[coloRadio] Programm am 8. Februar 2001

  • From: coloradio@xxxxxxxxxxxxxxx
  • To: infomail <coloradio@xxxxxxxxxxxxx>
  • Date: Tue, 06 Feb 2001 19:30:26 +0100

coloRadio-Programm am 8. Februar 2001

20.00   Magazin
was uns diese Woche wichtig ist, u.a.:
-- Bericht von der Sitzung des Dresdner Stadtrates
-- Ärger um den Wahlausschuß zur Kommunalwahl

21.00   coloRadio-Spezial zum 13. Februar: Antisemitismus und 
Nationalsozialismus
Jedes Jahr am 13. Februar wird in Dresden dem Angriff von 1945 gedacht. Während 
die Opfer der Bombenangriffe auf die Stadt beweint werden, vergisst man gerne 
die Opfer des Nationalsozialismus, allen voran die Jüdinnen und Juden, die auch 
in Dresden verfolgt, erniedrigt und schließlich ermordet wurden. An sie 
erinnert diese coloRadio-Sendung. Zu hören sein werden zum einen ein Vortrag 
von Moishe Postone zum Verhältnis von Nationalsozialismus und Antisemitismus 
und zum anderen kurze Auszüge aus den Tagebüchern von Viktor Klemperer, den die 
Bombenangriffe des 13. Februar 1945 vor der Deportation in den Tod gerettet 
haben. (Details zum Vortrag von Postone siehe unten.***)
[Der Grünschiß entfällt diese Woche.]

22.30  Slawterhaus
So heißt eine internationale Band zwischen den Stühlen von Free Jazz, 
Avantgarde-Rock und Noise Art. Neben Musik von ihren beiden CDs gibts in der 
Sendung ein Interview mit dem Teilzeit-Dresdner Dietmar Diesner, Saxophonist 
von Slawterhaus.

23.00  mechlabor - plattform für experimentelles radio
abfluß. ungeführtes zusammenführen, manchmal auch unter strom. bitte werfen sie 
sich ins kalte wasser: musiker/lyriker/gäste. (http://move.to/mechlabor)
 
(24.00   sendeschluss)

****************************
***Moishe Postone: ?Antisemitismus und Nationalsozialismus?:
Ende der siebziger Jahre veröffentlichte Moishe Postone einen Aufsatz 
?Antisemitismus und Nationalsozialismus?, der seit geraumer Zeit für die 
Diskussionen innerhalb der Linken in Deutschland sehr bedeutsam geworden ist. 
In diesem Aufsatz versucht Postone, den Antisemitismus der Nazis mit ihrem 
?antikapitalistischen? Selbstverständnis zu erklären: Was die deutschen Nazis 
mit den Jüdinnen und Juden in den Konzentrationslagern vernichten wollten, war, 
so Postone, die abstrakte Dimension des Kapitalismus: das Geld, das 
Finanzkapital, oder einfach: der Wert. So ist auch zu verstehen, warum sich der 
nationalsozialistische ?Antikapitalismus? zwar gegen die Börse, das Geld usw. 
richten konnte, aber das Industriekapital und die ganze Sphäre der Produktion 
die konkrete Dimension des Kapitalismus unangetastet ließ. ?Auschwitz war eine 
Fabrik zur -?Vernichtung des Werts?, das heißt zur Vernichtung der 
Personifikation des Abstrakten. Seine Organisation war die eines teuflischen 
industriellen Prozesses mit dem Ziel, das Konkrete vom Abstrakten zu 
?befreien??, schrieb Postone seinerzeit. Bedeutsam für die Diskussion innerhalb 
der Linken in Deutschland ist der Aufsatz deshalb geworden, weil sich an 
Postones Ansatz die Frage anschließt, ob innerhalb der deutschen Linken ein 
ähnlicher ?fetischisierter Antikapitalismus? existiert und ob der 
Antisemitismus, den es innerhalb der Linken gibt, auf einen solchen 
?Antikapitalismus? zurückzuführen ist. 
Im Juli des vergangenen Jahres hat Moishe Postone in Berlin auf Einladung der 
Initiative Kritische Geschichtspolitik (IKG) noch einmal einen Vortrag zu 
?Antisemitismus und Nationalsozialismus? gehalten. Anlass dafür war, dass die 
IKG die Ausstellung ?Betrifft: Aktion 3. -  Deutsche verwerten jüdische 
Nachbarn?, die die Enteignung der zu deportierenden Jüdinnen und Juden und die 
Versteigerung ihres Besitzes unter Deutschen dokumentiert, ins Rathaus 
Kreuzberg geholt hatte; im Begleitprogramm wollte die IKG klären, inwieweit bei 
diesen Verbrechen der Antisemitismus der Deutschen eine Rolle spielte. Wir 
bringen einen Mitschnitts seines etwa einstündigen Vortrags an der 
Humboldt-Universität Berlin den das Freie Sender Kombinat Hamburg angefertigt 
hat.

****************************

infomail abbestellen: mailto:coloradio-request@xxxxxxxxxxxxx?subject=unsubscribe



   Infos zum Unterstützen von coloRadio:
          
mailto:coloradio@xxxxxxxxxxxxxxx?subject=ich_will_infos_zur_alternativen_rundfunkgebühr

   Programm per infomail:
          mailto:coloradio-request@xxxxxxxxxxxxx?subject=subscribe

        coloRadio
        Radio-Initiative Dresden e. V.
        Jordanstr. 5
        01099 Dresden

        Büro:   +49+351+3179225
        Fax:    +49+351+3179226
        Studio: +49+351+3179227

        coloradio@xxxxxxxxxxxxxx
        http://www.freie-radios.de/coloradio



Other related posts:

  • » [coloRadio] Programm am 8. Februar 2001