...hier noch zwei links zur Situation an den Hochschulen: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.forscheralltag-die-aufgaben-junger-forscher.5577686b-66cc-4486-961a-518d0fcf928c.html https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-gute-arbeit-in-der-wissenschaft Viele Grüße Tilo Grätz ________________________________ Von: Andreas Schlothauer <schlothauer@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx> An: bfe@xxxxxxxxxxxxx Gesendet: 13:04 Mittwoch, 17.September 2014 Betreff: [bfe] Re: Kommentar zu meiner Mail von vorhin Lieber Thorolf ganz richtig was Du in Bezug auf den Zynismus schreibst. Ich habe (glücklicherweise) lange in der „normalen" Wirtschaft gearbeitet. Dort werden meist anständige Löhne gezahlt, fast immer gibt es Mindestlöhne und Arbeitnehmerrechte. Der Kultur- und Kunstbereich ist durchseucht von einem Ausbeutungssystem, das mich immer wieder an Feudalismus erinnert. Wer eine der staatlichen Stellen ergattert hat (meist sind es nicht einmal die Besten), spielt Fürst oder Kaiser. umgeben vom gemeinen Volk (die keine Stelle haben) der „Freien“. Der Stelleninhaber macht kaum etwas anderes, als Arbeit und Budgets auf diese „Freien“ zu verteilen, bei Reduktion seiner eigenen Arbeit gegen Null. Die Ergebnisse der Arbeit vermehren natürlich den Ruhm des Stelleninhabers. Fazit: ich habe selten faulere und kaputtere Arbeitsstrukturen wie im Bereich Kultur und Kunst kennen gelernt. Fürchterlich! Da schimpfe keiner mehr auf die Wirtschaft, die ist Jahrhunderte voraus. Und das HuFo? Ist doch schon seit Beginn klar, dass da nichts neues rauskommt. Kritik wird nicht wahrgenommen. Das Revival preussischer Selbstverliebtheit und Arroganz. Die geplante Fassade ist eindeutig genug. Falls es dich interessiert. http://andreasschlothauer.com/texte_hufo.html besonders http://andreasschlothauer.com/texte/kk5_humboldt_forum_4.pdf Übrigens kann ich Dich/Euch nur noch mal bitten einen Artikel zum BfE und diesem Thema zu schreiben, veröffentlichen werde ich diesen in Kunst&Kontxt sehr gern. herzlicher Gruß Andreas Schlothauer Am 17.09.2014 um 12:31 schrieb Thorolf Lipp <lipp@xxxxxxxxxxxxxxx>: Liebe Jutta, liebe Kerstin, Danke für's Feedback. Ich finde, dass wir in jedem Fall deutlich machen müssen, dass sich hier ein Bundesverband formiert hat und dass die üblichen Anfragen nach unbezahlter Rechercheleistung nicht mehr hingenommen werden. Daher der Verweis auf den bfe. Die Zeit-Kollegin hat parallel offenbar Kerstin angeschrieben. Deswegen müssen wir in solchen Fällen miteinander in Austausch stehen und wissen, wie wir damit umgehen. Das ist für mich einer der Gründe für die Mitgliedschaft im bfe und für die VIELE (!) Arbeit, die ich (und andere) hier investiert haben. Der Hinweis, ich sei Vorstandsmitglied war so gemeint, dass ich schlecht Wein predigen und Wasser trinken kann, als Vorstandsmitglied also nochmals mehr Verantwortung für die Umsetzung unserer Ziele trage. Ich widerspreche Dir, liebe Kerstin, was Dein Ruf nach (vermeintlicher) Sachlichkeit anbelangt. Das gesamte System ist zynisch bis ins Mark. Das hat in erster Linie mit einem Mangel an Mitteln zu tun, der sich jedoch nicht in Luft auflöst, nur weil man sachlich ist. Wenn Du heute einen sachlich begründeten Kostenvoranschlag für ein Kultur- und/ oder Filmprojekt einreichst, lachen Dich die Geldgeber aus mit der Begründung, dafür sei ohnehin kein Geld da und Du machst es entweder für die Hälfte oder gar nicht. So ist es eigentlich immer. Übrigens ist auch das hochgelobte Humboldt Forum da keine Ausnahme, im Gegenteil. Ich kenne alle diese Debatten leider nur zu gut aus meiner Vorstandstätigkeit in der AG DOK, da kann mir niemand glaubhaft das Gegenteil versichern. Nein, ich glaube, dass wir nur durch konsequentes Hinweisen auf den offensichtlichen Zynismus in diesem System bzw. durch Boykott zumindest Teilerfolge erzielen können. Die AG DOK hat zwei Jahrzehnte versucht, durch Gespräche Konsenslösungen zu erreichen. Seit einiger Zeit suchen wir immer öfter die gerichtliche Auseinandersetzung - und der Erfolg gibt uns Recht. Freiwillig geben gerade die großen Institutionen gar nichts her. Herzliche Grüße Thorolf ----------------------------------------- <Arcadia_Logo_klein.jpg> Thorolf LippArcadia Filmproduktion · Sickingenstr. 