Seit vier Wochen bereitet sich Eintracht Frankfurt auf die neue Saison vor,
mittendrin auch fünf Neuzugänge und drei prominente Rückkehrer. Wer drängt sich
auf? Wer muss sich strecken? Ein Zwischenfazit.
Von Mark Weidenfeller aus Windischgarsten
Abgeschlossen, das betonen Trainer Adi Hütter und Sportvorstand Fredi Bobic
unisono, sind die Transferaktivitäten von Eintracht Frankfurt in diesem Sommer
noch lange nicht. Mindestens ein Stürmer muss noch her, ein Innenverteidiger
wird gesucht, und die neue Nummer eins ist auch noch nicht gefunden. Ein paar
neue Gesichter sind aber schon da, mit unterschiedlichsten Ambitionen und
ersten Eindrücken. Eine Zusammenfassung:
Dejan Joveljic
Den wohl schwersten Job hat Dejan Joveljic angetreten. Der schon qua seines
Namens als designierter Nachfolger von Luka Jovic angesehene Serbe verkörpert
die Hoffnungen aller Eintracht-Fans auf den nächsten Kracher im Sturm.
Abgezockt, treffsicher, torgefährlich. All diese Attribute bringt der
Juniorennationalspieler mit, auch im Trainingslager in Windischgarsten und im
Testspiel gegen Wels stellte er seine Torjägerqualitäten unter Beweis. Joveljic
hängt sich rein, seine Körpersprache zeigt, dass er will. Alleine: Der Junge
ist erst 19.
Prognose: Joveljic hat Potenzial, braucht aber Zeit und möglichst wenig Druck
von außen. Mit etwas Geduld könnte er aber tatsächlich einen ähnlichen Weg
einschlagen wie sein Vorgänger. Der spielt bekanntlich inzwischen bei Real
Madrid.
Djibril Sow
Der Rekord-Neuzugang von Eintracht Frankfurt ist der Pechvogel der
Vorbereitung. Djibril Sow, der für rund zehn Millionen Euro verpflichtet wurde,
verletzte sich nach nur einer Woche bei seinem neuen Verein am Oberschenkel und
schuftet seitdem in der Reha. Der Sehneneinriss im Oberschenkel ist zwar
inzwischen verheilt, und Sow drehte im Trainingslager bereits erste Runden um
den Platz. Eindruck konnte er bislang allerdings noch nicht hinterlassen. "Er
ist ein richtig guter Achter, kann überall im Mittelfeld spielen, muss nur mehr
Tore schießen", warb Gelson Fernandes am Montag für seinen Landsmann.
Prognose: Aus dem klassischen Fehlstart könnte und sollte langfristig dennoch
eine Erfolgsgeschichte werden. Sow ist bislang der Königstransfer der
Eintracht, im September kann der Schweizer beginnen zurückzuzahlen.
Dominik Kohr
Nur etwas billiger, nämlich wohl knapp eine Million Euro, war Dominik Kohr. Der
Ex-Leverkusener wird auf neufußballdeutsch gerne als klassischer
Box-zu-Box-Spieler beschrieben und ist als verbindendes Element zwischen Abwehr
und Angriff vorgesehen: Heißt: Hinten abräumen, vorne auflegen. Im Training und
im Europa-League-Qualifikationsspiel gegen Tallinn machte er das souverän und
unaufgeregt, richtig glänzen konnte Kohr bislang allerdings nicht. Etwas mehr
Mut könnte ihm guttun.
Prognose: Dominik Kohr wird in den ersten Pflichtspielen in der Startelf
stehen. Sobald Sebastian Rode komplett fit, Sow wiederhergestellt und auch
Lucas Torro in Form ist, könnte es allerdings eng werden.
Sebastian Rode
Das Stehaufmännchen aus Südhessen ist seit Samstag zurück bei der Eintracht und
völlig überraschend direkt voll ins Training eingestiegen. Die Knieverletzung
ist ausgeheilt, Sebastian Rode wohl für den Rest seiner Karriere, so ist der
Plan, ein Frankfurter. Dass das die Mannschaft von Trainer Hütter nur besser
machen kann, bewiesen schon die ersten Einheiten in Windischgarsten. Der
28-Jährige kann nicht nur kämpfen, er überzeugt auch mit Ruhe am Ball und einer
enormen Spielintelligenz. Einen Spieler wie Rode gibt es in dieser Qualität und
in dieser Mischung im Frankfurter Mittelfeld tatsächlich nur einmal.
Prognose: Wenn der Körper mitspielt, ist Rode Führungsspieler und
Leistungsträger. Angesichts seiner Verletzungsanfälligkeit wird er wohl aber
regelmäßig Pausen einlegen müssen.
Erik Durm
Ein echter Weltmeister in Reihen der Eintracht, das hat es lange nicht gegeben.
Ein Weltmeister, der als Ergänzungsspieler geholt wurde und voraussichtlich
erst einmal auf der Bank Platz nehmen wird, erst recht nicht. Erik Durm spielt
im Training mal links, mal rechts, im Testspiel gegen Wels bereitete er einen
Treffer mustergültig vor. Extravagant ist Durm nicht, dafür aber genau das, was
die Eintracht auf der Außenverteidiger-Position braucht: solide und erfahren.
Prognose: An der Stamm-Flügelzange Filip Kostic und Danny da Costa führt für
Durm kein Weg vorbei. Sollte einer der beiden Dauerbrenner eine Verschnaufpause
brauchen oder anderweitig fehlen, ist der Ex-Dortmunder aber genau der richtige
Backup.
Daichi Kamada (war ausgeliehen)
In Belgien war Daichi Kamada für eine Saison eine große Nummer, eine zu große
Nummer ist nach wie vor aber auch Eintracht Frankfurt für ihn. Der Japaner hat
sich zwar körperlich entwickelt und zeigt in der Vorbereitung gute Ansätze. Ob
der Durchbruch aber tatsächlich gelingt, bleibt abzuwarten.
Prognose: Eine weitere Leihe wäre für alle Beteiligte das Beste.
Nicolai Müller (war ausgeliehen)
Im letzten Jahr Königstransfer, im diesem Jahr chancenlos. Nicolai Müller fällt
im Training trotz aller Bemühungen ab, ihm gelang selbst gegen den
drittklassigen FC Wels nur sehr wenig.
Prognose: Müller hat keine Zukunft in Frankfurt.
Felix Wiedwald (war ausgeliehen)
Die derzeitige Nummer eins von Eintracht Frankfurt, ja das klingt komisch,
heißt Felix Wiedwald. Da Frederik Rönnow verletzt ist, Kevin Trapp noch in
Paris weilt und Jan Zimmermann wegen der Geburt seiner Tochter einige
Trainingseinheiten verpasste, durfte Wiedwald Europa-League-Luft schnuppern.
Einen Fehler machte er nicht, trotzdem ist ein Abgang in Richtung Hannover im
Gespräch.
Prognose: Wiedwald wurde schon in der vergangenen Saison und in seiner ersten
Zeit bei Eintracht Frankfurt irgendwann aussortiert. Das gleiche Schicksal
droht ihm auch in dieser Saison.
Quelle: hessenschau.de