[sge-liste] PRESSE:FAZ:"Ich will wie ein Löwe Beute machen"

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  • Date: Mon, 22 Jul 2019 16:55:19 +0200

NEUZUGANG DOMINIK KOHR :
„Ich will wie ein Löwe Beute machen“
VON JÖRG DANIELS UND RALF WEITBRECHT -AKTUALISIERT AM 22.07.2019-07:30
 Vorne und hinten gefragt: Dominik Kohr muss häufig zwischen Angriff und
Abwehr wechseln.
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Eintracht-Profi Dominik Kohr spricht im Interview über seinen Erfolgshunger,
die Bedeutung von Entschlossenheit, Vorbilder auf dem Platz und welche Tipps
ihm Michael Ballack gab.


F.A.Z.
Nein, noch nicht. Aber ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Denn ich war
damals in Augsburg im Zoo.

Wo es Sie zum Löwen-Gehege gezogen hat. Passt der Löwe zu Ihnen als Mensch
und Fußballprofi?

Damals war es die Verbindung zu meinem Torjubel. Ich hatte mein erstes
Bundesliga-Tor vor den eigenen Fans gemacht. Dieser Treffer war bei mir mit
großen Emotionen verbunden. Ich habe alles aus mir herausgebrüllt, es war
ein tolles Gefühl. Ich bin mal gespannt, wie es in Frankfurt sein wird. Ich
kann mir vorstellen, dass dieser Treffer vor der tollen Kulisse in Frankfurt
bei mir mit noch mehr Emotionen verbunden sein wird.

Passt der Löwe zu Ihrer Art, Fußball zu spielen?

Wenn der Löwe sein Ziel vor Augen hat und die Beute ergreifen möchte, ist
das so wie bei mir, weil ich den Ball schnellstmöglich erobern möchte. Und
danach verliere ich ihn sehr ungern. Als Spieler bin ich sehr bissig und
zielorientiert.

Sind Sie von Grund auf ein sehr aktiver Mensch?

Mein Vater war Stürmer, ich bin Mittelfeldspieler. Als ich in die Jugend von
Bayer Leverkusen gewechselt bin, wurde ich als Zehner und Stürmer geholt.
Aber es wurde schnell festgestellt, dass ich auf der Sechser- und
Achter-Position noch besser bin. Ich bin in diese Rolle hineingewachsen. Und
mit meinen Tugenden wie der Zweikampfstärke kann ich den Anforderungen sehr
gut gerecht werden.

Machen Sie Ihren Gegenspielern Angst? Ihr Spitzname ist ja Hard-Kohr.

Ich möchte immer Zweikampfsieger sein. Ich gehe dahin, wo es auch mal weh
tun kann. Der eine oder andere Gegenspieler wird sich schon denken, jetzt
kommt der Kohr, da ziehe ich lieber ein bisschen zurück. Das ist für mich
schon ein Vorteil und zahlt sich aus, um meiner Mannschaft zu helfen. Und
wenn ich nur mit 80 oder 90 Prozent in einen Zweikampf gehen würde, aber der
andere durchzieht, kann ich mir ohne die volle Körperspannung auch eine
Verletzung zuziehen. Ich wiederum möchte natürlich niemanden verletzen. Und
bisher hat sich auch keiner verletzt. Ich habe noch nie eine Rote Karte
bekommen. Und im Gegensatz zu früher hole ich mir auch keine schnellen
Gelben Karten mehr ab. Ich habe dazugelernt und mich den Profi-Anforderungen
angepasst.

Haben Sie einen Gegenspieler kennenlernen müssen, der noch entschlossener
als Sie zu Werke geht?

Als der Engländer Steven Gerrard noch aktiv war, war er mein Vorbild. Sein
Behauptungswille und seine Leidenschaft in den Zweikämpfen haben mich
beeindruckt. Aktuell sehe ich den Franzosen Kanté vom FC Chelsea am besten
auf meiner Position.

Lukas Hradecky hat Sie einmal als „Krieger“ bezeichnet. Passt das zu Ihnen
und zu Ihrem Charakter?

So wie ich spiele, ja.

Gab es das schon einmal in Ihrer Karriere, dass ein Trainer Sie zu mehr
Arbeit aufgefordert hat?

