[sge-liste] FR: Eintracht Frankfurt bleibt bei Filip Kostic hart

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  • Date: Sun, 29 Aug 2021 20:10:23 +0000

KRÖSCHE UND GLASNER KONSTERNIERT

Eintracht Frankfurt bleibt bei Filip Kostic hart
Ingo DurstewitzVonIngo Durstewitz
Thomas KilchensteinThomas Kilchenstein
Es herrscht große Einmütigkeit im Führungskreis: Nicht einknicken vor dem
Streikführer. Amin Younes schwer wieder zu integrieren.

Frankfurt am Main - Erik Durm, der solide Verteidiger mit tadelloser
Berufseinstellung, wusste, dass die Frage kommen würde, und er wusste auch,
wie er sie beantworten würde. Gar nicht nämlich. Wie also diese leidige
Sache mit Streikführer Filip Kostic in der Eintracht-Mannschaft aufgenommen
wurde? „Dazu möchte ich mich nicht äußern“, entgegnete Erik Durm. „Das ist
nicht meine Angelegenheit.“

Das ist korrekt, es ist eher die Angelegenheit des angestellten Cheftrainers
und des eingestellten Sportvorstands. Beide, Oliver Glasner und Markus
Krösche, sind ob des arbeitsunwilligen Leistungsträgers bass erstaunt und
einigermaßen konsterniert.


Eintracht Frankfurt: Wie geht es weiter im Fall Kostic?
Coach Glasner berichtete in gebotener Kürze von einer Unterredung am
Freitagmorgen, während der der serbische Nationalspieler seinen
Wechselwunsch darlegte und mitteilte, den Verein definitiv verlassen zu
wollen. Anschließend schwänzte der 28-Jährige das Abschlusstraining. „Ich
war negativ von seinem Verhalten überrascht“, sagt der Trainer. So etwas ist
ihm zeit seiner Karriere noch nicht widerfahren, zumal der Linksaußen danach
nicht mehr greifbar war. „Sein Telefon war aus.“

Die große Frage ist nun, wie es weitergehen wird. In der Führungsetage
herrscht große Einmütigkeit darüber, einem quasi erzwungenen Wechsel in
keinem Fall zuzustimmen. Da stehen die Gremien geschlossen hinter Sportchef
Krösche, Vorstand und Aufsichtsrat haben die Linie festgelegt. Man werde,
heißt es, Härte zeigen und standhaft bleiben.

Eintracht Frankfurt will Stärke zeigen
Wer solch erpresserischen Machenschaften nachgebe, der verliere an
Glaubwürdigkeit und öffne Nachahmern Tür und Tor. Für die Eintracht gilt es
jetzt, Stärke zu zeigen, ein Zeichen zu setzen und womöglich gar ein Exempel
zu statuieren. Denn sie sieht sich auch in der Vorreiterrolle für zwei
Drittel aller Bundesligaklubs, die mit sorgenvollem Blick nach Frankfurt
schauen und die Entwicklung beobachten. Macht ein solches Verhalten Schule
und werde geduldet, wird es kleinen Vereinen und Mittelständlern bald
ähnlich ergehen, sie wären noch einmal erheblich geschwächt. „Als Klubs
müssen wir darauf achten, dass gewisse Sachen nicht durchgedrückt werden“,
sagt Manager Krösche.

Die Möglichkeit, dass Kostic Eintracht Frankfurt verlässt, ist dennoch
gegeben: Dann nämlich, wenn Interessent Lazio Rom ein offizielles Angebot in
angemessener Höhe abgeben würde. Bisher sind nur über Mittelsmänner nicht
mal zehn Millionen Euro geboten worden. Ein Witz. Die Eintracht geht nicht
davon aus, dass die Italiener ihre Offerte entsprechend aufstocken werden,
um die geforderten 20 Millionen Euro zu bedienen.

In Frankfurt gehen sie daher davon aus, dass Kostic, der schon einmal beim
Hamburger SV mit einem ähnlichen Verhalten auffällig geworden ist, in
Frankfurt bleiben wird, auch wenn sich der von seiner Berateragentur
getriebene Spieler auf eine mündliche Zusage des abgewanderten Ex-Vorstands
Fredi Bobic beruft. Der aktuelle Hertha-Sportboss weilte übrigens gegen Ende
der Woche in Frankfurt, ihm werden gute Kontakte zu Kostic-Agent Fali
Ramadani nachgesagt. Interessant: der neue Lazio-Trainer Maurizio Sarri wird
ebenfalls von Ramadani vertreten.

Eintracht Frankfurt: Amin Younes lässt sich kaum wieder eingliedern
Kostic wird Abbitte leisten müssen, falls er an Bord bleibt. Sein Streik war
ein Schlag ins Gesicht derer, die es mit der Eintracht halten. Er hat sich
über die Mannschaft gestellt und sie im Stich gelassen. Und doch gilt der
Flügelmann intern nicht als verbrannt, er ließe sich wieder integrieren,
heißt es, weil er als ferngesteuert gilt, aber eigentlich das Herz am
rechten Fleck trage. „Die Lösung ist, dass er bei uns bleibt“, sagt Markus
Krösche.

Und auch Mitspieler Martin Hinteregger bricht eine Lanze für den bisher
nicht als Stinkstiefel in Erscheinung getretenen Kostic. „Er hat so viel
geleistet. Ich glaube, jeder freut sich, wenn er hier bleibt.“ Man solle „
das Ding jetzt nicht so groߓ machen. „Filip ist ein überragender Spieler
und hat uns so viel gegeben.“ Den Serben wieder aufzunehmen, sei „das
kleinste Problem. Filip war die letzten drei Jahre der Musterprofi
schlechthin. Spätestens einen Tag später wäre alles wieder vergessen.“ 

Bei Amin Younes, dessen Wechsel in die Wüste geplatzt ist, ist das anders.
Die Verantwortlichen sehen es als schwierig an, ihn wieder in den Kreis der
Mannschaft einzugliedern. Denn der 28-Jährige hat im Team an Standing
verloren, das Binnenklima ist nachhaltig gestört ist. Doch ob sich für
Younes bis Dienstag ein Abnehmer findet, scheint zweifelhaft. (Ingo
Durstewitz und Thomas Kilchenstein)


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