[sge-liste] FR: Hinteregger sollte sich am Riemen reißen

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  • Date: Tue, 31 May 2022 21:48:51 +0000

Eintracht Frankfurt: Hinteregger sollte sich am Riemen reißen
Erstellt: 31.05.2022Aktualisiert: 31.05.2022, 15:56 Uhr

Von: Thomas Kilchenstein

Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger sollte die Zeichen erkennen und
sich am Riemen reißen - sonst hat er keine Zukunft in Frankfurt.

Wäre der Frankfurter Verteidiger Martin Hinteregger eine Popgruppe, man
könnte mühelos zwischen zwei Saisons eine „Best of...“-CD herausbringen, mit
den größten Aufregern des 29 Jahren alten Kärtners. Das „nichts Positives
sagen können“ über den Trainer Manuel Baum beim FC Augsburg wäre drin, die
Rucksack-Affäre, die ausgeartete eigene Geburtstagssause bis in den Morgen
im Trainingslager der österreichischen Nationalelf, natürlich das
tieftraurige Bild nach dem beim FC Chelsea verschossenen Elfmeter, die
Hinti-Army-Aufnahme, ein paar Hubschrauber-Flüge mit ihm als Piloten, die
zehn besten Grätschen wären natürlich auch dabei, keine Frage, ebenso sein
willensstarker Einsatz jüngst beim Ausgleichstor gegen Betis Sevilla, und
als Zugabe: Wie er seine Siegermedaille in irgendeiner Kneipe in einen
Plastikbecker Bier tunkt und abschleckt. Mühelos gäbe es Material für eine
Doppel-CD.

Tja, der Hinti, der ist schon eine Marke. Eine ganz spezielle Type, einer
zum Anfassen, unverstellt, authentisch, einer wie du und ich, mitten aus dem
Leben, sympathisch, nahbar.

Aber Martin Hinteregger ist auch ein Fußballspieler, ein professioneller,
ganz sicher einer der Besseren, 67-facher Nationalspieler, EM-Teilnehmer.
Furcht- und kompromisslos, einer, der heidewitzka dazwischenfunkt, weder
sich noch den Gegner schont, einer, an dem sich im Spiel die anderen,
jüngeren Fußballer aufrichten, auch von ihm und seiner Ruhe und
Abgebrühtheit profitieren. Auf den Rängen ist der Mann längst Kult, eine
Identifikationsfigur, ein Publikumsliebling, weil er eben so ist, wie er
ist. Mit Ecken und Kanten, nicht glatt gebügelt.

Im Augenblick sieht es aber so aus, als habe die Liaison mit Eintracht
Frankfurt ein paar Risse erhalten. „Sehr viel“ sei „in die Brüche gegangen“,
ließ sich der Abwehrspieler dieser Tage zitieren, weil Eintracht Frankfurt
ihm im Spätherbst und vor dem Barcelona-Spiel nahegelegt habe, im Sommer den
Klub zu verlassen. Diese Aussage, jüngst im österreichischen Boulevardblatt
„Kronen-Zeitung“ nachzulesen, hat Eintracht Frankfurt durchaus irritiert,
weil mittlerweile und nach einem längeren Gespräch mit Trainer Oliver
Glasner längst geklärt war, dass Hinteregger sehr wohl auch im kommenden
Jahr eine Rolle spielen werde in Frankfurt. Dass dem Klub aber der unstete,
wenig professionelle Lebenswandel des Verteidigers vernehmlich stört, ist
verbrieft, ebenso die im Frühjahr angedachte Trennung.

Die ausschweifenden Ausflüge ins Nachtleben mit entsprechenden Videos und
Bildern in den einschlägigen Portalen hat dem Klub missfallen. Zudem soll
Hinti die Verabschiedung von den Verein verlassenden Spielern, etwa Stefan
Ilsanker oder Danny da Costa, geschwänzt haben, als einziger aus dem Kader.
Schließlich sind die Einlassungen des in Frankfurt wenig geschätzten
Beraters Christian Sand, der einst bei Adi Hütter eine seltsame Figur abgab,
eher kontraproduktiv: Hinteregger „hätte in Neapel das Doppelte verdienen
können“, oder „jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für eine Vertragsverlängerung
über 2024 hinaus“ kamen nicht gut an.

Martin Hinteregger, man muss es so sagen, ist ein bisschen aus dem Ruder
gelaufen. Dass er anders ist als gewöhnliche Musterprofis, dass er lange ein
Klapp-Handy bevorzugte und die Smartphone-Manie der Kollegen geißelte, dass
er offen über seine Depressionen schreibt, dass er zur Motivation Ohrfeigen
braucht, wie er selbst sagte, dass er zuweilen mit Übergewicht aus dem
Urlaub kommt, dass er in seiner Heimat in Sirnitz an einem von ihm
organisierten Freizeitfußballturnier („1. Hinti Cup“) mit 40 Teams selbst
mitspielen will, dass er mit einem Kumpel in der Altstadt von Kronberg die
Gaststätte „Zum Adler“ eröffnete, sein offener Umgang mit seiner Vorliebe
für Bier - all das ist solange toleriert worden, solange seine Leistungen
stimmten. Aber die stimmten zu Beginn der Rückrunde nicht mehr. Er hatte
sich dann reingebissen, hatte sich am Riemen gerissen. Fakt ist aber:
Halbfinal-Rückspiel und Finale in der Europa League hat die Eintracht ohne
Hinteregger gewonnen, der verletzt ausgefallen war. Trotzdem: Für ihn war es
einer der Höhepunkte seiner Karriere, den er auskostete, beeindruckend seine
sentimentale Ode auf dem Römerbalkon für Torwart Kevin Trapp („Neuer auf die
Bank“).

Es bleibt zu hoffen, dass Martin Hinteregger die Zeichen richtig deutet.
Viel darf sich der Unangepasste nicht mehr erlauben, zumal er längst nicht
mehr die einzige Identifikationsfigur im Team ist. Zu denken sollte ihm
geben, dass der Boulevard, bislang auf seiner Seite, inzwischen einen
anderen Kurs fährt. („Letzte Chance für Hinti“, „So verliert Hinti seinen
Helden-Status“).

Am Dienstag verkündete die Eintracht die fixe Verpflichtung von Hrvoje
Smolcic (HNK Rijeka), der einen Fünfjahresvertrag erhält. Seine Stärken:
Innen- und Linksverteidigung. Die Positionen von Martin Hinteregger.



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