S-Bahn München will Lichtschranken abschaffen

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  • Date: Sat, 24 May 2014 07:59:49 +0200

Süddeutsche Zeitung

S-Bahn in München Aufstand der Lokführer

Es geht um wenige, aber sehr wertvolle Sekunden. Bislang haben Lichtschranken 
an den S-Bahn-Türen in München verhindert, dass Menschen, Tiere oder größere 
Gegenstände eingeklemmt werden. Um die Pünktlichkeit zu erhöhen, sollen die 
Fahrer die Türen künftig per Knopfdruck schließen. Doch die Zugführer weigern 
sich.

Unter den Lokführern der Münchner S-Bahn gibt es Widerstand gegen Pläne der 
Deutschen Bahn, das Verfahren zum Abfertigen der Züge zu verändern. "Die 
Stimmung ist bescheiden", berichtet ein Triebfahrzeugführer. Ein anderer 
ergänzt, mit der Umstellung des Abfertigungsverfahrens wolle die Bahn "die 
Verantwortung für die Sicherheit bei uns Lokführern abladen". Und Uwe Böhm, 
Bayern-Chef der Lokführergewerkschaft GDL, sagt, die Kollegen in den 
Führerständen seien "hochgradig verunsichert".

Worum geht es? Vor etwa einer Woche hatte S-Bahn-Chef Bernhard Weisser 
angekündigt, bei der S-Bahn das "zentrale Schließen" der Türen wieder 
einzuführen. Die Lokführer sollten künftig nicht mehr darauf warten, bis sich 
die Türen selbst schließen. Vielmehr soll der Lokführer zentral vom Führerstand 
aus per Knopfdruck die Zugänge verriegeln.

Bislang hatten Lichtschranken an den Türen verhindert, dass Menschen, Tiere 
oder größere Gegenstände eingeklemmt wurden. Bei dieser Abfertigungsmethode 
gingen aber aus Sicht der Bahn immer wieder wertvolle Sekunden verloren - die 
sich insbesondere im Berufsverkehr zu Verspätungen im Minutenbereich summierten.
Aufseher in Glaskanzeln überwachen die Türen

Deshalb hatte Weisser vor einiger Zeit in den Tunnelbahnhöfen das System 
geändert: Beim zentralen Schließen werden die Lichtschranken deaktiviert; im 
Gegenzug muss gewährleistet sein, dass der Lokführer alle Türen komplett 
überblicken kann - entweder über Monitore oder indem er aus dem Fenster nach 
hinten blickt. In den Tunnelbahnhöfen sitzen in der Hauptverkehrszeit zudem 
Aufseher in Glaskanzeln, die die Türen überwachen und dem Lokführer ein Signal 
zum Abfahren geben.

Pünktlichkeit bei der S-Bahn Achtung, Türen schließen schneller

Die S-Bahn in München will pünktlicher werden. Deswegen sollen in Zukunft die 
Stopps an den Haltestellen verkürzt werden. Damit das gelingt, gehen die Türen 
der Züge bald schneller zu.

Doch viele Lokführer setzen sich nun gegen die Dienstanweisung zur Wehr. Denn 
laut GDL-Chef Böhm sollen sie künftig an jedem Bahnsteig im gesamten Netz 
selbst entscheiden, ob sie die Türen zentral schließen oder weiter auf die 
Lichtschranken vertrauen. Es sei schon vorgekommen, dass Lokführer von 
Fahrgästen beschimpft und rüde auf die Möglichkeit zum zentralen Schließen 
hingewiesen wurden, sagt Böhm. "Das sorgt für viel Ärger und unnötigen Stress 
bei den Lokführern." Zudem sei eine S-Bahn mit bis zu 200 Metern Länge und 36 
Türen für einen Einzelnen nur schwer zu überschauen.

Weisser will daher an unübersichtlichen Bahnhöfen Kameras und Monitore 
installieren, um die Lokführer zu unterstützen. Aus GDL-Sicht reicht das aber 
nicht. Werde ein Fahrgast eingeklemmt oder verletzt, könne es sein, dass der 
dann Schadenersatz- und Schmerzensgeldansprüche gegen den Lokführer geltend 
mache, sagt Böhm. "Das Unternehmen aber ist dann aus dem Schneider."

Die Bahn indes versucht, den Unmut der Lokführer in der aktuellen Ausgabe ihrer 
Mitarbeiterzeitschrift zu dämpfen: "Ich kann mir keinen Fall vorstellen, in dem 
einen Triebfahrzeugführer der S-Bahn die Schuld an einem Einsteigeunfall 
zugesprochen wird, wenn er sich regelwerkskonform und situationsangemessen 
verhalten hat", wird dort ein leitender Mitarbeiter zitiert.

Doch genau darum geht es der Gewerkschaft - die Regeln so abzufassen, dass es 
nicht mehr im Ermessen des Einzelnen liegt, nach welchem Verfahren er den Zug 
abfahrbereit macht. Aus Sicht von GDL-Mann Böhm sollte die Bahn zum alten 
Verfahren zurückkehren. Oder zusätzliches Personal einstellen, das insbesondere 
in langen Zügen den Lokführer dabei unterstützt, sämtliche Türen zu überblicken.



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