[sge-liste] FR: Jesper Lindström als Investition in die Zukunft

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  • Date: Sun, 11 Jul 2021 15:14:46 +0000

SGE

Eintracht: Jesper Lindström als Investition in die Zukunft
Ingo DurstewitzVonIngo Durstewitz
Offensivmann Jesper Lindström kommt für 6,5 Millionen Euro aus Kopenhagen
und unterschreibt bis 2026 in Frankfurt.

Während dem dann doch ziemlich missratenen Testspiel-Auftakt der Eintracht
gegen den Nachbarn aus Wiesbaden (1:3) linste Jesper Lindström schon mal
verstohlen und aus sicherer Entfernung hinüber auf den Nebenplatz, auf dem
sich die neuen Kollegen an den kratzbürstigen Wehenern die Zähne ausbissen.
Ganz lässig winkte der junge Mann aus Kopenhagen schließlich vom Oberrang
des mächtigen Stadions in die Kamera, die ihn zufälligerweise eingefangen
hatte. Okay, Zufall war es nicht, eher nett inszeniert von den
Eintracht-TV-Machern („Achtung, wir haben eine außergewöhnliche Entdeckung
gemacht“). Schon da, am Samstag, war klar, dass der 21-Jährige in Zukunft
das Frankfurter Dress tragen wird. Der dänische Auswahlspieler unterschreibt
einen Vertrag bis 2026, Kostenpunkt: 6,5 Millionen Euro an Ablöse. Das nennt
man wohl eine Investition in die Zukunft.

„Er bringt unheimlich viel mit für unser Spiel und wird uns mit seinen
Qualitäten sicher weiterhelfen können“, sagt Eintracht-Sportvorstand Markus
Krösche. „Er ist sehr schnell und hat gezeigt, dass er ein enormes Potenzial
hat.“ Lindström ist in der Offensive flexibel einsetzbar, als Flügelspieler
oder hängende Spitze, bei seinem Stammverein zog er meistens im Mittelfeld
als Spielmacher die Fäden.

Der Rechtsfuß ist kein klassischer Regisseur, sondern ein dynamischer
Spieler, der selbst in die Spitze geht und die Tiefe sucht, aber auch den
entscheidenden Pass spielen kann. „Jesper verleiht uns weitere Möglichkeiten
und mehr Variabilität“, befindet Sportchef Krösche.

Flexibilität und Unberechenbarkeit sind für den Manager ganz entscheidende
Faktoren, das Eintracht-Spiel soll nicht leicht auszulesen und nicht so
gleichförmig sein. Das betont er gebetsmühlenartig. Zudem: Geschwindigkeit
ist der Sportlichen Leitung enorm wichtig. Sowohl Stürmer Rafael Santos
Borré, der ablösefrei von River Plate Buenos Aires kommt, als auch Lindström
verfügen über Tempo und Tiefgang.

Eher schmächtig
Fraglich ist beim Dänen freilich, ob er sich sofort auch körperlich wird
behaupten können, der technisch beschlagene Akteur ist zwar 1,82 Meter groß,
aber doch schmächtig, um die 65 Kilogramm leicht. Viele Spieler müssen sich
erst an die Anforderungen der Bundesliga gewöhnen, die physische Komponente
ist nicht zu unterschätzen. Zudem sind die Ligen nicht miteinander zu
vergleichen, hierzulande geht es anders zur Sache, schneller, intensiver –
und das in jedem Spiel, die Leistungsdichte ist sehr viel höher als in den
Spielklassen der kleineren Länder. Aber Lindström bringt auf jeden Fall die
fußballerische Qualität mit und auch die nötige Leichtfüßigkeit.

„Ich liebe es, hier zu sein“, sagte er in einem ersten Statement dem
vereinseigenen TV-Sender. Er freut sich gerade auf Trainer Oliver Glasner,
der ihm gesagt habe, dass er vor allem für einen ehrlichen Austausch stehe.
„Ich weiß, dass er mich als Spieler und als Mensch weiterentwickeln wird.“

Die Offensivkraft ist ein Eigengewächs des dänischen Meisters Bröndby IF, in
dieser Saison hat er den absoluten Durchbruch geschafft, stand in 28 von 29
Partien in der Startelf. Auch andere relevante Zahlen können sich sehen
lassen: zehn Tore und elf Vorlagen sind keine schlechte Quote. Lindström
hatte entscheidenden Anteil daran, dass Bröndby jetzt erstmals nach 16
Jahren wieder den Titel holen konnte, im nördlichen Nachbarland gilt er als
verheißungsvolles Talent, als Versprechen für die Zukunft.

Im November 2020 debütierte der Mittelfeldmann für die A-Nationalmannschaft
und stand im Viertelfinale der U21-Europameisterschaft in der Startelf, als
die Dänen vor sechs Wochen im Elfmeterschießen am späteren Titelträger
Deutschland scheiterten. Nun geht Lindström den nächsten Schritt, das erste
Mal ins Ausland. Er fühlt sich bereit dazu, gilt als offener, umgänglicher
Typ, Skandinavier an sich haben in Deutschland für gewöhnlich wenig
Anpassungsschwierigkeiten.

Mit der Verpflichtung des Halbstürmers sind die Planungen der Eintracht
nicht abgeschlossen, aber zunächst einmal beobachten die Verantwortlichen
nur noch den Markt. Finanzieller Spielraum für einen weiteren Zugang ist
vorhanden, doch das hängt auch davon ab, welchen Spielertyp Trainer Oliver
Glasner favorisiert, welche Prioritäten gesetzt werden.

„Alles tun, dass Filip bleibt“
Und natürlich auch, ob Bewegung in den eigenen Kader kommt. Bisher ruht der
See, Angebote liegen nicht vor. Das könnte sich ändern. Steven Zuber, 29 und
Edelreservist, hat die internationale Bühne als Plattform nutzen können, ist
durch seine überraschend starken EM-Auftritte in den Fokus einiger Vereine
gerutscht. Aus der Schweizer Heimat heißt es, Olympique Marseille, der FC
Turin sowie Dynamo Moskau hätten Interesse, genauso wie der vom deutschen
Trainer Daniel Farke betreute Premier-League-Aufsteiger Norwich City. Zuber,
Vertrag bis 2023, würde der Eintracht sieben bis acht Millionen Euro
bringen, das ist vergleichsweise viel Geld, gerade wenn man bedenkt, dass
der Nationalspieler vor einem Jahr kostenneutral im Tausch mit Mijat
Gacinovic aus Hoffenheim kam und in der abgelaufenen Spielzeit gar keine
Rolle spielte.

Das ist bei Filip Kostic ganz anders, er ist der Unterschiedsspieler und
„für die nächste Saison ein extrem wichtiger Teil“, sagte Manager Krösche
bei Sky. Die sich häufenden Meldungen über einen Abgang tut er als Gerüchte
ab. „Filip fühlt sich wohl, er weiß, was er an uns hat. Wir werden alles
dafür tun, dass er bleibt.“ Gleichwohl kann der Sportchef keine Garantien
geben: „Stand jetzt bleibt er, aber ausschließen kann man nie etwas.“


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