Sebastien Hallers Abgang schmeckt Adi Hütter natürlich nicht - und er weiß,
dass auch Ante Rebics Verbleib nicht sicher ist. Zumindest öffentlich schlägt
Eintracht Frankfurts Trainer deshalb aber keinen Alarm.
Am Donnerstag sagte er: "Es ist manchmal wichtig, dass man die Ruhe und Geduld
hat, auf den richtigen Spieler zu warten. Wir werden nicht nervös." Zu Recht
verweist Hütter darauf, dass in Ante Rebic, Goncalo Paciencia und Neuzugang
Dejan Joveljic noch drei Angreifer im Kader stehen. "Wir müssen nicht von heute
auf morgen jemanden präsentieren", schlussfolgert der Coach.
Der Gegner in der zweiten Runde der Europa-League-Qualifikation, Flora Tallinn
oder Radnicki Nis, sollte auch mit dem vorhandenen Personal keine allzu hohe
Hürde darstellen. Hallers Abschied habe die Eintracht nicht unvorbereitet
getroffen: "Das ist nicht so überraschend, wir sind nicht vor den Kopf gestoßen
worden. Wir konnten damit rechnen, dass der eine oder andere geht. Solange das
Transferfenster offen ist, muss man immer gewappnet sein."
Jovic und Haller erzielten 2018/19 47 der 91 Eintracht-Tore
Das ändert freilich nichts daran, dass die Abgänge Jovic (zu Real Madrid) und
Haller (zu West Ham) sportlich extrem schmerzhaft sind - beide haben in der
vergangenen Saison zusammen 47 der 91 Pflichtspieltore erzielt. Und es könnte
noch dicker kommen, denn Ante Rebics Verbleib in Frankfurt ist keineswegs
gewiss. "Ante ist ein Spieler, von dem sich jeder Trainer wünscht, dass er
bleibt. Aber wir sind vorbereitet. Ante hat vielleicht Möglichkeiten,
vielleicht will er sich verändern, vielleicht will er aber auch dableiben. Es
ist das Leid des Trainers, dass das Transferfenster relativ lange geöffnet
ist", erläutert Hütter.
Und er gibt zu bedenken: "Manchmal geht es schnell, wenn sich bei einem
Spitzenverein ein Spieler wehtut und du bei denen oben auf der Liste stehst.
Dann muss es schnell gehen. Du kannst Pech haben, dass in den letzten paar
Tagen des Transferfensters noch etwas passiert..." In anderen Worten: Auch
einen Last-Minute-Abgang Rebics schließt der Trainer nicht aus.
Porto zuversichtlich bei Trapp - Hütter: "Er will gerne zu uns"
Mindestens ein Angreifer soll noch verpflichtet werden, Hütter erhofft sich
aber auch aus dem zentralen Mittelfeld heraus mehr Torgefährlichkeit. "Das kann
man sicher besser machen. Ich bin mit den Außenspielern absolut zufrieden, was
die Assists und Tore betrifft. Bei Dominik Kohr habe ich das Gefühl, dass er
den Zug zum Tor hat, und Djibril Sow hat das letztes Jahr in Bern auch schon
besser gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass wir uns da verbessern", erklärt
der 49-Jährige.
Abgesehen vom Sturm sieht Hütter den Kader schon "überall relativ gut
aufgestellt". Zu Veränderungen wird es dennoch kommen, Sebastian Rode, Martin
Hinteregger und Kevin Trapp stehen weiterhin auf der Einkaufsliste. Um den
Torhüter wirbt allerdings nicht nur die Eintracht, sondern auch der FC Porto.
Beim portugiesischen Vizemeister ist die Zuversicht nach kicker-Recherchen
groß, den PSG-Keeper als Nachfolger des infolge eines im Mai erlittenen
Herzinfarkts zurückgetretenen Iker Casillas zu gewinnen. Doch auch bei der
Eintracht rechnet man weiterhin mit Trapp. Hütter bekräftigt: "Es ist bekannt,
dass er gerne zu uns möchte."
Hütter: "Rönnows Situation ist nicht so einfach und nicht gerade angenehm"
Leidtragender dieser Hängepartie ist Frederik Rönnow. Sollte Trapp
zurückkehren, wird der Däne wohl wechseln, um endlich wieder zu spielen. "Die
Situation ist für Frederik nicht so einfach und nicht gerade angenehm. Er wurde
letztes Jahr als Nummer 1 geholt, doch aufgrund seiner Knieprobleme sind wir
nicht das Risiko eingegangen, mit ihm in die Saison zu gehen. Dann hat sich die
Möglichkeit bei Kevin aufgetan...", blickt Hütter zurück und konstatiert:
"Kevin ist in Frankfurt ein absoluter Hero, ein Schlüsselspieler, der sehr
beliebt ist. Wir versuchen, dass er zu uns kommt."
Offen ist, was passiert, sollte Trapp nicht zurückkehren. Auf die Nachfrage, ob
Rönnow dann die Nummer 1 sei, antwortete der Trainer allgemein: "Jedem, der da
ist, traue ich zu, dass er bei Eintracht Frankfurt spielt."