Eine Bank wird zum Kunsterlebnis Wir genossen den regenfreien Nachmittag für einen Altstadtspaziergang. Am Unschlittplatz ruhten wir ein wenig aus. Meiner Frau fiel ein seitlich an der Bank befestigtes Kästchen auf, mit der Aufschrift Lies mich in Braille. Na ja, und das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich entnahm ein handliches Bändchen mit Spiralbindung und war erstaunt, einwandfreie Vollschrift zu lesen. Zwischen den Textseiten in Braille und in Schwarzschrift war die Geschichte von dem Mann mit den roten Strümpfen als Federzeichnung zu sehen. Eine Geschichte, die auf der Bank unter den Platanen am Unschlittplatz spielte und die aus der Ferne beobachtet, aufgeschrieben und Aufgezeichnet wurde, und die eine Wende nahm, als die Polizei einschritt. Wir redeten über die einfach erzählten Begebenheiten und die kunstvollen Zeichnungen und darüber, wie es dazu kam, dass diese Geschichte am Ort der Handlung den Leuten zugänglich ist und noch dazu in Braille. Unsere Fragen wurden von einer jungen Frau beantwortet, die uns ansprach und sich als Autorin des Textes und der Zeichnungen vorstellte. Sie heißt Somayeh Farzaneh und studiert in Nürnberg Kunst im öffentlichen Raum. Sie konnte von ihrem Fenster aus den Mann auf der Bank beobachten. Braille wählte sie zusätzlich, um auszudrücken, dass viele Menschen einfach blind sind für das Geschehen im öffentlichen Raum. Das Braille-System habe sie sich aus dem Internet geholt und mit einer Sticheltafel geschrieben. Ich habe selten eine so exakte Stichelschrift und ein so einwandfreies Braille gelesen. Wenn Sie dort vorbeikommen, gönnen Sie sich die Zeit und lesen Sie "Der Mann mit den roten Strümpfen" - eine Geschichte vom Unschlittplatz, erzählt in Brailleschrift und mit Federzeichnungen. Braille-Lesern das sind kaum 20% der blinden Menschen erschließt sich auch die Aussage der Zeichnungen durch eine exakte Situationsbeschreibung. Wer schlecht sieht, wird Mühe haben, die recht klein gehaltenen Texte zu lesen. Neu ist, dass Kunst im öffentlichen Raum auch Menschen darstellt, die es nicht zu Denkmälern und Brunnen gebracht haben. Mehr erfahren Sie von und über die Künstlerin am Montag, 10. Juni, beim BBSB am Bahnhofsplatz 6 in Nürnberg. Die Katholische Blinden- und Sehbehindertenseelsorge hat sie zu ihrem Treffen ab 14 Uhr eingeladen. Gustav Doubrava -- Mail an die Liste: <mailto:MobilInBayern@xxxxxxxxxxxxx> Austragen: <mailto:MobilInBayern-request@xxxxxxxxxxxxx?subject=Unsubscribe> Eintragen: <mailto:MobilInBayern-request@xxxxxxxxxxxxx?subject=Subscribe> Listenarchiv: <//freelists.org/archive/mobilinbayern> Homepage der Liste: <//freelists.org/webpage/mobilinbayern> Mail an die Moderatoren: <mailto:MobilInBayern-Moderators@xxxxxxxxxxxxx>