Hybridbusse bei der VAG in Nürnberg

  • From: "Gustav Doubrava" <gustav.doubrava@xxxxxxxxxxx>
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  • Date: Mon, 2 Apr 2012 20:29:29 +0200

Ein elektrisch leises Hallo in die mobile Runde, 

Der dieselelektrische Antrieb von Linienbussen verändert ihre
Wahrnehmbarkeit, insbesondere an den Haltestellen. 

Ich habe die VAG gebeten, dazu Stellung zu nehmen und meinerseits ein
akustisches Signal vorgeschlagen, dass immer dann gegeben wird, wenn sich
die Türen öffnen. Dieses Problem sollte gelöst werden, ehe eine größere Zahl
von Hybridfahrzeugen beschafft wird.

Die Reaktionen aus dem Kreis der blinden und sehbehinderten Fahrgäste sind
durchwegs positiv. Hier habe ich noch Informationen, die über die Artikel
der Tageszeitungen hinausgehen: 

VAG setzt Hybridbusse ein ? 
umweltschonende Technologie 

Ende Januar hat die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg 
zwei Busse mit dieselelektrischem Hybridantrieb für den 
Linieneinsatz im Nürnberger Busnetz erhalten. Seitdem 
standen für die neuen Busse Abnahmen und Testeinsätze im 
Nürnberger Stadtgebiet auf dem Programm. Nun werden die 
beiden Hybridbusse auch regulär im Linienbetrieb eingesetzt. 
Man erwartet, dass durch den Einsatz der Hybridtechnologie 
beim Fahren etwa 20 Prozent weniger Kraftstoff verbraucht 
werden, als bei konventionellen Stadtbussen. Dadurch 
wird auch der CO2-Ausstoß entsprechend reduziert. 
Zudem werden durch den Hybridantrieb die Schadstoffemissionen 
wie Feinstaub und Stickoxide verringert. So kann die 
Hybridtechnologie nachhaltig zur Schonung von Ressourcen 
und zur Verbesserung der Luftqualität beitragen. Damit setzt 
die VAG einmal mehr gezielt auf Innovation und praktizierten 
Klimaschutz. Und auf Regionalität ? die elektrischen Antriebskomponenten 
von Siemens und die Dieselmotoren von 
MAN stammen aus den Nürnberger Werken der beiden Konzerne 
in der Vogelweiherstraße. 

Hybridantrieb ? Wie funktioniert das? 

Jeder der beiden Hybridbusse hat zwei Elektromotoren und 
einen Dieselmotor. Die Elektromotoren treiben über ein 
Summiergetriebe gemeinsam den Bus an. Der Dieselmotor ? 
es handelt sich um einen serienmäßigen Common-Rail-
Dieselmotor nach EEV-Standard ? treibt lediglich einen 
Hochleistungsgenerator an, der wiederum den nötigen Strom 
für die Elektromotoren liefert. Die beiden Elektromotoren sind 
über eine Leistungselektronik mit einem Speichersystem für 
elektrische Energie auf dem Dach des Busses verbunden. 
Das Speichersystem besteht aus Hochleistungskondensatoren, 
sogenannten Ultracaps. Hier wird die Energie, die beim 
Bremsen des Busses gewonnen wird, als elektrische Energie 
gespeichert. Das nennt sich Rekuperation. Die gespeicherte 
Energie steht dem Bus dann zum Beschleunigen wieder zur 
Verfügung. Sie ermöglicht es, den Bus rein elektrisch von 
der Haltestelle abfahren zu lassen ? also fast geräuschlos 
und abgasfrei. Auch dynamische Leistungsspitzen werden 
über den elektrischen Energiespeicher abgedeckt. 
Solange ausreichend zwischengespeicherte Energie aus den 
Ultracaps zur Verfügung steht, ist kein Strom vom Generator 
nötig. Das bedeutet: Bereits, wenn der Bus sich einer Haltestelle 
nähert und bremst, wird der Dieselmotor abgestellt, 
und erst dann wieder angeworfen, wenn der Bus angefahren 
ist und die gespeicherte Energie verbraucht hat. Das Stoppen 
und Starten des Dieselmotors ? zum Beispiel an Haltestellen 
und Ampeln ? erfolgt automatisch. In Hybridbussen 
können dank der zusätzlichen Leistung, die vom Energiespeicher 
zur Verfügung gestellt wird, schwächere, verbrauchsoptimierte 
Dieselmotoren eingesetzt werden, als 
beim konventionellen Antrieb. Das verringert wiederum 
Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß. 