4 · 10553 Berlin Tel: +49-(0)30-34391420 · Mobile +49 (0)151-25228391lipp@xxxxxxxxxxxxxxx· www.arcadia-film.de · www.thorolf-lipp.de Am 17.09.2014 00:59, schrieb Jutta Schmidt Machado: Lieber Thorolf, ich fand die Antwort sehr richtig und berechtigt! Die Bildkommentare müssen schon gut recherchiert werden, was auch seinen Preis hat. Übrigens hatte die Emma 3/2014 einige Bilder von Jimmy Nelson aus dieser Reihe abgedruckt; mit sehr oberflächlichen Begleittexten. Ich bin leider nicht dazu gekommen, eine LeserInnen-Mail zu schreiben, obwohl ich diese "Suche nach dem edlen Wilden" und die "Glasglockenromantik" furchtbar finde. Ich persönlich würde sehr vorsichtig mit solchen Aufträgen umgehen (die Konditionen müssen klar sein), weil ich eher negative Erfahrungen mit der Presse gemacht habe. Beste Grüsse aus São Paulo, Jutta On 16-09-2014 19:11, Thorolf Lipp wrote: Liebe Kolleg_innen, ein kurzer Kommentar zu meiner Mail von vorhin: ich bin heute nachmittag von einer selbsternannten "Redakteurin" des Zeit-Wissen Magazins angerufen worden, die mich im Internet gefunden hat. Tatsächlich ist die junge Dame keine "Redakteurin", sondern studiert Journalistik und ist Praktikantin oder Volontärin. Auch das ist heute übrigens die Regel, gerade bei derartigen Kulturthemen, die man offenkundig nicht für wirklich wichtig hält. Kann jeder machen... Ich würde gerne mal versuchen eine Diskussion darüber zu führen, wie wir mit solchen Anfragen umgehen. Ich bin mir relativ sicher, dass sich die ZEIT diese Art der Recherche nichts kosten lassen möchte. Und de facto passiert dann genau das, was ich geschrieben habe. Im Zweifelsfall erfindet halt irgendwer irgendwas. Passiert so oder so ähnlich dauernd. Kann keiner nachprüfen. Man kann nun der Ansicht sein, meine Formulierung sei polemisch gewesen. Tatsächlich mache ich fast jeden Tag die Erfahrung, dass mein Wissen im journalistischen Kontext nichts wert ist. (Dass die rosigen Zeiten im Journalismus längst auch für die Journalisten vorbei sind, steht jetzt mal auf einem anderen Blatt und ändert nichts an der Problematik...). Abgesehen davon, dass schon die Natur der Anfrage thematisch problematisch ist (der Photograph ist: http://www.jimmynelson.com/) finde ich es schon berechtigt, der Kollegin zumindest mal deutlich zu machen, dass sie einfach nicht per se von unbezahlter Beratung ausgehen kann, was sie de facto aber tut. Und genau das erlebe ich in der Medienbranche jeden Tag. Und deswegen habe ich da nicht mehr allzuviel gute Laune, denn für mich als Kulturproduzenten (und viele, viele meiner Kollegen) stellt diese Grundhaltung nicht mehr und nicht weniger als eine existentielle Bedrohung dar. Klar ist, dass sich GAR nichts ändern wird, wenn wir als Freiberufler nicht konsequent und systematisch solche Anfragen berechnen. Aber vielleicht seht Ihr das anders, ich bin gespannt auf Beiträge. Herzliche Grüße Thorolf P.S.: Noch eine Anmerkung: wir haben letzte Woche herausgefunden, dass auf freelist.org Beiträge archiviert werden und prinzipiell im Netz einsehbar sind (wenn man ganz genau weiss, wonach man sucht). Ich selbst habe hier vermutlich die meisten Themen gepostet und kann mich NICHT finden. Es muss also jeder selbst wissen, ob er mit dieser Form der Halböffentlichkeit zurecht kommt oder nicht nicht bis wir ggf. eine andere Lösung gefunden haben. Mir fehlt dazu im Moment die Zeit, aber vielleicht fühlt sich ja sonst jemand hier berufen, nach einem anderen kostenlosen Postlisten-Provider Ausschau zu halten? Das wäre prima! ----------------------------------------- <Mail-Anhang.jpeg> Thorolf Lipp Arcadia Filmproduktion · Sickingenstr. 4 · 10553 Berlin Tel: +49-(0)30-34391420 · Mobile +49 (0)151-25228391lipp@xxxxxxxxxxxxxxx· www.arcadia-film.de · www.thorolf-lipp.de