[sge-liste] HR: Darum kommt Markus Krösche zur Eintracht

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  • Date: Sun, 2 May 2021 20:09:16 +0000

Neuer Sportvorstand
Darum kommt Markus Krösche zur Eintracht
Veröffentlicht am 01.05.21 um 15:02 Uhr

Markus Krösche wird neuer Sportvorstand bei der Eintracht. Die Frankfurter
profitieren vom Krach bei seinem Ex-Klub Leipzig - und vielleicht bald auch
beim VfL Wolfsburg.

Zum Start bekommt der neue Sportvorstand gleich ein großes Kompliment:
Eintrachts Aufsichtsratchef Philip Holzer nennt Markus Krösche einen
"absoluten Volltreffer". Doch was zeichnet den 40-Jährigen als "Volltreffer"
aus? Krösche ist auf jeden Fall ein Allrounder, der über Einblicke in alle
Facetten des Geschäfts verfügt: Er verbindet sportliches und
wirtschaftliches Know-how. Als Spieler absolvierte er 354 Partien für den SC
Paderborn und feierte 2014 den Bundesliga-Aufstieg. Als Trainer arbeitete er
als "Co" von Leverkusens Trainer Roger Schmidt, übernahm 2016 während dessen
Sperre die Verantwortung an der Seitenlinie und erwarb zudem die
Trainerlizenz des DFB. Neben seiner Fußballkarriere studierte er BWL und
befasste sich in seiner Abschlussarbeit mit der finanziellen Situation von
Fußballprofis nach der Karriere.

Nach seiner eigenen Laufbahn entschied sich Krösche für die
Funktionärsebene: Als Geschäftsführer Sport beim SC Paderborn feierte er von
2017 an den Durchmarsch von der Dritten Liga in die Bundesliga. 2019
wechselte er als Sportdirektor zu RB Leipzig - mit dem Klub stand er im
vergangenen Jahr sogar im Halbfinale der Champions League. Krösche holte
internationale Toptalente wie Angelino oder Dani Olmo zum Verein, auch für
den Sommer hat Krösche bereits Leipziger Transfers wie jenen vom
Innenverteidiger Josko Gvardiol getätigt. Vor diesem Hintergrund erscheint
es ungewöhnlich, warum er genau jetzt die Leipziger verlässt.

Großer Krach zwischen Mintzlaff und Krösche
In Leipzig, so heißt es, hätten sich die Verantwortlichen noch mehr
internationale Verbindungen von Krösche gewünscht. Außerdem soll der
Sportdirektor in ihren Augen den Abgang von Timo Werner im Sturm nicht
adäquat aufgefangen haben. Bereits im August 2020 stellte RB seine
sportliche Führung neu auf: Christopher Vivell wurde Technischer Direktor,
Florian Scholz der neue Kaufmännische Leiter.

Leipzig verkaufte die beiden neuen Personen im Führungszirkel als
Unterstützung für Sportdirektor Krösche, nicht wenige sahen darin aber eine
Beschneidung von dessen Gestaltungsspielraum. Die unterschiedlichen
Auffassungen über die sportliche Marschroute und die Kompetenzen sollen den
Vorstandsvorsitzenden Oliver Mintzlaff und Krösche entzweit haben.

Auch Schalke klopft bei Krösche an
Diese Differenzen wurden spätestens im Frühjahr zu einem offenen Geheimnis
in der Branche. Dem Vernehmen nach klopfte deswegen der FC Schalke 04 bei
Krösche an - als potenziellen Nachfolger für den geschassten Sportvorstand
Jochen Schneider. Der hatte schon zwei Jahre zuvor vergeblich versucht,
Krösche nach Gelsenkirchen zu locken.

