den nächsten Tagen mächtig weiterbrodeln.


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