[sge-liste] FR:Eintracht-Trainer Hütter wehrt sich gegen Kritiker: "Ich bin kein Lügner"

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  • Date: Thu, 15 Apr 2021 18:56:57 +0000

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Eintracht-Trainer Hütter wehrt sich gegen Kritiker: „Ich bin kein Lügner“
Daniel SchmittvonDaniel Schmitt
Eintracht-Trainer Adi Hütter rechtfertigt seinen Wechsel nach Gladbach
halbgar: „Entscheidung muss nur ich verstehen“.

Die Essenz der halbstündigen Pressekonferenz mit Adi Hütter lässt sich –
ironisch angehaucht – auch wie folgt zusammenfassen: Ich bleibe... dabei,
dass ich im Sommer nach Mönchengladbach wechsele.

Frei von Schalk, der wäre am Donnerstagmittag angesichts der turbulenten
Entwicklung um den Trainer auch wirklich nicht angebracht gewesen, versuchte
der Noch-Fußballlehrer des Bundesligisten Eintracht Frankfurt den 20
virtuell zugeschalteten Medienvertretern:innen natürlich ernsthaft die
Beweggründe für seinen Sommerwechsel an den Niederrhein zu erklären - es
gelang ihm, nun ja, eher durchwachsen.

Für viele Außenstehende sei der Wechsel nicht verständlich, gestand der
51-Jährige selbst, vom Ligavierten zum -achten zu wechseln, ist rein
tabellarisch nun mal ein Rückschritt. Da gibt es keine zwei Auffassungen.
Jeder dürfe sich also seine eigene Meinung bilden, so Hütter, er könne auch
jegliche Enttäuschung der Fans verstehen. Aber letztlich habe er das Recht,
sich über seine eigene Zukunft Gedanken zu machen. „Die Entscheidung muss
nur ich verstehen.“ Selbstverständlich.

Eintracht Frankfurt: Hütter kassiert viel Geld in Gladbach
Adi Hütter, der in Gladbach einen Dreijahresvertrag - bemerkenswerterweise
ohne Ausstiegsklausel - unterschrieb mit einem Gesamtgehaltsvolumen von etwa
15 Millionen Euro, hätte freilich noch anführen können, dass er mit der
Eintracht so ziemlich das Maximum von dem erreicht hat, was möglich ist,
wenn es denn tatsächlich am Saisonende für die erstmalige Qualifikation zur
Champions League reichen sollte. Er hätte auch sagen können, dass es –
Königsklasse hin, Königsklasse her – in der kommenden Runde eigentlich nur
schlechter laufen könne für die Eintracht und er den Klub vom Main deshalb
lieber auf dem Höhepunkt verlassen wollte. Und dass ihm im Gegenzug die
etwas schwächelnde Gladbacher Borussia, der kommende Eintracht-Gegner am
Samstag (15.30 Uhr) noch Raum für Steigerungen lässt. All das hätte er
durchaus berechtigt sagen können. Tat er aber nicht.

Stattdessen führte der Coach an, dass seit seinem Ich-bleibe-Bekenntnis am
28. Februar viel passiert sei bei der Eintracht. „Eines möchte ich
klarstellen, weil ich ein ehrlicher Mensch bin“, begann Hütter: „Zu diesem
Zeitpunkt hat es nie einen Ansatz dafür gegeben, eine neue Herausforderung
zu suchen. Dazwischen ist viel passiert, es hat sich einiges verändert.“

Eintracht Frankfurt: Bobic-Abschied als Wechselgrund
In der Tat: Es sind natürlich ereignisreiche Wochen rund um den Klub aus dem
Hessischen. Sportdirektor weg, Sportvorstand weg, nun Trainer weg. „Die
handelnden Personen, die mich geholt haben und mit denen ich ein
Vertrauensverhältnis aufgebaut habe, sind nicht mehr da“, schilderte der
Österreicher und meinte vor allem den früheren Aufsichtsratschef Wolfgang
Steubing und Sportvorstand Fredi Bobic. Deren Ausscheiden soll Hütter auch
intern als einen Grund für seinen Wechsel angeführt haben. Dass Steubing
bereits vor der Hütter’schen Vertragsverlängerung im vergangenen Sommer
seinen Posten an Philip Holzer weitergegeben hatte, nun ja, sei es drum.
Ohnehin habe er stets innerhalb des Vereins alles kommuniziert, „alle haben
immer Bescheid gewusst“. Kurzum: „Ich bin kein Lügner.“