Ende März berichtete "Sport1" dann, dass der Name Krösche auch bei der
Eintracht als Nachfolger für Fredi Bobic diskutiert werde. Gleichzeitig gab
es Spekulationen um Hendrik Almstadt vom AC Mailand, den Frankfurts
Aufsichtsratschef Philip Holzer aus gemeinsamen Tagen in der Finanzbranche
kennt. Zu Gesprächen kam es allerdings damals nicht; Almstadt soll nach
hr-Informationen ohnehin entschieden haben, in Mailand zu bleiben. Mit Ralf
Rangnick führte die Eintracht in der Folge zwar sehr wohl Gespräche, doch
schon zuvor soll es innerhalb des Aufsichtsrates erhebliche Zweifel an einem
Engagement Rangnicks gegeben haben. Auch das Interesse der Hessen an Bastian
Schweinsteiger, Michael Reschke oder anderen namhaften Funktionären war nie
so konkret wie berichtet.

Nagelsmann-Entscheidung führt zum Bruch
Die Liaison zwischen der Eintracht und Krösche hingegegen wurde in der
vergangenen Woche konkreter. So berichteten mehrere Medien, dass der Abgang
von Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann ein Grund für Krösches Ende gewesen
sei. Im Gegensatz zu Mintzlaff wollte Krösche den Trainer trotz der hohen
Ablöse aus München halten. So sagte er noch sechs Tage vor der verkündeten
Trennung von Leipzig gegenüber "Sky": "Es macht keinen Sinn, Ablösesummen
oder Preisschilder zu vergeben. Julian hat einen langfristigen Vertrag und
eine sehr gute Mannschaft."

Für Mintzlaff ergab es offensichtlich sehr wohl Sinn. Er ließ Krösche
Berichten zufolge bei den Verhandlungen mit den Bayern komplett außen vor.
Am vergangenen Wochenende sollen die Leipziger dann ihr Plazet für einen
Wechsel von Nagelsmann gegeben haben. Am Montag veröffentlichten sie gleich
die einvernehmliche Trennung mit Krösche - wohlgemerkt mit dem Hinweis auf
"intensive Gespräche". Kurz danach machten sie auch Nagelsmanns Wechsel
publik. Mintzlaff erklärte beharrlich, dass beide Personalien nichts
miteinander zu tun gehabt hätten. Die unausgesprochene Erklärung: Die Risse
vor dem großen Bruch waren ohnehin schon tief genug.

Auch in Wolfsburg gibt es Streit - zum Wohle der Eintracht?
Markus Krösche beginnt offiziell erst am 1. Juni in Frankfurt - und er kommt
ablösefrei, weil der Vertrag bei RB datiert auf Ende Mai aufgelöst wurde.
Aber schon vorher wird er in die wichtige Entscheidung über den neuen
Frankfurter Trainer eingebunden sein. Seine Spielphilosophie ähnelt jener
der Eintracht, proaktiv und nach vorne gerichtet. "Seine Art, wie er über
Trainer denkt, passt ideal zu uns", sagt Eintrachts Aufsichtsratchef Holzer.
Selbst beim SC Paderborn wählte Krösche in Steffen Baumgart einen offensiv
ausgerichteten Coach aus. Baumgart ist zwar ab Sommer vereinslos, zu den
ernsthaften Kandidaten für das Frankfurter Traineramt zählen aber andere.

Mit Eindhovens Roger Schmidt hat Krösche zusammen gespielt und als Trainer
zusammen gearbeitet - doch Schmidt teilte am Freitag mit, dass er in den
Niederlanden bleiben wolle. Aussichtsreicher Kandidat scheint nun Oliver
Glasner vom VfL Wolfsburg zu sein, der mit seinem Team derzeit auf Rang drei
steht. Er kann den VfL jedoch Medienberichten zufolge für eine
Ausstiegsklausel verlassen - und scheint einem Weggang gegenüber nicht
abgeneigt zu sein. Das Verhältnis zwischen Geschäftsführer Jörg Schmadtke
und Glasner gilt seit vergangenem Herbst als sehr angespannt. Damals hatte
sich der Trainer über die Transferpolitik mokiert. Die Eintracht könnte also
auch in der Trainerfrage vom Streit bei einem Konkurrenten profitieren. Und
in allergrößter Not hat Markus Krösche ja noch selbst eine Lizenz als
Trainer.


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