Wie Blinde sehen

  • From: "Gustav Doubrava" <gustav.doubrava@xxxxxxxxxxx>
  • To: <MobilInBayern@xxxxxxxxxxxxx>
  • Date: Sat, 25 May 2013 11:56:20 +0200

Hallo Liste,

Gedanken zu Klick-Sonar
sihe unten
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Mit der Zunge „sehen"
Blinder Kalifornier ist berühmt für seine Echolokalisation
Sehen ohne Augenlicht: 

Im Rah¬men seiner Europatour hat der Kali¬fornier Daniel Kish, berühmt für
sei¬ne Echolokalisation, das Nürnberger Bildungszentrum für Blinde und
Seh¬behinderte (BBS) besucht und Mitar¬beiter, Jugendliche und Kinder in
sein Wissen um „Klick-Sonar" einge¬weiht — eine Art akustisches Sehen.

Daniel Kish steht hinter Luisa und hält ihr ein Schneidebrett vors Gesicht.
Sie versucht, es über einen Zungenklick zu orten. Es klappt nicht, das
Mädchen greift ins Leere. Kish wechselt die Position, die Sechs¬jährige
klickt - und berührt das Brett mit ihren Händen. Es funktio¬niert. „Ich weiß
es immer ganz ge¬nau", sagt das blinde Mädchen we¬nige Minuten später
begeistert.
Luisa Wagenhäuser ist von Geburt an blind und eines der vier Kinder aus der
Frühf örderung, die in einem jeweils eineinhalbstündigen Einzel¬training
ausprobieren können, ob sie sich künftig klickend in ihrem Leben
zurechtfinden. Der US-Amerikaner, der seit seinem zweiten Lebensjahr blind
ist, hat diese Methode perfek¬tioniert.
Beim Klick-Sonar erzeugt das zu¬rückfallende Echo eines scharfen
Zungenklicks im Gehirn ein dreidi¬mensionales Bild der Umgebung. „Es ist wie
Gips in eine Form zu gießen", sagt Kish. „Das Echo nimmt die Form der
Umgebung an." Das Kli¬cken funktioniere bei einem Kind in einem Bereich von
bis zu 100 Metern, das sei jedoch von den Besonderhei¬ten der Umgebung
abhängig, infor¬miert der 46-Jährige. Auch Tiere wie Wale oder Fledermäuse
nutzen 
dieses System, um sich zu orientieren. Und so ist Kish zu seinem Spitzna¬men
gekommen: Batman, also Fleder¬mausmann.

„Diese Technik ist nicht für jedes Kind geeignet", weiß Gabriele Feigl,
Gesamtleiterin der Frühförderung am BBS Nürnberg. Es handele sich dabei um
eine sehr individuelle Geschichte, ob man besser mit dem Klicken oder einem
Blindenstock zurechtkomme. „Blinde müssen diese Methode ausprobieren, um zu
entscheiden: Das ist mein Weg oder eben nicht", fährt die 56-Jährige fort.
„Manche versuchen es und haben auf Anhieb den ersten Klick -wie Luisa." Die
Sechsjährige habe eine schnelle Auffassungsgabe, sagt Feigl, „das könnte ein
Fingerzeig sein". Auf ihren Langstock wird Luisa so oder so nicht verzichten
kön¬nen, er ist notwendig, um Unebenhei¬ten am Boden zu erkennen.

Künftig ein festes Angebot

Am Nürnberger Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte wird die
akustische Orientierung bereits geschult, „aber nicht als perfektio¬nierte
Methode, wie sie Daniel Kish praktiziert", so Feigl. Künftig soll hier
Klick-Sonar als festes Angebot etabliert werden.


Das BBS-Frühförderteam umfasst 18 Mitarbeiter. Von Nürnberg, Regensburg und
Kulmbach aus wer¬den 120 blinde und sehbehinderte Kinder in Nordbayern mobil
in ihren Familien betreut - darunter 20 aus Nürnberg. Das BBS im Süden 
Nürn¬bergs blickt derzeit auf insgesamt 381 Schüler und Auszubildende.

CLAUDIA BEYER (Nürnberger Nachrichten vom 24.05.2013)

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Was laut bbs in Nürnberg bereits geschult wird, ist wohl so neu nicht. Der
Einsatz des Gehörs zur Orientierung ist sicher so lange im Gebrauch, wie es
blinde Menschen gibt. Als ich 1947 in die Blindenschule kam, orientierten
sich ältere Schüler und auch Erwachsene am reflektierten Schall, den sie
durch schnalzen mit dem Mittelfinger und dem Daumen aussandten. Sie konnten
auf diese Weise sogar tiefer in der Wand liegende Türen, offene Türen und
größere Hindernisse auf dem Gehweg ausmachen. Das Schnalzen brachte den
Blinden die Bezeichnung „Schnalzer“ ein. Wir lernten bald, dass
reflektierter Schall sehr hilfreich war, egal ob er durch schnalzen mit den
Fingern, durch Metallspitzen, die man damals zur Schonung der Schuhsohlen
und der Absätze aufnagelte oder später mit den Alukeramik-Halbkugeln an den
Langstöcken ausgesandt wurde. Und das machen wir heute noch so. Bewundet
haben wir einen unserer Mitschüler, der zwei Augenprothesen trug und einen
metallbereiften Handwagen, mit dem wir in der Mittagspause abwechselnd
fahrend und sitzend durchs Gelände brausten, mit hochgeklappter Deichsel um
die große Runde lenken konnte , ohne je anzustoßen und einen Mann, der als
blindes Kind so frei aufwuchs, dass er es schaffte, mit Anlauf über Hecken
und Zäune zu springen. 

Faszinierend, ja geheimnisvoll, kommt mir jedoch die Methode vor, aus dem
Zungen-Klick Bilder der Umgebung zu gewinnen. Darüber, wie man so etwas
trainiert und perfektioniert, möchte ich gerne mehr wissen. Schade, dass das
an mir vorbeiging. Weiß jemand mehr darüber als Schlagzeilen?

Viele Grüße 

Doubrava 

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