Das habe ich früh gemerkt: Man kann noch so viel Talent haben, am Ende
setzen sich diejenigen durch, die Arbeit reinstecken. Ich habe mich auch
schon mit Danny da Costa darüber unterhalten, wen wir damals in der Jugend
hatten und wir dachten: Die schaffen es auf jeden Fall in die
Nationalmannschaft. Und dann sind sie doch auf der Strecke geblieben. Talent
allein reicht eben oft nicht aus.


Sind das dann diejenigen, die anders als Sie nicht den unbedingten Willen,
die letzte Konsequenz haben?

Ja, das kann sein.

Als Sie 18 waren, haben Sie noch mit Michael Ballack zusammengespielt. Was
hat diese Begegnung für Sie so wertvoll gemacht?

Er hat mir gute Tipps gegeben.

Welche zum Beispiel?

Die Sache mit den Zweikämpfen. Zu der damaligen Zeit ist er schon nicht mehr
der Schnellste gewesen. Aber er hat die Bälle wahnsinnig gut abgeschirmt und
sie mit Ruhe gespielt. Und dann noch seine Schüsse. Das war nicht schlecht,
das zu erleben. Das hat mich schon geprägt.

Es ist zu hören, dass Sie lieber bei Regen als bei Sonne spielen.

Ja, das stimmt. Da kann man auch schon mal eine Grätsche auspacken. Der Ball
rutscht schneller, man kann besser Fußball spielen. Wenn der Platz trocken
ist, rollt er nicht so schnell.

Sie leben von Ihrer Physis und Ihrem enormen Willen. Wie entspannen Sie
abseits des Fußballplatzes?

Zum Ausgleich gehe ich gerne mit meinem Hund, einem Berner Sennenhund,
spazieren. Dabei bin ich an der frischen Luft und kann durchschnaufen. Ich
spiele auch gerne Golf. An einem Turnier habe ich aber noch nicht
teilgenommen. Man denkt immer, man würde viel Kraft brauchen. Im Golf macht
es jedoch der Schwung. Lockerheit, egal wie, das ist das Gebot. Wer
verkrampft ist, kommt nicht weit. Das Spiel muss man jedoch auch lesen
können. Als Mittelfeldspieler ist das genauso.

Sie sind ein sogenannter Box-to-Box-Spieler. Was zeichnet Sie in dieser
Funktion aus?

Ich kann mich nicht nur offensiv einschalten, ich muss auch hinten
verteidigen. Deshalb muss ich die weiten Wege gehen. Dafür bin ich mit
meiner Ausdauer und Schnelligkeit auch prädestiniert. Ich darf aber nicht
kreuz- und quer laufen. Ich muss immer zielgerichtet vorgehen.


 BILDERSTRECKE
MOMENTAUFNAHMEN : Sportbilder des Tages
Ist Trainer Adi Hütter der Hauptgrund für Ihren Wechsel zur Eintracht?

Nicht nur er ist ein Grund gewesen. Auch die Entwicklung in den letzten
Jahren. Wie Fredi Bobic das Ganze hier leitet. Adi Hütter hat es zuletzt aus
dem Stand heraus überragend gemacht. Ich bin sehr überzeugt, dass da noch
Luft nach oben ist und dass ich helfen kann.

Vor Ihrem Wechsel haben Sie ja auch mit Lukas Hradecky gesprochen, einem
stets fröhlichen Menschen, der viel lacht. Sind Sie auch eine
Stimmungskanone, ein launiger Typ?

Nein, bei mir ist das anders. Lukas ist ein offener Mensch. Wenn man ihn
irgendwo in einen Raum setzt, würde er direkt super klar kommen. Bei mir
würde es ein bisschen dauern.

Hat Ihnen Hradecky geraten, zur Eintracht zu wechseln?

Ich habe ihn gefragt, wo er gewohnt und wie er den Verein erlebt hat. Er hat
mir nur Positives erzählt. Da hatte ich dann auch keine Bedenken, den
Schritt zu machen und nach Frankfurt zu kommen.

Braucht man als Fußballprofi unbedingt einen Berater?

Ich empfinde das schon als empfehlenswert. Vieles, was zu mir oder zu meinen
Eltern käme, wird mir abgenommen.

Schauen Sie vorher, wo Sie perfekt in einen Verein hineinpassen würden?
Spielen Sie Ihre Rolle vorher durch?

Ich unterhalte mich natürlich auch mit meiner Berateragentur und frage sie,
ob es funktionieren könnte. Aber letztlich trifft immer der Spieler die
Entscheidung.

