Wo behinderte Menschen an Barrieren stoßen
(Quelle: Augsburger Allgemeine vom 07.08.2016)
Bei einem Rundgang mit der SPD entdecken Betroffene in Pfersee zahlreiche
Gefahrenpunkte.
Pfersee Geht man als Fußgänger durch Pfersee, könnte man auf den ersten
Blick meinen, dass sich hier Menschen mit Behinderungen gut zurechtfinden.
Ein Rundgang der Stadtteil-SPD Pfersee mit Mitgliedern des
Behindertenbeirats deckte jedoch viele Schwachstellen und Gefahrenpunkte
auf.
An der Kreuzung bei der Herz-Jesu-Kirche gibt es zwar mittlerweile aufgrund
einer Initiative von Schülern der Hans-Adlhoch-Schule in allen Richtungen
ein akustisches Signal für Blinde. Angeregt durch einen Unterrichtsbesuch
von Marion Brülls, die im Stadtteil die Wohneinrichtung und Förderstätte für
blinde und sehgeschädigte Menschen leitet, machten sich die Mädchen und
Buben in einem Brief an Oberbürgermeister Kurt Gribl für ein Umrüsten der
Ampelanlage stark. Sie gibt jetzt auch akustische Signale, wenn die Ampel
auf Grün schaltet.
Gehsteig zu stark abgesenkt
Beim Rundgang stellte sich jetzt aber heraus, dass das Signal auf der
Südseite zu leise ist, um im Verkehrslärm gehört zu werden. Manuel Rodriguez
vermisst zudem ein Leitsystem im Boden, damit Blinde den Übergang finden
können und rechtzeitig am Fahrbahnrand stehen bleiben; hier sind die
Gehsteige nämlich so stark abgesenkt, dass sie mit dem Blindenstock nicht
mehr getastet werden können.
Die 2002 neu gestaltete Straßenbahnhaltestelle ist zwar barrierefrei, das
Blindenleitsystem weist aber aus Sicht der Experten zu enge Rillen auf und
kann deshalb mit den heute üblichen Blindenstöcken kaum mehr genutzt werden.
Im Bereich der nahe gelegenen Packstation sind die Platten so schlecht
verlegt, dass sie eine Stolperfalle nicht nur für Blinde darstellen, wurde
beim Rundgang moniert.
Anlass zu klagen gibt es auch an der Haltestelle Pfersee. Die
Brunnenbachstraße muss ungesichert überquert werden. Das akustische Signal
an der Ampel über die Fröbelstraße und Stadtberger Straße ist erst zu hören,
wenn der Blinde den Taster betätigt. Dazu muss er erst einmal den Ampelmast
finden, was ohne ein Leitsystem - das auch hier fehlt - kaum zu schaffen
ist. An der Haltestelle Bürgermeister-Bohl-Straße existiert nur ein taktiler
Blindensignalgeber, ein akustisches Signal gibt es nicht.
Treppe mit fünf Stufen
Zuvor schaute sich die Gruppe unter Leitung des Pferseer Bezirksrats Volkmar
Thumser das Bürgerhaus Pfersee und das Jugendhaus Linie 3 an - von außen,
denn beide Häuser sind durch Treppenstufen für Rollstuhlfahrer und
Gehbehinderte nicht nutzbar. Elisabeth Murr aus Pfersee, die jahrelang
Mitglied des Spielekreises im Bürgerhaus war, kann jetzt nur noch mitmachen,
wenn der Kreis sich auf der Wiese hinter dem Bürgerhaus trifft. Von Herbst
bis Frühling und an Regentagen bleibt sie ausgeschlossen. Der Winter ist für
Elisabeth Murr überhaupt schwer, seit sie auf einen Elektrorollstuhl
angewiesen ist. Im Bereich ihrer Wohnung am Mittleren Weg gibt es zum Teil
keine, zum Teil so enge Gehsteige, dass sie auf der Straße fahren muss, die
bei Eis und Schnee nicht geräumt und gestreut wird. Schlusspunkt der Tour
war der neue Rewe an der Stadtberger Straße, der über eine
behindertengerechte Toilette verfügt. Der Fußgängerzugang führt aber über
eine Treppe mit fünf Stufen. Rollstuhl- und Rollatorfahrer kommen nur über
die Autozufahrt in den Supermarkt, was zu Gefahrensituationen führt. Volkmar
Thumser wird die Mängelliste über die Stadträtinnen Angela Steinecker und
Anna Rasehorn der Stadt zuleiten und Verbesserungen von ihr wie auch von
Geschäftsleuten einfordern.
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