Eintracht Frankfurt und Kevin-Prince Boateng: Kommt es zum Revival am Main? Ein
Kommentar.
Es war der perfekte Abschied, damals, nach dem Pokalsieg der Eintracht aus
Frankfurt. Kevin-Prince Boateng, einer der Garanten für den Erfolg über die
Bayern, einer, der der Eintracht den ersten Titel nach dreißig Jahren des
Wartens beschert hatte, verkündete, dass seine Mission erfüllt sei, und er
jetzt weiterziehen wolle. Besser konnte es für ihn, den Paradiesvogel mit
bewegter Vergangenheit, bei den Hessen sowieso nicht werden. Mission erfüllt.
Jetzt denkt Eintracht Frankfurt also darüber nach, Kevin-Prince Boateng an den
Main zurück zu holen. Nach dem halbjährigen Engagement bei Sassuolo Calcio und
der anschließenden Leihe an den FC Barcelona, die sportlich alles andere als
erfolgreich für den gebürtigen Berliner verlief ein Wagnis für beide Seiten.
Selbst dann, wenn es für die Eintracht finanziell wohl inzwischen zu stemmen
wäre. Um Geld geht es Boateng schon lange nicht mehr in erster Linie.
Eintracht Frankfurt und Boateng: Das hat damals gepasst
Schon vor zwei Jahren, als Boateng sensationell für die Eintracht verpflichtet
werden konnte, hatte der Offensivmann Probleme, körperlich auf höchstem Niveau
in der Bundesliga mithalten zu können. Ein Manko, dass er durch intelligente
Spielweise zwar an guten Tagen geschickt zu umgehen wusste, aber durch das man
ihn auch oft als sichtlich nach Luft ringenden Akteur auf dem Platz in
Erinnerung behielt.
Trotzdem war er im Team hoch angesehen. Durch seine Erfahrung und sein
Auftreten wurde er schnell zum Kopf einer Mannschaft, der am Ende der Saison
zwar etwas die Luft ausging, die aber trotzdem in der Lage war, sensationell
den Pokalsieg gegen den haushohen Favoriten Bayern München zu holen. Da
vergisst und vergibt man natürlich vieles.
Nach dem Abgang von Sebastien Haller und Luka Jovic ist man seitens der
Eintracht noch immer auf der Suche nach einem Zielspieler in der zentralen
offensiven Position, einem, der ähnlich wie Haller einen Ball festmachen kann,
der Fouls zieht, vor dem der Gegner Respekt hat. All das kann Kevin-Prince
Boateng an einem guten Tag natürlich sein, ein Torjäger im klassischen Sinne
war er aber nie und er wird es ganz sicher auch nicht mehr werden.
Passt Boateng in das System Hütter?
Trotzdem könnte eine solche Verpflichtung, käme sie denn zustande, ein Zeichen
setzen. Ein Zeichen an die Fans, dass man nach dem Abgang zweier absoluter
Leistungsträger im Sturm in der Lage ist zu reagieren. Nicht nur mit
talentierten Perspektivspielern, sondern mit Spielern, die internationale
Erfahrung haben. Und es wäre natürlich auch ein Signal an die Mannschaft, dass
man handelt. Nicht ganz unwichtig, wenn man damit einen Akteur wie zum Beispiel
Ante Rebic bei den Hessen halten könnte.
Ob allerdings Kevin-Prince Boateng in das angedachte Spielsystem von Adi Hütter
passt, den Vollgas-Fußball mit schnellem Umschaltspiel, das frühe Pressing und
den bedingungslosen körperlichen Einsatz über die gesamte Dauer einer Partie
oder einer langen Saison mitgehen kann - das darf bezweifelt werden.
Wenn es es zu einer Verpflichtung käme, und das Experiment beim zweiten Teil
wirklich schief gehen sollte, hätte vor allem einer verloren: Kevin-Prince
Boateng, der in Frankfurt (noch) einen exzellenten Ruf genießt. Und dass das
Aufwärmen einer alten Liebe durchaus scheitern kann, weiß man in Frankfurt nur
zu genau. Armin Veh lässt aus Köln recht herzlich grüßen.