Einsatz überwiegend im Stadtgebiet 

Die VAG hatte für den Hersteller MAN die Hybridbusse bereits 
in der Entwicklungsphase erprobt. Dabei gelangte man 
zu der Erkenntnis, dass die Kraftstoffeinsparungen beim 
Hybridantrieb vom Einsatzprofil abhängig sind. Das größte 
Einsparpotential gibt es beim Einsatz auf Linien im Innenstadtbereich, 
da es hier mehr Bremsvorgänge gibt, also einen 
höheren Stop-and-go-Anteil, als etwa im ländlichen Bereich, wo die Abstände
zwischen einzelnen Haltestellen oft 
größer sind und die Busse längere Strecken fahren, ohne zu 
bremsen. Daher werden die Hybridbusse bei der VAG 
schwerpunktmäßig auf den Linien 36 (Plärrer ? Doku-
Zentrum), 46 (Heilig-Geist-Spital ? Martha-Maria-Krankenhaus), 
65 (Röthenbach ? Mögeldorf) und 67 (Frankenstraße ? Fürth Hauptbahnhof)
eingesetzt. 

Vorteile für Bevölkerung und Fahrgäste 

Für die Fahrgäste bieten Hybridbusse den Vorteil, dass sich 
gegenüber Dieselbussen der Fahrkomfort spürbar erhöht. 
Der Elektroantrieb kommt nämlich ohne Getriebestufen aus 
und beschleunigt dadurch gleichmäßig und ohne Schaltstöße. 

Busflotte mit guter Umweltbilanz 

Mit der Inbetriebnahme der beiden Hybridbusse verfolgt die 
VAG ihren Weg konsequent weiter, den Energieverbrauch 
und die Emissionen auch beim Busbetrieb zu senken. Sie 
unterstützt seit langem regelmäßig die Hersteller bei der 
Entwicklung neuer oder optimierter Antriebssysteme. Überhaupt 
kann sich die Umweltbilanz der VAG-Busflotte in 
Nürnberg sehen lassen: 74 Prozent der 190 Busse entsprechen 
inzwischen der seit 2009 gültigen Euro-5-Norm oder 
übertreffen diese sogar. So erfüllen alle Erdgasbusse, die die 
VAG ab dem Jahr 2000 angeschafft hat, die noch strengeren 
EEV-Standards. Und auch bei den Dieselbussen ist die Entwicklung 
nicht stehen geblieben: Bereits 47 Prozent entsprechen 
dem EEV-Standard. Aktuell sind in Nürnberg auch erste 
Feldversuchsfahrzeuge mit Diesel- oder Erdgasantrieb 
unterwegs, die bezüglich ihrer Abgaswerte die Euro-6-Norm 
einhalten. Diese gilt ab 2014 für Neufahrzeuge. 

Ein Blick zurück 

Die VAG hat auch in der Vergangenheit immer wieder eine 
Vorreiterrolle eingenommen, wenn es darum ging, neue Antriebstechnologien 
zu testen und einzusetzen. So wurde beispielsweise 
der erste deutsche Erdgasbus in Nürnberg erprobt. 
Um das Energiesparpotenzial zu untersuchen, das 
durch die Speicherung von Bremsenergie eines Tages erreicht 
werden könnte, wurde bei der VAG bereits 1998 ein 
dieselelektrischer Bus eingesetzt. Dieser konnte die Bremsenergie 
zwar noch nicht speichern, dafür wurde das zu gewinnende 
Energiepotenzial gemessen. Außerdem hat die 
VAG im Jahr 2001 als erstes Verkehrsunternehmen 
Deutschlands sechs Monate lang einen Brennstoffzellenbus 
im Linienbetrieb eingesetzt und 2001 und 2005 im Rahmen 
des Projekt DE-HyStor-Bus Hybridantriebssysteme mit Dieselmotoren 
für den innerstädtischen Einsatz in Nürnberg 
erprobt. Im Rahmen des IDEAS-Projektes (Innovativer diesel-
elektrischer Hybridantrieb für Stadtbusse) wurde der Prototyp 
des heutigen MAN Lion?s City Hybrid von Juli 2007 bis 
Juni 2008 ausgiebig im realen Erprobungsbetrieb bei der 
VAG getestet und optimiert. 

Doubrava 

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