[sge-liste] PRESSE:FNP:Kollektiver Zusammenbruch von Eintracht Frankfurt

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  • Date: Wed, 18 Dec 2019 23:10:27 +0100

SGE-KÖLN

Kollektiver Zusammenbruch von Eintracht Frankfurt
Ingo DurstewitzvonIngo Durstewitz
Thomas KilchensteinThomas Kilchenstein

Eintracht Frankfurt verliert nach einem 45-minütigen Systemausfall mit 2:4
gegen Köln, steckt mitten im Abstiegskampf und geht schweren Zeiten
entgegen.

Als der gute Schiedsrichter Deniz Aytekin die auf den Kopf gestellte
Begegnung im Frankfurter Stadtwald beendete, ging Eintracht-Profi Martin
Hinteregger zu Boden. Einfach so. Ausgepumpt, ausgeknockt, leer.
Ausgerechnet er, der tapfere Recke, als Sinnbild für den Niedergang. Die
Zuschauer pfiffen lauthals, erstmals seit langer, langer Zeit, auch als sich
die Mannschaft vor die Kurve begab, wurde sie niedergepfiffen. Trainer Adi
Hütter eilte schnellen Schrittes in den Bauch der Arena. Nur weg vom Ort der
Demütigung. 2:4 (2:1) hat der Frankfurter Bundesligist auch sein letztes
Heimspiel in diesem Jahr in den Sand gesetzt, dieses Mal gegen das
Kellerkind 1. FC Köln. Willkommen im Abstiegskampf. 


Eintracht Frankfurt geht schweren Zeiten entgegen
Eine bittere Pleite, die nach einer halben Stunde und einer 2:0-Führung kaum
jemand erwartet hatte. Doch die Eintracht hat sich diese siebte Niederlage
im neunten Pflichtspiel selbst zuzuschreiben, und zwar mit einem
ängstlichen, leblosen und letztlich indiskutablen Auftritt im zweiten
Durchgang. Eintracht Frankfurt geht schweren Zeiten entgegen, die
letztjährigen Überflieger sind längst auf dem harten Boden der Tatsachen
gelandet und müssen nun aufpassen, nicht ganz abzustürzen. Es droht der
sportliche Kollaps, der totale Zusammenbruch. 

„Es ist am Ende auch eine mentale Frage“. sagte Torwart Felix Wiedwald, „wir
müssen in der Winterpause unseren Tank auffüllen.“ Mittelfeldspieler Dominik
Kohr ergänzte: „Es war ein verdienter Sieg für die Kölner, wenn man die
zweite Halbzeit sieht. Köln hat sich nie aufgegeben, da kann man nur
gratulieren.“ 

Trainer Adi Hütter hatte seine Mannschaft erneut durchgemischt, nachdem er
auf Schalke noch ein halbes Dutzend Änderungen vorgenommen hatte, rotierten
am Mittwoch fünf neue Spieler in die Anfangself. Wiedwald ersetzte
logischerweise den verletzten Frederik Rönnow in der Kiste, Makoto Hasebe,
Daichi Kamada, Dominik Kohr und Goncalo Paciencia ergatterten ebenfalls
einen Platz, insgesamt war die Gesamtausrichtung sehr viel offensiver als
noch in Gelsenkirchen. Das ergibt ja auch irgendwie Sinn, wenn man mal
wieder einen Spiel gewinnen will. 

Eintracht Frankfurt mit starkem Beginn
Das Personal wählte sogleich eine forsche Herangehensweise, nach nur sechs
Minuten war es der stürmende Verteidiger Martin Hinteregger, der die Führung
für die Platzherren erzielte. Nach einer Ecke des starken Filip Kostic hatte
der Österreicher sogar die Zeit, den Ball mit dem Oberschenkel zu stoppen
und ihn dann mit links in den Maschen zu versenken (6.). Es war bereits
Hintereggers sechster Saisontreffer. Damit schloss er in der internen
Reihenfolge zu Stürmer Goncalo Paciencia auf, zumindest vorläufig. 