Dass der Trainer, wie von ihm angeführt, bei seinem Statement am 28. Februar
jedoch noch nichts von Bobics Abwanderungsgedanken gewusst haben will und
sich auch dadurch die Situation geändert habe, passt nicht so ganz in die
Kausalkette. Schließlich hatte der Vorstand bereits zweieinhalb Wochen
vorher den Aufsichtsrat über sein Ansinnen informiert, den Klub bald
verlassen zu wollen. Dass dies nicht bis zum leitenden Angestellten für
Fußballbelange durchgedrungen sein soll: eher unwahrscheinlich. Erste
ernsthafte Gespräche über eine mögliche, gemeinsame Zusammenarbeit führten
der Gladbacher Sportchef Max Eberl und Hütter derweil während der
Bundesligapause im März, in Hütters Heimat Salzburg.

Eintracht Frankfurt gegen Gladbach am Samstag
Ausgerechnet in der Woche vor dem direkten Duell der beiden in diesen Deal
involvierten Teams kam die Nachricht nun also raus. Für Hütter „vielleicht
nicht der ideale Zeitpunkt“, aber man könne trotzdem froh sein, „dass jetzt
Klarheit geschaffen wurde.“ Ob das alle bei Eintracht Frankfurt so sehen?

Während Hütter dem Vorstand seinen endgültigen Entschluss am Montag
mitteilte, waren die Spieler am Dienstagvormittag dran. Zu diesem Zeitpunkt
hatten sie den nahenden Abschied ihres Coaches längst in den Medien
nachlesen können. Die Stimmung sei an diesem Tag „vielleicht nicht so wie
sonst gewesen“, meinte Hütter, also schlechter, seit Mittwoch aber habe die
Truppe dann eine „gute Trainingswoche“ hingelegt, „voll konzentriert, voll
fokussiert“. Die Champions League, das große Ziel, wollen sie sich natürlich
nicht nehmen lassen.

Eintracht Frankfurt: Hütter schließt Spielerwechsel nach Gladbach nicht aus
Ob er ausschließen könne, einzelne Profis vom Main an den Niederrhein
mitzunehmen, wurde Hütter noch gefragt. Selbiges hatte der Gladbacher
Noch-Trainer Marco Rose, bald in Dortmund, versprochen. Hütters wachsweiche
Replik: „Ich beschäftigte mich jetzt nur mit Eintracht Frankfurt, erst ab
Sommer mit Borussia Mönchengladbach. Ich habe mir keine Sekunde Gedanken
über die Spieler gemacht. Ich kann es nicht versprechen, ich weiß ja nicht,
was passiert und wie der eine oder andere Spieler denkt.“ Kurzum:
Ausschließen kann er einen Spielerwechsel von Frankfurt nach Gladbach also
nicht.

Max Eberl stimmte fast zeitgleich übrigens ein Loblied auf den Frankfurter
Abwehrchef Martin Hinteregger an, der einst für eine halbe Saison von
Salzburg an Gladbach ausgeliehen war: „Wir haben immer noch ein offenes,
gutes Verhältnis zueinander. Martin zählt zu den besten Innenverteidigern
Deutschlands, er ist ein unfassbares Mentalitätsmonster.“

Eintracht Frankfurt: Younes und Rode angeschlagen
Hinteregger war auf der Gladbacher Pressekonferenz auch deshalb ein Thema,
weil er seine Oberschenkelblessur auskuriert hat, die Trainingswoche
schmerzfrei absolvierte und am Samstag vor der Rückkehr steht. Ob er auch
spielen kann? Darüber will Hütter noch mit Hinti sprechen. Ist der
Abwehrchef körperlich tatsächlich auf der Höhe, wird er natürlich spielen,
dann müsste wohl der gerade in Topform verteidigende Stefan Ilsanker
weichen, oder aber der gerade in Topform verteidigende Tuta. Man sieht: ein
Luxusproblem. Im Frankfurter Mittelfeld dagegen kündigt sich eine
Veränderung an. Sebastian Rode ist leicht angeschlagen, ihn könnte Makoto
Hasebe ersetzen. Zudem ist der Einsatz von Dribbler Amin Younes
(Adduktorenprobleme) fraglich. Lieber kein Risiko, so Hütters Credo, der es
sehr wahrscheinlich erneut mit der Doppelspitze André Silva und Luka Jovic
probieren wird.

Ganz allgemein sagte Adi Hütter noch: „Ich will mit der Eintracht in dieser
Saison unbedingt Historisches schaffen. Dann könnte ich Frankfurt beruhigt
verlassen. Wir wollen alle Geschichte schreiben - und hätten es uns auch
verdient.“ Eine Aussage, die man dem Trainer zweifelsohne glauben kann.


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