[sge-liste] FR: Kostic will sich nach Rom streiken - ein skrupelloser Fall

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  • Date: Sat, 28 Aug 2021 06:30:53 +0000

SGE

Eintracht Frankfurt: Kostic will sich nach Rom streiken – ein skrupelloser
Fall
Ingo DurstewitzVonIngo Durstewitz

Der Eintracht-Frankfurt-Profi Filip Kostic schwänzt das Training und hat
vor, seinen Wechsel zu Lazio zu erzwingen.

Frankfurt – In den vergangenen Tagen hatte es sich angebahnt, da war der
lange Zeit so still ruhende See in Wallung geraten, und am Freitag dann
rollte eine mächtige Welle los. Denn es scheint so, als ob
Fußball-Bundesligist Eintracht tatsächlich seinen besten Spieler verlieren
könnte: Filip Kostic ist auf dem Absprung, der 28 Jahre alte Linksaußen will
sich dem italienischen Europa-League-Teilnehmer Lazio Rom anschließen. Koste
es, was es wolle. Ein Donnerschlag.

Da schreckt der serbische Nationalspieler selbst vor unlauteren und
unsauberen Methoden nicht zurück. Erst bat Kostic die Verantwortlichen
nämlich mit einiger Vehemenz um seine Freigabe, am Freitag griff er dann zur
ultimativen Maßnahme und erschien einfach nicht zum Training, schwänzte die
abschließende Einheit vor dem Auswärtsspiel am Samstag bei Arminia Bielefeld
(15.30). Daher steht er auch nicht im Spieltagskader und wird auf der Alm in
Ostwestfalen fehlen. Filip Kostic stellt den Dienst ein, er will sich, ganz
klar, weg streiken. Starker Tobak. Und ganz schlechter Stil.

Die Eintracht ist von der Entwicklung förmlich überrollt worden. „Wir wissen
nicht, was ihn dazu bewogen hat. Natürlich sind wir irritiert und von seinem
Verhalten auch ein Stück weit enttäuscht“, sagte Sportvorstand Markus
Krösche. „Die Art und Weise überrascht uns sehr.“

Intern ist die Verwunderung auch deshalb so groß, da die Verantwortlichen
den pfeilschnellen Flügelmann als verlässlichen und vorbildlichen Menschen
charakterisieren. „Wir haben ihn als Musterprofi kennengelernt, Filip ist
ein guter Typ“, sagt Manager Krösche. Gleichwohl ist der Sportchef ob der
Vorkommnisse entrüstet, und das völlig zu Recht. „Das sind Geschehnisse, die
fragwürdig sind. So geht man mit einem Klub nicht um.“

Für die Funktionäre steht außer Frage, dass Kostic fremdgesteuert ist und
seine Agentur um den berüchtigten Berater Fali Ramadani hinter dem für den
Spieler untypischen Verhalten steckt. Klar ist auch, dass die Kostic-Partei
auf größtmöglichen Profit aus ist, der sich nur erzielen lässt, wenn die
Ablöse vergleichsweise gering ist. Der Profi selbst ist natürlich dennoch
keine Marionette, doch bei einem offerierten Salär von vier bis fünf
Millionen Euro kann der Kopf schon mal etwas verdreht sein, zumal es sich um
den Nettoverdienst handelt. Das ist im Endeffekt weit mehr als das Doppelte,
was Kostic zurzeit in Frankfurt einstreicht

Filip Kostic von Eintracht Frankfurt streikt: Fast schon erpresserisch
Das Kuriose an der Situation: Der Eintracht liegt bisher nicht mal ein
Angebot vor, nichts Konkretes, nichts Schriftliches. Nur über Mittelsmänner
ist Kontakt aufgenommen worden. Auch ob dieses Gebarens und der dort
unverbindlich genannten Summe sind die Verantwortlichen fast schon perplex.
Lazio sei demnach bereit, eine Ablöse in Höhe von gerade mal zehn Millionen
Euro zu bezahlen – das ist lächerlich gering. Der Marktwert des Serben liegt
bei 35 Millionen. Das ist keine Basis, auf der die Eintracht in
Verhandlungen eintreten würde. Die Schmerzgrenze liegt bei rund 20 Millionen
Euro, was selbst in schwierigen Corona-Zeiten für einen Spieler dieser
Klasse vertretbar ist.

Lazio ist eigentlich flüssig, da der Klub seinen Stürmer Joaquin Correa für
35 Millionen Euro an Inter Mailand verkauft hat. Der Haken: Der 27-Jährige
ist zunächst ausgeliehen, die dicke Kohle fließt in einem Jahr.

Die Eintracht steht nun freilich vor einer vertrackten Situation. Denn die
Absicht des Spielers ist klar, er setzt dem Verein die Pistole auf die
Brust. Das ist nicht die feine englische Art, man kann solche
Angelegenheiten anders lösen. So wie damals etwa Ante Rebic, der in seinem
letzten Spiel eine herausragend engagierte Leistung zeigte und das Team mit
seinem radikalen Spielstil (samt Roter Karte) zu einem 3:0-Erfolg im
Playoff-Spiel gegen Straßburg führte.

Kostics Variante ist die denkbar schlechteste – für ihn selbst, weil sein
Ruf erheblich leidet; für den Verein, der in die Ecke getrieben ist, und für
den Fußball, der ohnehin in einem schlechten Licht steht, weil zu viele
Raffzähne mit utopischen Millionensummen unterwegs sind.

Der Fall Kostic zeigt einmal mehr, wie skrupellos und verdorben die Branche
ist, mit welch dubiosen Machenschaften gearbeitet wird und wie wenig ein
Vertrag noch zählt – von offenbar längst überholten Werten wie
Identifikation oder Loyalität mal ganz zu schweigen. Dazu passt auch die
Meldung zu Amin Younes, wonach der Wechsel des Spielmachers nach
Saudi-Arabien definitiv geplatzt ist. Ob er bleibt oder woanders hingeht?
Ausgang offen.

Der neue Sportvorstand Krösche, für den die Situation zum Einstand nicht
komplizierter hätte sein können, ist nun gefordert, klare Kante zu zeigen
und fast schon erpresserischen Maßnahmen entschieden entgegenzutreten. Unter
diesen (monetären) Voraussetzungen sollte der Klub einen Kostic-Wechsel
unter gar keinen Umständen durchwinken, was er auch nicht tun wird. „Wir
lassen uns nicht unter Druck setzen“, sagt Markus Krösche, und er sollte
seinen Worten Taten folgen lassen.

Entweder Filip Kostic geht für eine angemessene Entschädigungssumme oder er
lässt sich reintegrieren. Fehler werden reumütigen und leutseligen Menschen
verziehen. Oder: Es gibt auch noch die Tribüne, auf die man einen sich
dergestalt verhaltenden Spieler verbannen kann. Damit wäre der Eintracht
sportlich natürlich nicht geholfen, sie wäre erheblich geschwächt, doch es
wäre ein Zeichen, vielleicht auch an Nachahmer, dass eben nicht alles geht –
selbst in diesem Spiel ohne Grenzen nicht. (Ingo Durstewitz)


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