Die Eintracht blieb die klar tonangebende Mannschaft, gerade die Hereinnahme
des Abräumers Kohr hatte sich anfangs als cleverer Schachzug erwiesen, der
25-Jährige gab der Mannschaft mit seiner Präsenz am Anfang Halt. Zudem
präsentierte sich Filip Kostic in guter Verfassung, der Serbe spielte im
ersten Abschnitt mit dem armen Benno Schmitz Jo-Jo. Der Kölner
Rechtsverteidiger konnte den dynamischen Frankfurter Flügelmann nicht
stoppen. Um sein neuntes Pflichtspieltor vorzubereiten, musste der
27-Jährige gar kein Solo hinlegen, sondern nur eine Ecke schießen. Das kann
er auch ganz gut. Seine Hereingabe verwertete Angreifer Paciencia per Kopf
zum 2:0 (30.) und zog damit in der Schützenliste wieder an Abwehrkante
Hinteregger vorbei. Der Portugiese sprintete nach formvollendetem Jubel
sodann zur Ersatzbank, ließ sich das Trikot von Lucas Torro reichen und
hielt es weithin sichtbar in die Luft. Eine feine Geste. Mitspieler Torro
fällt mit einem Innenbandriss im Knie drei, vier Monate lang aus. Da sah
alles noch so aus, als ginge alles seinen Gang und die Eintracht könnte sich
aus der misslichen Gesamtlage befreien. 

Von dem Vorletzten aus der Domstadt war nicht viel zu sehen, außer Almamy
Touré kam ins Spiel. Der Franzose, der schon am Sonntag auf Schalke das 0:1
mit einem sinnfreien Dribbling verschuldet hatte, wirkte merklich
verunsichert. Der 23-Jährige war es auch, der die Kölner zurück ins Spiel
brachte, auch wenn das doch recht unglücklich war. Touré hielt seinen Kopf
in einen Distanzschuss des FC-Kapitäns Jonas Hector und fälschte die Kugel
so unglücklich ab, dass Eintracht-Torwart Wiedwald sie unverrichteter Dinge
hinein ins Tor rauschen lassen musste. Ein Genickschlag eine Minute vor der
Halbzeit, an dem die ohnehin labile Mannschaft natürlich schwer zu knabbern
hatte. Zu allem Überfluss war auch Sebastian Rode schon nach einer halben
Stunde verletzt ausgewechselt worden, für ihn kam der abermals schwach
agierende Djibril Sow.

Eintracht Frankfurt in Halbzeit zwei: Als hätte jemand den Stecker gezogen
Im zweiten Abschnitt präsentierten sich die Frankfurter dann, als hätte
jemand den Stecker gezogen – so ähnlich wie es schon im Europapokal gegen
Guimaraes war, kurioserweise bei identischem Spielstand. Der FC kam stärker
auf, witterte seine Chance, und die Hessen verfielen in ihren alten Modus,
wichen zurück statt zu attackieren, versteckten sich statt aufzudrehen.
Coach Hütter hatte auch nicht das beste Händchen, als er, offenbar um das
knappe Ergebnis über die Zeit zu retten, Verteidiger Evan Ndicka für Goncalo
Paciencia brachte. Das falsche Signal. Fortan geriet noch mehr aus den
Fugen. 

Die Eintracht näherte sich dem kollektiven Zusammenbruch. Und die Kölner
spielten immer mutiger nach vorne, und so passierte, was passieren musste.
Sebastian Bornauw egalisierte die Eintracht Führung (72.) und Dominick
Drexler machte den Frankfurtern mit dem 2:3 den Garaus (81.), Ismail Jakobs
mit dem 2:4 den Deckel drauf (90.). Die verdiente Quittung für einen
passiven und hasenfüßigen Auftritt auf allen Ebenen. Die Eintracht geht
verdammt schweren Zeiten entgegen.

Von Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein


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