QUO VADIS, ANTIKE? Oldenburg, 18. November 2014 Quo vadis, Antike? Eine Diskussion über die Zukunft der Altertumswissenschaften mit Matthias Bormuth, Christiane Kunst, Tassilo Schmitt, Onno van Nijf, Uwe Walter Schlaues Haus, Schlossplatz 16 10.00 bis 13.00 Uhr Warum ist die Antike auch heute noch wichtig? Welche Bedeutung hat sie für die Ideengeschichte Europas, welchen Stellenwert für die Moderne? Was leistet Altertumswissenschaft heute? Und welche Relevanz hat sie in der – und für die – Zukunft? Über die Perspektiven des Faches in Wissenschaft und Öffentlichkeit diskutieren Matthias Bormuth (Philosophie, Uni Oldenburg), Tassilo Schmitt (Alte Geschichte, Uni Bremen), Onno van Nijf (Alte Geschichte, Uni Groningen) und Uwe Walter (Alte Geschichte, Uni Bielefeld). *** Michael Sommer: Die „entzauberte“ Antike Max Webers Fragment "Die Stadt" als Entwurf einer verstehenden Altertumswissenschaft (Antrittsvorlesung) Carl von Ossietzky Universität, Campus Haarentor, Hörsaalzentrum (A14), Hörsaal 3 16.00 bis 18.00 Uhr Max Webers Fragment gebliebener Traktat „Die Stadt“ entstand vor genau 100 Jahren, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Obwohl der Text zu Lebzeiten Webers nie die Druckerpresse sah, machte er seinen Verfasser zu einem der Gründerväter der Stadtsoziologie. Der Text ist aber noch viel mehr: Gestützt auf seine Idealtypen-Hermeneutik, weist Weber hier den Weg zu einer – im Vergleich zu seinem Hauptwerk „Die protestantische Ethik und der ‚Geist’ des Kapitalismus“ – radikal anderen, bereits in der Antike ansetzenden Deutung der Moderne und des in sie mündenden europäischen Sonderwegs. Die Antrittsvorlesung entdeckt diesen Text neu als ein Manifest für eine, im Sinne Webers, „verstehende“ Altertumswissenschaft, die unserer Moderne viel zu sagen hat. *** Christian Meier: Was soll uns, 2014, heute noch die Alte Geschichte? Karl-Jaspers-Haus, Unter den Eichen 22 20.00 Uhr 1970 wandte sich Christian Meier mit einem Text an die Öffentlichkeit, der seine Kollegen in der Altertumswissenschaft aufrüttelte. „Was soll uns heute noch die Alte Geschichte?“, fragte der damals in Köln lehrende Historiker – und brach so mit einem Tabu. Jahrhundertelang hatte die Beschäftigung mit der Antike als dem zentralen Referenzpunkt europäischen Denkens selbstverständlich zum akademischen Inventar des Kontinents gehört; auf einmal stand ein Fach – und mit ihm die alten Sprachen Latein und Griechisch – zur Disposition. Meiers Antwort damals gilt noch heute: Das „Andere“, für das die Antike stehe, sei eine „besondere Provokation“, der die Moderne bedürfe, wolle sie sich selbst verstehen. 44 Jahre später stellt Christian Meier vor Oldenburger Publikum die Frage neu. Christian Meier, geboren 1929, ist emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er ist einer der profiliertesten Vertreter nicht nur des Faches Alte Geschichte, sondern der deutschen Geschichtswissenschaft überhaupt, der sich immer wieder zu brennenden Themen der Zeit zu Wort gemeldet hat (Deutsche Einheit als Herausforderung. Welche Fundamente für welche Republik?, 1990; Die Nation, die keine sein will, 1991; Sprache in Not? Zur Lage des heutigen Deutsch, 1999; Von Athen bis Auschwitz, 2002). Meier war Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und ist Träger des Jacob-Grimm-Preises. [cid:D8464C09-95E5-428D-9741-E6BFF01DF226@hitronhub.home]