coloRadio-Programm am 8. Februar 2001 20.00 Magazin was uns diese Woche wichtig ist, u.a.: -- Bericht von der Sitzung des Dresdner Stadtrates -- Ärger um den Wahlausschuß zur Kommunalwahl 21.00 coloRadio-Spezial zum 13. Februar: Antisemitismus und Nationalsozialismus Jedes Jahr am 13. Februar wird in Dresden dem Angriff von 1945 gedacht. Während die Opfer der Bombenangriffe auf die Stadt beweint werden, vergisst man gerne die Opfer des Nationalsozialismus, allen voran die Jüdinnen und Juden, die auch in Dresden verfolgt, erniedrigt und schließlich ermordet wurden. An sie erinnert diese coloRadio-Sendung. Zu hören sein werden zum einen ein Vortrag von Moishe Postone zum Verhältnis von Nationalsozialismus und Antisemitismus und zum anderen kurze Auszüge aus den Tagebüchern von Viktor Klemperer, den die Bombenangriffe des 13. Februar 1945 vor der Deportation in den Tod gerettet haben. (Details zum Vortrag von Postone siehe unten.***) [Der Grünschiß entfällt diese Woche.] 22.30 Slawterhaus So heißt eine internationale Band zwischen den Stühlen von Free Jazz, Avantgarde-Rock und Noise Art. Neben Musik von ihren beiden CDs gibts in der Sendung ein Interview mit dem Teilzeit-Dresdner Dietmar Diesner, Saxophonist von Slawterhaus. 23.00 mechlabor - plattform für experimentelles radio abfluß. ungeführtes zusammenführen, manchmal auch unter strom. bitte werfen sie sich ins kalte wasser: musiker/lyriker/gäste. (http://move.to/mechlabor) (24.00 sendeschluss) **************************** ***Moishe Postone: ?Antisemitismus und Nationalsozialismus?: Ende der siebziger Jahre veröffentlichte Moishe Postone einen Aufsatz ?Antisemitismus und Nationalsozialismus?, der seit geraumer Zeit für die Diskussionen innerhalb der Linken in Deutschland sehr bedeutsam geworden ist. In diesem Aufsatz versucht Postone, den Antisemitismus der Nazis mit ihrem ?antikapitalistischen? Selbstverständnis zu erklären: Was die deutschen Nazis mit den Jüdinnen und Juden in den Konzentrationslagern vernichten wollten, war, so Postone, die abstrakte Dimension des Kapitalismus: das Geld, das Finanzkapital, oder einfach: der Wert. So ist auch zu verstehen, warum sich der nationalsozialistische ?Antikapitalismus? zwar gegen die Börse, das Geld usw. richten konnte, aber das Industriekapital und die ganze Sphäre der Produktion die konkrete Dimension des Kapitalismus unangetastet ließ. ?Auschwitz war eine Fabrik zur -?Vernichtung des Werts?, das heißt zur Vernichtung der Personifikation des Abstrakten. Seine Organisation war die eines teuflischen industriellen Prozesses mit dem Ziel, das Konkrete vom Abstrakten zu ?befreien??, schrieb Postone seinerzeit. Bedeutsam für die Diskussion innerhalb der Linken in Deutschland ist der Aufsatz deshalb geworden, weil sich an Postones Ansatz die Frage anschließt, ob innerhalb der deutschen Linken ein ähnlicher ?fetischisierter Antikapitalismus? existiert und ob der Antisemitismus, den es innerhalb der Linken gibt, auf einen solchen ?Antikapitalismus? zurückzuführen ist. Im Juli des vergangenen Jahres hat Moishe Postone in Berlin auf Einladung der Initiative Kritische Geschichtspolitik (IKG) noch einmal einen Vortrag zu ?Antisemitismus und Nationalsozialismus? gehalten. Anlass dafür war, dass die IKG die Ausstellung ?Betrifft: Aktion 3. - Deutsche verwerten jüdische Nachbarn?, die die Enteignung der zu deportierenden Jüdinnen und Juden und die Versteigerung ihres Besitzes unter Deutschen dokumentiert, ins Rathaus Kreuzberg geholt hatte; im Begleitprogramm wollte die IKG klären, inwieweit bei diesen Verbrechen der Antisemitismus der Deutschen eine Rolle spielte. Wir bringen einen Mitschnitts seines etwa einstündigen Vortrags an der Humboldt-Universität Berlin den das Freie Sender Kombinat Hamburg angefertigt hat. **************************** infomail abbestellen: mailto:coloradio-request@xxxxxxxxxxxxx?subject=unsubscribe Infos zum Unterstützen von coloRadio: mailto:coloradio@xxxxxxxxxxxxxxx?subject=ich_will_infos_zur_alternativen_rundfunkgebühr Programm per infomail: mailto:coloradio-request@xxxxxxxxxxxxx?subject=subscribe coloRadio Radio-Initiative Dresden e. V. Jordanstr. 5 01099 Dresden Büro: +49+351+3179225 Fax: +49+351+3179226 Studio: +49+351+3179227 coloradio@xxxxxxxxxxxxxx http://www.freie-radios.de/coloradio