Hatten Sie mehrere Möglichkeiten, sich für verschiedene Vereine zu
entscheiden?

So viele waren es nicht, aber ein paar Angebote gab es schon. Als ich dann
aber gehört habe, dass Frankfurt schon früh im Rennen war und ich auch um
die Entwicklung des Vereins wusste, war es für mich keine Überlegung,
woanders hinzugehen. Die Sache war klar, ich wollte zur Eintracht.


Gab es für Sie nicht auch die Überlegung, ich packe es noch einmal, ich will
mich in Leverkusen durchsetzen?

Im Leben ist es manchmal so, dass man sich verändern und woanders hingehen
muss. Das letzte halbe Jahr hatte ich mir anders vorgestellt, denn die
eineinhalb Jahre zuvor sind einfach überragend gewesen. Zuletzt war es aber
sehr enttäuschend.

Hatten Sie die Chance, mit Ihrem ehemaligen Leverkusener Trainer Peter Bosz
zu reden und nach den Gründen zu fragen?

Bei mir war es einfach so: Ich habe das halbe Jahr Vollgas gegeben und
wollte mich präsentieren. Aber es kam nie zu einer wirklichen Chance. Das
muss man akzeptieren, man sucht sich dann andere Möglichkeiten. Ich weiß
nicht, ob man das auch spürt: Aber ich bin einfach glücklich, hier in
Frankfurt zu sein.

Wie bewerten Sie die Abgänge der Topscorer Luka Jovic und Sebastien Haller?

Wir haben trotzdem einen guten Kader. Die Spieler, die in der Vorsaison
weniger gespielt haben, können in neue Rollen hineinwachsen. Ich glaube
daran, dass so etwas möglich ist. Wer keine Ziele hat, kann sie auch nicht
erreichen.

Die ersten Eindrücke der neuen Eintracht liegen vor. Gegen Young Boys Bern
hat sich die Eintracht blamiert, gegen Luzern lief es zum Abschluss des
Trainingslagers in der Schweiz besser. Und nun kommen die beiden
Qualifikationsspiele in der Europa League gegen Flora Tallinn sowie das
Erstrundenspiel im DFB-Pokal bei Waldhof Mannheim. Wie gefährlich sind diese
Spiele?

Bei den Gegnern kann an guten Tagen alles funktionieren. Wenn man nicht
hundertprozentig in diese Spiele geht, kann man auch mal auf die Schnauze
fliegen.

MEHR ZUM THEMA

Peter Bosz hat in Leverkusen kurz und intensiv trainieren lassen. Adi Hütter
macht das in Frankfurt anders. Gut für Sie?

Mir kommt es immer zugute, wenn ich viel und hart trainiere. Man merkt dann
während einer Saison, dass man nicht nur neunzig Minuten, sondern länger Gas
geben kann.

Schieben Sie neben dem normalen Training Extraschichten? Der langjährige
Eintracht-Kapitän Alexander Meier hat früher regelmäßig nach dem Training
unzählige Male mit der Innenseite geschossen und Tore erzielt.

Wenn es wieder in die Saison reingeht, versucht man vor oder nach dem
Training, vielleicht noch spezifisch zu trainieren. Nicht nur auf dem Platz,
sondern auch abseits, indem man sich in Videos noch spezielle Sequenzen
anschaut, wie der Trainer einen beispielsweise sieht. Aber vielleicht sollte
ich das auch so wie Alex machen. Das wäre gar nicht schlecht, denn dann
würde ich endlich auch mal Tore schießen (lacht). Auf meiner Position ist
das etwas anders. Und wenn es auch nur lange Bälle sind: Man kann immer an
sich arbeiten.


Ist auch für Sie die Premier League ein Ziel? Sebastian Haller ist ja gerade
erst nach England gewechselt.

Ja, auf jeden Fall. Von meinem Spielstil her würde es einfach passen. Aber
erst einmal bin ich hier – und ich bin glücklich darüber. Aber ein Traum, in
der Premier League zu spielen, wäre es schon.

Vielleicht gibt es ja auch in England, um auf unsere Eingangsfrage
zurückzukommen, mehr Löwen als in Deutschland. Hat die Eintracht in ihren
Spielerreihen ausreichend Löwen?

Hier gibt es genug hungrige Spieler. Die sehe ich in unserem Kader. Und das
braucht man, um Erfolg zu haben.

Quelle: F.A.Z.

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