Baustelle Bahnhofstunnel: Jetzt wird es kritisch
(Quelle: Augsburger Allgemeine vom 04.08.2017)
Das Projekt Bahnhofstunnel kommt jetzt in seine kritischste Phase. Die
Mauern des Bahnhofsgebäudes werden im Erdgeschoss abgebrochen. Was sich für
die Fahrgäste ändert. Von Stefan Krog
Dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude steht in den kommenden Jahren eine
Belastungsprobe bevor: In der Bahnhofshalle, die seit Mai für Fahrgäste
gesperrt ist, laufen inzwischen Erkundungsbohrungen für den Bau des
Bahnhofstunnels. Während der Bauarbeiten unter dem Gebäude, die wohl bis
2020/21 dauern werden, müssen die Außenwände der Bahnhofshalle bis auf eine
Höhe von 2,5 Metern abgetragen werden - das Zentralgebäude wird in dieser
Zeit auf einer provisorischen Konstruktion aus Stahlstützen "schweben". Um
der Fassade zum Bahnhofsvorplatz mehr Stabilität zu verleihen, wurden die
Fenster in den oberen Stockwerken inzwischen mit Ziegelsteinen zugemauert.
Das soll der Mauer mehr Steifigkeit geben.
Die heikelste Bauphase
Die Bauphase, die vorbereitet wird, ist wohl die heikelste im ganzen
Projekt, das 2023 nach elf Jahren Bauzeit abgeschlossen werden soll. Der
Bahnhofstunnel für die Tram, der inzwischen fast bis an die Grundmauern des
Bahnhofsgebäudes reicht, muss unter dem Bau durchgeführt werden, ohne dass
dieser Schaden nimmt. Dazu muss in den kommenden Wochen erst einmal der
Untergrund verfestigt werden, indem mit Hochdruck Zement bis in eine Tiefe
von etwa 15 Metern ins Erdreich gespritzt wird.
Dafür laufen gerade Probebohrungen in der Bahnhofshalle - wo vor zweieinhalb
Monaten noch tausende Pendler täglich durchgingen, haben die Bauarbeiter das
Sagen. "Die Herausforderung ist, dass wir hier wenig Platz haben", sagt
Oberbauleiter Lars Horn. Platz für eine Bohrmaschine, die 15 Meter lange
Betonpfähle wie auf dem Bahnhofsvorplatz in die Tiefe treiben kann, ist hier
nicht. Stattdessen werden die Stadtwerke unterirdisch graben müssen mit
Minibaggern, die mit teils zwei Metern Raumhöhe operieren müssen, weil zur
Absicherung der unterirdischen Grube Stahlstreben zwischen die Betonwände
gezogen werden müssen. Das Erdreich wird dann mit Lkw über die Rampe des
bestehenden Tunnelteils in der Halderstraße abgefahren. Bis es soweit ist,
wird es aber noch dauern. Vorher bekommt die Bahnhofshalle einen neuen
Boden, der gleichzeitig die Decke des oberen Tunnelstockwerks ist.
Hauptbahnhof Augsburg: Das Gebäude muss unbeschadet bleiben
Eine der großen Herausforderungen wird es sein, dafür zu sorgen, dass das
Bahnhofsgebäude unbeschadet bleibt, während unten gebohrt und gegraben wird.
Dafür wird das Stahlgerüst, auf dem das Gebäude während der Bauphase liegt,
mit hydraulischen Pressen ausgestattet. "Sie können Hebungen und Setzungen
ausgleichen", sagt Horn. Ausgebaut werden muss für die Bauarbeiten eine
eiserne Wendeltreppe, die ins Obergeschoss des Bahnhofsgebäudes führt - sie
ist Teil des Denkmals. Bereits eingelagert ist ein Teil des Bahnhofsvordachs
mit seinen Eisensäulen. Mit dem Denkmalschutz ist das alles abgesprochen.
Auf Reisende kommt die nächste Änderung am Sonntag, 13. August, zu. Nachdem
die Haupthalle im Mai gesperrt und die Geschäfte in Container ausgelagert
wurden, steht jetzt auch die Sperrung der Mittelunterführung unter den
Bahngleisen an. Sie wird bis 2023 durch eine neue deutlich breitere
Fußgängerunterführung mit Bahnsteigzugang ersetzt, die ins Thelottviertel
durchgestochen wird. Unterhalb dieser Ebene fährt dann die Tram, die eine
unterirdische Haltestelle bekommt und nicht mehr durch die Pferseer
Unterführung rollt. Die Kosten für Bau und Planung liegen nach einer
aktuellen Rechnung bei knapp 160 Millionen Euro, mit bestimmten Nebenkosten
bei 193 Millionen.
Mehr Platz für den Nahverkehr
Die Sperrung des Mitteltunnels ist im Zuge der Vorarbeiten für den neuen
sechsten Bahnsteig nötig. Dieser Bahnsteig F wird künftig mehr Platz für den
Nahverkehr bieten und dient in den kommenden Jahren als Ausweichbahnsteig,
wenn wegen der Tunnelarbeiten pro Jahr jeweils ein Bahnsteig vorübergehend
gesperrt werden muss. Näheres zum Ablauf will die Bahn demnächst bekannt
geben. Fahrgäste kommen ab 13. August nur noch über den südlichen Tunnel und
den neu eröffneten Posttunnel zu den Zügen. Seit Mai wurde der Mitteltunnel
aber ohnehin weniger genutzt, weil der Weg durch die zentrale Wartehalle
versperrt war.
--
Mail an die Liste: <mailto:MobilInBayern@xxxxxxxxxxxxx>
Austragen: <mailto:MobilInBayern-request@xxxxxxxxxxxxx?subject=Unsubscribe>
Eintragen: <mailto:MobilInBayern-request@xxxxxxxxxxxxx?subject=Subscribe>
Listenarchiv: <//freelists.org/archive/mobilinbayern>
Homepage der Liste: <//freelists.org/webpage/mobilinbayern>
Mail an die Moderatoren: <mailto:MobilInBayern-Moderators@xxxxxxxxxxxxx>