[sge-liste] PRESSE:FR:Eintracht Frankfurt hat zu wenig Qualität im Kader

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  • Date: Sat, 28 Dec 2019 08:35:36 +0100

EINTRACHT FRANKFURT

Eintracht Frankfurt hat zu wenig Qualität im Kader
Ingo DurstewitzvonIngo Durstewitz
Eintracht Frankfurts Kader wirkt irgendwie noch immer halbfertig. Gerade in
der Abwehr und im Sturm besteht Handlungsbedarf.

Auch im Staate Eintracht will die kurze Ferienzeit gut genutzt werden, um
die Energiespeicher wieder aufzuladen und mit geistiger Unbeschwertheit an
die bevorstehenden Aufgaben gehen zu können. Die werden knifflig genug, weil
die Hinrunde gerade im letzten Drittel doch arg verhunzt war. Daher sind die
Frankfurter Fußballer und die Verantwortlichen nach einem ereignisreichen
und strapaziösem Jahr 2019 in alle Himmelsrichtungen ausgeschwärmt: Trainer
Adi Hütter urlaubt mit der Familie zu Hause in Salzburg, die zuletzt eher
glücklosen Stürmer André Silva und Goncalo Paciencia in ihrer
portugiesischen Heimat und den von einer schweren Schulterverletzung
weitgehend genesenen Torwart Kevin Trapp hat es mit seiner Verlobten auf die
Karibikinsel St. Barth verschlagen, wo es sich der 29-Jährige nicht nehmen
ließ, via Instagram sonnige Grüße hinaus in die Welt zu posten: Der
gestählte Keeper balanciert seine Liebste Izabel Goulart am Strand gekonnt
auf seinen Füßen, was in einer gewagten Hebefigur im Bikini gipfelt. Wer
kann, der kann.

Fredi Bobic, der Sportvorstand, hat sich unmittelbar nach dem fast schon
erwartungsgemäß verpatzten Saisonausklang in Paderborn auf den Weg in die
Vereinigten Staaten gemacht. Der 48-Jährige ist ein ausgewiesener USA-Fan,
und da trifft es sich ja ganz gut, dass die Mannschaft bald nachkommen wird.
Ab 2. Januar schlägt die Eintracht-Abordnung für acht Tage ihr Quartier in
Florida auf. Eine Woche später geht es schon in der Bundesliga weiter, dann
reisen die Hessen zum Auftakt nach Hoffenheim.

Eintracht Frankfurt: Trainingslager in den USA in der Kritik
Gerade ob dieser kurzen Zeitspanne und den vielen Widrigkeiten (Jetlag,
Zeitverschiebung, Reisestrapazen, Klimawechsel) wird der Trip über den
Atlantik von vielen Menschen sehr wohl mit einigem Argwohn betrachtet.
Bereits im vergangenen Jahr war die Florida-Reise ein heiß diskutiertes
Thema, obwohl Eintracht Frankfurt damals neun Punkte mehr als heute hatte,
von Platz sechs grüßte und sogar das erste Spiel nach der Winterpause mit
3:1 gegen den SC Freiburg gewann. Doch die Darbietung war mitnichten so
kraftvoll und brachial wie sonst. „Man hat gesehen, dass wir nicht so frisch
waren. Wir müssen uns gut erholen, denn wir müssen Power haben, um unser
Spiel so durchzuziehen, wie wir es sonst machen“, urteilte Dauerläufer
Gelson Fernandes. Mitspieler Danny da Costa gab zu bedenken: „Manche haben
noch nicht den richtigen Schlafrhythmus, vielleicht fehlen dadurch ein paar
Prozentpunkte.“

Eintracht Frankfurt ist weniger entwicklungsfähig
Nur Fredi Bobic wischte alle Zweifel weg. „Das sind Hochleistungssportler,
die stecken so was weg“, argumentierte er. „Es gibt so viele Menschen, die
von rechts nach links fliegen müssen. Fragen Sie mal Tennisspieler.“ Man
muss wissen: Bobic ist der Initiator des Trainingslagers in den Staaten.

Das Vertrackte in diesem Jahr ist freilich die angespannte
Tabellensituation: Die Eintracht liegt nach einer eklatanten Schwächeperiode
zuletzt nur noch drei Punkte vor dem Relegationsplatz und hat ein saftiges
Programm zu Beginn vor der Brust: Nach der Partie gegen Hoffenheim geht es
zweimal gegen Herbstmeister RB Leipzig, einmal in der Liga am 25. Januar und
dann am 4. Februar im DFB-Pokal-Achtelfinale, zwischendrin muss sie am 1.
Februar nach Düsseldorf zur Fortuna. Da hat man nicht viel Zeit, um sich an
die Liga heranzutasten, sondern muss gleich voll da sein.

Besonders viele Möglichkeiten, um nachzujustieren, bleiben Trainer Hütter
nicht, er wird so viel Zeit wie möglich auf dem Trainingsplatz verbringen.
„Wir können endlich mal wieder im technisch-taktischen Bereich arbeiten“,
sagt er. Spezifisches Training fiel durch die vielen Spiele ja quasi weg.
Der Fußballlehrer ist der festen Überzeugung, die Kurve auch mit dem
aktuellen Aufgebot schaffen zu können. „Der Kader hat gezeigt, dass er, wenn
alle in Form und fit sind, stark genug ist, um auch auf drei Hochzeiten
tanzen zu können.“ Was erst noch zu beweisen wäre.

Eintracht Frankfurt auf der Suche nach Verstärkungen
Dennoch sieht sich die Eintracht auf dem Markt um, gerade in der Abwehr und
im Sturm sieht sie Handlungsbedarf. Auch im Mittelfeld wäre eine
Auffrischung eigentlich nötig. Denn die bisherigen Zugänge haben nicht wie
gewünscht funktioniert. In den letzten Spielen schafften es meistens nur
zwei neue Akteure in die Startformation, fast alle bleiben hinter den
Erwartungen zurück, einerlei, ob es die Stürmer Bas Dost oder André Silva
sind, der Backup Erik Durm oder die für jeweils zehn Millionen geholten
Dominik Kohr und Djibril Sow. Die, die ihre Leistung gebracht haben, sind
die, die schon länger da sind (Filip Kostic, Paciencia, mit Abstrichen
Makoto Hasebe) oder zurückgeholt wurden (Sebastian Rode, Trapp, Martin
Hinteregger) – der aus Belgien wiedergekehrte Daichi Kamada fiel den
Verantwortlichen quasi in den Schoß.

Auffällig ist, dass die Eintracht ihre Strategie geändert, Substanz
aufgebaut und Profis langfristig gebunden hat; in der Breite ist das Team
aufgepumpt worden, aber in der Spitze eben nicht. Es ist zu viel Masse und
zu wenig Klasse gekauft worden.

Überraschenderweise sind auch eher gestandene, deutschsprachige Spieler
verpflichtet worden, Akteure wie Kohr, Durm oder Dost. Und weniger Spieler
aus anderen Märkten, in denen sich Chefscout und Kaderplaner Ben Manga
bestens auskennt, Fußballer, die jung und noch lange nicht fertig sind und
die sich, bei entsprechender Entwicklung, für viel Geld weiter verkaufen
lassen. Aus dieser Kategorie ist im Sommer im Grunde nur der 20 Jahre alte
Dejan Joveljic gekauft worden – doch der Serbe kommt so gut wie gar nicht
zum Zug.

Bisher stimmt die Mischung nicht, der Kader wirkt irgendwie unausgegoren,
heterogen, nur halbfertig. Ob das im Winter behoben werden kann, bleibt
zumindest zweifelhaft.


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